Italien: Fiume
Fiume - Stempel auf österreichisch-ungarischen Banknoten (1919-1920)
Die Stadt Fiume (welches Fluss bedeutet) heisst auf kroatisch Rijeka, der deutsche Name ist St. Veit am Flaum.
Die Geschichte Fiumes ist sehr wechselhaft.
Es war eine römische Gründung, kam dann unter fränkische und kroatische Kontrolle, 1200 zusammen mit Kroatien zu Ungarn. 1526, als die Habsburger ihre Regentschaft angetreten hatten, wurde es Teil der Habsburger Monarchie. 1723 wurde Fiume Freihafen, 1867 freie Stadt, ähnlich wie Triest.
Nachdem im Oktober 1918 die Habsburger Monarchie zusammengebrochen war, formierten sich in Fiume zwei Nationalräte. Während der eine, italienisch und die Mehrheit der Bevölkerung repräsentierend, die Eingliederung Fiumes in Italien proklamierte, forderte der andere, der kroatische, die Annexion durch Jugoslawien.
Obwohl sich Italien im Vertrag von London bereits am 26. April 1915 damit einverstanden erklärt hatte, Fiume an Kroatien zu geben, forderte es nun nach dem Ende des Ersten Weltkrieges den Anschluß an Italien.
Damit nicht einverstanden war selbstverständlich Jugoslawien, aber auch der amerikanische Präsident Wilson ließ die Ablehnung dieser Maßnahme in den Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 setzen.
Fiume wurde von 1915 bis zum Ende des Krieges dennoch vorläufig de facto vom italienischen Nationalrat regiert, an dessen Spitze Antonio Grossich stand. Dieser erklärte, daß überhaupt keine andere Lösung für Fiume in Frage käme als die Eingliederung in Italien.
Bei Kriegsende wurde eine interalliierte Besatzung in Fiume eingerichtet, die aus französischen und italienischen Truppen bestand. Mehr als einmal kam es mit dieser französischen Truppe zu Feindseligkeiten, da sie ja darüber zu wachen hatte, daß die italienischen Ambitionen nicht umgesetzt würden. Nach zahlreichen Zwischenfällen kam es in der Nacht des 6. Juli 1919 zu blutigen Zusammenstößen zwischen den Franzosen und den italienischen Grenadieren. Als Folge dieses Vorfalls wurde eine spezielle alliierte Untersuchungskommission ins Leben gerufen, die dann auch verfügte, daß die italienischen Grenadiere Fiume zu verlassen hätten.
Diese Entscheidung ließ in dem italienischen Schriftsteller und Faschisten der ersten Stunde namens Gabriele d'Annunzio den Plan zu einer Intervention reifen. D'Annunzio war das Sinnbild für italienischen Patriotismus und unbefriedigte Kampfeslust. Dennoch wurde d'Annunzios Vorhaben nicht von der italienischen Regierung unterstützt.
Die Grenadierbrigade, die an den Vorfällen des 6. Juli beteiligt war, bezog nun Quartier in Ronchi, nicht weit von Monfalcone (20 km nordwestlich von Triest). D'Annunzio übernahm das Kommando dieser Truppe und begann mithilfe von Schützenpanzern den sogenannten Marsch von Ronchi auf Fiume.
Die italienische Regierung entsandte zwar sofort eine Einheit, um d'Annunzio aufzuhalten, aber diese schloß sich sofort begeistert d'Annunzio an.
Nach Überwindung einiger nicht allzu hinderlicher Sperren, marschierte d'Annunzio am 12. September 1919 um 11:45 Uhr, von einer jubelnden italienischen Menge empfangen, in Fiume ein. Der Befehlshaber der in Fiume verbliebenen italienischen Truppen übergab d'Annunzio sofort das Kommando über seine Leute, und der Nationalrat stattete ihn mit allen Machtbefugnissen aus. Die französischen Truppen konnten dagegen nichts unternehmen und verließen Fiume.
D'Annunzio richtete sich nun im Regierungspalast ein und nahm den Titel Comandante an, den er übrigens sein ganzes Leben behalten sollte. Historisch gesehen war es die erste faschistische Regierung überhaupt.
Nachdem er die Stadt unter seine Kontrolle gebracht hatte, fand er sich doch rasch inmitten eines weit größeren politischen Sturmes wieder, als er wohl erwartet hatte. Die Regierung Nitti in Rom, nun von Präsident Wilson, von Jugoslawien und anderen europäischen Mächten stark unter Druck gesetzt, nahm klar gegen d'Annunzio Stellung.
