Raubtiere
Raubtiere auf Banknoten
Es hauste einst der braune Bär
In ganz Europa ungefähr.
Im Lauf der Zeiten freilich schwand
Er sogar aus dem Alpenland,
Angeblich wegen seinem Schaden.
Der letzte fiel in Berchtesgaden.
Gewiß, ein Bär bringt wenig Nutzen,
Man schoß ihn ab in den Abruzzen.
Als Kinder in der Schul wir lernten,
Es gäbe Bären noch in Kärnten.
Doch hat nun dort auch längst man jetzt
Den letzten Meister Petz verpetzt.
Der Eisbär haust am kalten Pol,
Und ohne allen Alkohol!
Doch schwimmt auch gut und geht zu Fuß
Oft weit Ursus maritimus.
Die Redensart ein jeder kennt:
Spricht man vom Wolf, kommt er gerennt.
Und wer Lateinisch kann, sagt da: "Ecce! Lupus in fabula!"
In Deutschland Wölfe nicht mehr leben,
Doch ists von Wölfen ganz umgeben.
In Frankreich sind sie zwar im Sterben,
Doch bei den Polen, bei den Serben,
In Rußlands weiten Steppen gar,
Da wimmelt es ganz schauderbar.
Von dem gefährlichen Gelichter.
Und Jäger, Reisende und Dichter -
Münchhausen etwa, der Baron -
Berichteten uns immer schon,
Treu schildernd Rußlands Art und Sitten,
Daß winters hinter jedem Schlitten,
Sogar durch Städte quer hindurch -
Natürlich nicht grad Petersburg -
Von Wölfen mindestens fünf Dutzend,
Herhetzten, so, daß weg sie putzend,
Neuladend, schnaufend, Wodka saufend,
Beschäftigt warn die Leute laufend.¹)
¹) Verse aus Eugen Roth, Tierleben, Carl Hanser Verlag, München 1948