Nepal: Die Banknoten der Nepal Rastra Bank unter König Mahendra (ab 1960)
Inhaltsverzeichnis
- 1 Ein Land mit zwei Währungen
- 2 Die Nepal Rastra Bank
- 3 Die Mohru-Banknoten unter König Mahendra (1960-62)
- 4 Die Expansion der Zentralbank
- 5 Altes Design, neue Wertbezeichnung: Aus Mohru wird Rupee (1962-68)
- 6 Die ersten 500er und 1000er Rupees Banknoten
- 7 Die neuen Rupaiyan (Rupee)-Banknoten (ab Dezember 1969)
Ein Land mit zwei Währungen
Als Mahendra Bir Bikram Shah am zweiten Mai 1956 feierlich im Hanumann-Palast in Kathmandu inthronisiert wurde, trat der junge König ein schweres Erbe an.
Nepal war zu dieser Zeit noch immer ein bitterarmes, unterentwickeltes Land. Bis 1951 völlig von der Außenwelt abgeschnitten, gab so gut wie keine Industrie, kaum ausgebaute Straßen, das Bildungs-, Gesundheits-, Energie- und Finanzsystem steckte in den Kinderschuhen. Es existierte nicht einmal eine Währung, die im ganzen Land akzeptiert wurde.
Zwar hatte schon sein Vater, König Tribhuvan Bir Bikram Shah, Papiergeld eingeführt, doch die Mohru (nepalesisch für Rupee) wurden ausschließlich in der Hauptstadt Kathmandu und dem umliegenden Hügelland akzeptiert. Im Rest des Landes herrschte die Indische Rupee (IR) vor.
Frei von jeder staatlichen Kontrolle wechselten Privatleute, Händler oder professionelle Geldwechsler, die vor allem in der Hauptstadt und größeren Ortschaften tätig waren, Mohru gegen Rupees und umgekehrt. Den Kurs legten sie nach Angebot und Nachfrage fest. Als es in der Zeit von 1955 bis 1960 zu starken Wechselkursschwankungen kam, variierte der Wert von 100 IR zwischen 71 und 177 Mohru. Ein System aus zwei Währungen, das dem Land große Probleme bereitete und seine Entwicklung behinderte.
Mahendra, der nach dem Tod Königs Tribhuvan am 13.3.1955 die Regierungsgeschäfte übernahm, handelte schnell. Noch im gleichen Jahr führte er Landreformen durch, um die Macht der Landlords zu beschneiden und die Rechte der Farmer zu stärken und er erließ den Nepal Rastra Bank Act, der den Weg zur Errichtung einer nepalesischen Zentralbank ebnete.
Die Nepal Rastra Bank
Im Jahr 1956 öffnete die Nepal Rastra Bank (NRB) ihre Pforten. Zunächst diente sie ausschließlich als Staatsbank. Ihre Hauptaufgabe war es, die Wechselkursrate zu stabilisieren, die nepalesische Währung im ganzen Land durchzusetzen und den Gebrauch indischer Banknoten zu unterbinden. Die NRB sollte darüber hinaus Kapital für die wirtschaftliche Entwicklung, für das Wachstum von Handel und Industrie, mobilisieren und ein Bankensystem im Land aufbauen. Außerdem sollte sie zukünftig Banknoten ausgeben.
Zunächst zirkulierten nur die alten, unter König Tribhuvan eingeführten nepalesischen Banknoten im Land. Anders als zuvor, wurde es jetzt für jeden Nepali verpflichtend, die eigene Währung anzunehmen. Wer sich weigerte, machte sich strafbar. Angestellte der Regierung wurden teils in IR, teils in nepalesischem Geld bezahlt und Steuern in festgelegtem Umtauschverhältnis in nepalesischer Währung erhoben. 1960 stabilisierte die NRB die Wechselkursrate bei 100 IR für 160 Nepalesische Rupees. Das Vertrauen der Bevölkerung in die eigene Landeswährung stieg.
Als Konsequenz dieser Politik weitete sich der Gebrauch der nepalesischen Währung aufs ganze Königreich aus. Die Verwendung indischer Rupees sank. Die Anzahl der nepalesischen Banknoten stieg rapide. Im Juli 1962 zirkulierten Noten im Wert von 227,8 Millionen, im Juli 1965 bereits für geschätzte 400 Millionen nepalesischer Rupees. Ein Anstieg von 95 Prozent innerhalb von nur drei Jahren!
Es wurde Zeit für die NRB, neue Banknoten in höheren Auflagenzahlen auszugeben. Ab 19. Februar 1960 kamen die ersten Banknoten mit dem Bildnis König Mahendras in den Umlauf. Anders als die Banknoten König Tribhuvans wurden sie nicht mehr in Indien gedruckt, sondern bei Thomas De La Rue in England. Vermutlich führten politische Unstimmigkeiten jener Zeit zwischen Nepal und Indien zu diesem Wechel der Druckerei. Alle neu aufgelegten Noten lauteten auf die Wertbezeichnung Mohru. Erstmals zeigten sie das Logo der NRB mit dem Nepali-Text: ASATO MA SADGAMAYA (Lead us from the unreal (Falsity) to the real (Truth)). Die Noten zeichneten sich durch ein Wasserzeichen aus, manche erhielten einen Sicherheitsstreifen. Ab dieser Ausgabe wurden alle Banknoten durch die jeweils amtierenden Gouverneure der NRB signiert.