Ohne jegliche Hilfe von außen und der dringenden Notwendigkeit, seine Truppe bezahlen zu müssen, hielt d'Annunzio häufig volltönende Reden, in denen er um Hilfe bat und um Allianzen warb. Aber seinen Bemühungen, die Mauer der Isolation einzureißen, sollten nicht von Erfolg gekrönt sein. Schon bald wurden die Lebensmittel knapp. Und der Comandante ordnete zur Milderung der Not Piratenakte auf vorbeifahrende Schiffe an.
Obwohl so herausragende Persönlichkeiten wie Marconi, Toscanini und Murri d'Annunzio unterstützten und ein nicht geringer Teil des italienischen Volkes von seinem Mut durchaus beeindruckt war, wurde die Lage dennoch immer schwieriger.
Am 8. September 1919 proklamierte der Comandante die Reggenza Italiana del Carnaro, die sich auf die Charta Fiumes als Freistaat berief und erwartete nun erneut voller Hoffnung die Eingliederung in Italien.
Nach langen Verhandlungen mit europäischen Mächten kam es am 12. November 1920 schließlich zum Vertrag von Rapallo, in dem Fiume der Status einer [I]Freien Stadt[/I] zuerkannt wurde, während Porto Baros und die ganze Küste Dalmatiens (außer Zara/Zadar, die Inseln Cherso/Cres und Lussino/Losinj) Jugoslawien zugesprochen wurden.
Nun war also Dalmatien verloren, und über eine Eingliederung Fiumes in Italien war in Rapallo nicht einmal gesprochen worden!
D'Annunzio und der Consiglio di Reggenza erklärten auch sofort, daß der Vertrag von Rapallo für sie keine Gültigkeit habe und zur Bekräftigung des Gesagten besetzte der "Comandante" bereits einen Tag später, am 13. November 1920, auch prompt die Inseln die Inseln Veglia/Krk und Arbe/Rab.
Mussolini, der bis dato mit d'Annunzio eigentlich sympathisiert hatte, änderte auf einmal seine Meinung und hieß im Popolo d'Italia den Vertrag von Rapallo gut. Nachdem der Vertrag von Rapallo in Rom also offiziell akzeptiert worden war und erkannt wurde, daß jegliche Diskussion mit d'Annunzio sinnlos war, befahl die Regierung Giolitti dem General Caviglia, mit Waffengewalt zu intervenieren. Beim Angriff auf Fiume vom 24.-28. Dezember 1920, dem als Blutige Weihnacht bekannt gewordenen Ereignis, gab es die ersten Todesopfer. Bei einem der Angriffe wurde der Regierungspalast – und sogar das Büro d'Annunzios - durch von dem Kriegsschiff Andrea Doria abgefeuerten Granaten getroffen.
Da es zu zahlreichen Desertionen kam, und d'Annunzio auch nicht mehr weder den vollen Rückhalt der italienischen Bevölkerung Fiumes noch den der ganzen italienischen Öffentlichkeit hatte, trat er, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, am 26. Dezember 1920 zurück und übergab die Macht an die Stadtverwaltung von Fiume. Er behielt lediglich das Kommando über die Grenadiere.
Am 4. Januar 1921 begannen die Legionäre Fiume zu verlassen, und am 18. Januar verließ schließlich auch ihr Comandante die Stadt.
Doch die politischen und sozialen Schwierigkeiten waren damit nicht beendet. Die Feindseligkeiten gingen nicht ohne Blutvergießen weiter.
Erst nachdem Mussolini die Macht ergriffen hatte, gelang es ihm als Regierungschef, Jugoslawien im Vertrag von Rom am 27. Januar 1924 dazu zu bewegen, dem Anschluß Fiumes an Italien im Austausch von Porto Baros zuzustimmen.<nr>
Am 15. März 1924 erhielt d'Annunzio für seine heldenhafte Verteidigung von Fiume von König Viktor Emanuel III schließlich den Adelstitel "Prinz von Monte Nevoso". Monte Nevoso ist ein Berg nördlich von Fiume.
Soweit die Geschichte; einerseits, um die die Umstände der Papiergeldausgaben während der d'Annunzio-Zeit in Fiume zu verstehen, andererseits aufgrund des Fehlens einer guten übersichtlichen Zusammenfassung dieser Banknoten.
