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+ | ¹) Eugen Roth, "Tierleben", Carl Hanser Verlag, München 1948 | ||
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Aktuelle Version vom 24. April 2011, 10:34 Uhr
Dickhäuter
Setzt auch die jüngre Wissenschaft
Jetzt diese Ordnung außer Kraft,
Verteilt sie auch nach neuem Schlüssel,
Die Tiere je nach Huf und Rüssel:
Seis drum - im Allgemeinen halten
Wir hier zur Ordnung treu, zur alten,
Die es mit klarem Blick gedeutet:
Ein Stamm ist das, was dick gehäutet.
Er schrieb sich früher mit p-h
Und lebt zum Teil in Afrika,
Zum Teil in Indien und es
Gibt ihn auch noch auf Celebes.
Der indische ist älter, weiser
Und im Benehmen etwas leiser.
Der afrikanische ist größer
Und hat auch mächtigere Stößer.
Vor allem kennt man's an den Ohren,
Ob er in Afrika geboren:
Sie sind dann groß wie eine Schüssel,
Des Tieres Wesen liegt im Rüssel.
Der läuft vom Hirn aus, vom Verstand,
Geradewegs in Nas und Hand.
Das Nilpferd, oder besser Fluß-,
Vom griechischen Worte Potamus,
Gab's einst wohl auch am untern Nil,
Im heiligen Land Ägypten viel,
Eh es gelang den Massenmördern,
Zum Ober-Nilpferd 's zu befördern.
Das Flußpferd schwimmt - vielleicht ist's wahr -
Im Meer selbst bis nach Sansibar.
Obwohl's viel lieber schiwmmen möcht -
Doch ist die Schiffsverbindung schlecht.
Im Wasser ist es selten brotlos,
Weil es Papyrus frißt und Lotos,
Und zwar so viel, daß es ein Graus!
(Papier macht's freilich nicht daraus).
Sogar ein Nilpferdkind ist niedlich,
Auch später bleibt es meistens friedlich,
Und all die greulichen Geschichten,
Die Neger und Jäger uns berichten,
Von Abessinien bis Uganda,
Sind nichts als wüste Propaganda.
Die indischen Nasenhörner gelten
Mit Recht als ungewöhnlich selten.
Der Fachmann weiß, das kommt daher:
Es gibt beinahe keines mehr!
Weil nämlich schon seit alten Tagen
Die Menschen danach, es zu jagen,
Und auszubeuten dürsten, drum
Lebt es nur noch im Fürstentum
Von Nepal, fern an Tibets Grenzen,
Wo hoch herab die Gletscher glänzen.
Nur um das Nasenhorn zu kriegen -
(Das Nashorn selber läßt er liegen),
Bezahlt dir so ein gelber Hund
In China an die tausend Pfund
Und macht daraus ein Liebesmittel,
So stark, daß ohne viel Gekrittel
Die, die es eingeflößt bekäme,
Den Teufel selbst zum Manne nähme.
¹) Eugen Roth, "Tierleben", Carl Hanser Verlag, München 1948