Die Mohru-Banknoten unter König Mahendra (1960-62)
NRB = Nummern der Ausgaben durch die Nepal Rastra Bank
SCWPM = Pick-Nummern nach dem Standard Catalog of World Paper Money
WS= Wasserzeichen
MS= Metallischer Sicherheitsstreifen
Die Expansion der Zentralbank
Ab Juli 1961 expandierte die NRB und gründete Niederlassungen in zunächst drei verschiedenen Gegenden des Königreiches. Hinzu kamen neun Wecheldepots, ein Wechselschalter sowie eine Reihe von Ghumti genannten mobilen Schaltern.
Die Wechselkurse zur IR blieben stabil, bis 1966. Probleme mit steigenden Preisen in Indien und eine einsetzende Inflation ließen die NRB zu einem drastischen Schritt greifen. Sie senkten die Wechselkurse von 160 auf 101 nepalesische Rupees zu 100 indischen Rupees. Ein hoher materieller Verlust für alle, die größere Geldmengen in indischer Währung besaßen, gleichzeitig aber eine ideele Wertsteigerung für die eigene Währung.
Es ist nicht klar, warum bei den nächsten Banknotenausgaben die Wertangabe von MoRu (Mohru) auf Rupaiyan (Rupee) geändert wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die nepalesische Währung bereits im Land etabliert, ein sprachliches Annähern an die indische Rupee war eigentlich nicht mehr notwendig. Noch heute sollen viele Nepali ihre Währung umgangssprachlich als Mohru bezeichnen. Sicher ist jedoch, das die NRB die Wertbezeichnung ab 1962 nach und nach in einer weiteren Ausgabe ihrer Banknoten änderte. Zusätzlich wurde die Bezeichnung Government of Nepal in His Majesty's Government umbenannt. Ab NRB-16 erhielten die Noten ein verändertes Staatswappen. Das Design der Noten blieb dagegen unverändert. Eine weitere Neuerung stellte die Einführung von Ersatznoten bei einigen Banknotenwerten da. Die Auflagenhöhe der 100 Rupees-Scheine stieg auffallend.
Altes Design, neue Wertbezeichnung: Aus Mohru wird Rupee (1962-68)
NRB = Nummern der Ausgaben durch die Nepal Rastra Bank
SCWPM = Pick-Nummern nach dem Standard Catalog of World Paper Money
WS= Wasserzeichen
MS= Metallischer Sicherheitsstreifen
Die ersten 500er und 1000er Rupees Banknoten
König Mahendra wird vor allem dafür bekannt bleiben, dass er im Jahr 1960 den gewählten Congress auflöste, alle Parteien verbot und die einzigartige Hindu-Monarchie Nepals samt Gottkönigtum wieder einführte, mit ihm als alleinigen Machthaber im Lande. Doch der König erzielte auch Erfolge im Kampf gegen die Rückständigkeit des Landes. Er führte zahlreiche Reformen durch, welche den Menschen zugute kamen. Er ging mit einem neuen Zivilgesetz gegen Diskriminierungen durch die Kastenzugehörigkeit und das Geschlecht vor. In seine 17jährige Herrschaftszeit fällt nicht nur die Stabilisierung der Wechselkurse und der Aufbau der eigenen Landeswährung, sondern auch die ersten Ansiedlungen von Industrien, den Bau des Ost-West-Highways und von Straßen und vieles andere mehr.
Induestrie und Handel erlebten einen, wenn auch bescheidenen, Aufschwung. Der Bedarf an Geld für Investitionen stieg. Obwohl die ersten Banken im Königreich entstanden, verlief der Geldverkehr noch immer weitgehend mit Barmitteln. Banknoten in vergleichsweise kleinen Stückelungen reichten nicht mehr aus, um den Bedarf zu decken. 1969 gab die NRB erstmals Banknoten im Wert von 1000 Rupees aus, 1971 folgten Scheine mit 500 Rupees. Beide Banknoten kamen zunächst in vergleichsweise kleinen Auflagen von 200.000 und 100.000 Scheinen in den Umlauf.
Die neue Banknotenserie zeigt König Mahendra in Militäruniform mit einer hellen Mütze. Als Druckereien für die neue Banknotenserie engagierte die NRB die beiden englischen Firmen Thomas De La Rue und Bradbury, Wilkinson & Co. Der 100- Rupee-Schein ist der einzige in der Geschichte der Banknoten des Königreiches, der kein Rhinozeros auf der Rückseite zeigt, sondern die Fassade des Palastes der 55 Fenster in Bhaktapur.
Die letzte Note der Serie - der 500 Rupee-Schein - kam nur gut sieben Monate vor dem Tod des Königs in den Umlauf. Mahendra Bir Bikram Shah Dev, der Gottkönig von Nepal, starb am 31. Januar 1972 nach einem Herzinfarkt.
Die neuen Rupaiyan (Rupee)-Banknoten (ab Dezember 1969)
NRB = Nummern der Ausgaben durch die Nepal Rastra Bank
SCWPM = Pick-Nummern nach dem Standard Catalog of World Paper Money
WS= Wasserzeichen
MS= Metallischer Sicherheitsstreifen