Man hat die Archive der Banca d'Italia sehr gründlich untersucht, und besonders den Bericht des Geschäftsführers des Istituto di Credito del Consiglio Nazionale - Città di Fiume vom 30. November 1921, als dieses Kreditinstitut von der Banca d'Italia übernommen wurde. Man hat die Zeitungen dieser Epoche studiert, mit kulturellen Instituten, die sich mit Fiume befassen, gesprochen und Zeitgenossen gehört.
Am 18. April 1919 begann der Nationalrat von Fiume die Kronen-Scheine der untergegangenen Donaumonarchie mit runden Stempeln zu versehen, die die Aufschrift CITTÀ DI FIUME (Stadt Fiume) trugen. Scheine ohne diesen Stempel sollten fortan nicht mehr gültig sein.
Anfangs wurden wurden diese Stempel von Hand angebracht. Man verwendete einfache schwarze Stempelfarbe, und je nach Sorgfalt des mit der Arbeit Beauftragten sehen diese oft wie gedruckt aus.
Für die neue Città di Fiume-Krone wurde ein Wechselkurs von 2,40 Kronen für eine italienische Lira festgesetzt. Wie der SCWPM erwähnt, tauchte in den Fünfzigern zusätzlich zu den Handbestempelungen eine gewisse Menge von Überdrucken auf. Solche Überdrücke waren jedoch schon in einigen Sammlungen lange vor dieser Zeit vorhanden und somit bekannt.
Es ist möglich, daß man nach einer anfänglichen Periode von Hand-Bestempelungen aufgrund der großen Menge von Geldscheinen zu einer maschinellen Methode überging. Aufgrund der Einfachheit des Stempels und der Möglichkeit, sich die richtige Stempelfarbe zu besorgen, ist es auch für Experten leider extrem schwierig, mit Sicherheit zwischen einem Original und einer guten zeitgenössischen Fälschung zu unterscheiden.
Wie man gleich sehen wird, war nicht einmal das Istituto di Credito del Consiglio Nazionale Città di Fiume in der Lage, gute Fälschungen zu erkennen.
Aus Sicht eines Sammlers muss man daher sagen, daß zeitgenössische Fälschungen wohl oder übel grundsätzlich den echten Scheinen gleichzustellen sind.
Man kann aber nicht dasselbe über die später angefertigten Fälschungen sagen, die man recht leicht erkennen kann und die natürlich wertlos sind.
Es existieren folgende Überstempelungen mit runden CITTÀ DI FIUME-Stempeln (Typ I):
- 1 Krone 1916 (Austria P-20)
- 2 Kronen 1914 (Austria P-17)
- 2 Kronen 1917 (Austria P-21)
- 10 Kronen 1904 (Austria P-9)
- 10 Kronen 1915 (Austria P-19)
- 100 Kronen 1910 (Austria P-11)
- 100 Kronen 1912 (Austria P-12)
- 1.000 Kronen 1902 (Austria P-8)
Der 10.000 Kronen Schein (Austria P-25) ist nie bestempelt worden. Das ist ganz klar erwiesen. Dieser Schein mit dem Ausgabedatum vom 02. November 1918 konnte überhaupt nicht mehr nach Fiume gelangen!
Solche Noten, die sich in Sammlungen befinden und sogar in einigen Katalogen Aufnahme fanden, sind eine reine Erfindung. Sie wurden in betrügerischer Absicht erst in den Siebziger Jahren fabriziert.
Nun zum runden Stempel, der das Wappen der Savoyen, des italienischen Königshauses, trägt (Typ II):
Diese Bestempelung ist schwerer zu interpretieren. Es ist bis heute kein einziges offizielles Dokument gefunden worden, dass diese Art der Überstempelung erwähnt. Man kann sich daher nur auf Annahmen von Fachleuten (wie z.B. Leonluca Vegeto, Kupa Mihaly, Cesare Gamberini di Scarfea, Branco Gerovich und Libero Mancini) und auf alte Kataloge und Sammlungen stützen.
Es scheint, daß der Stempel mit dem Wappen der Savoyen ganz zu Anfang der d'Annunzio-Ära verwendet worden ist.
Dieser Stempel zeigt das offizielle Wappen des Königreichs Italien und wurde zu jener Zeit praktisch für alle staatlichen und auch militärischen Zwecke verwendet. Zusätzlich zum Wappen mit dem Kreuz der Savoyen trug er auch immer den den Titel der Behörde oder der Truppeneinheit.
Es ist nun sehr fraglich, ob man der Verwaltung Fiumes die Verwendung einen solchen Stempel offiziell genehmigt oder sogar einen zugeteilt hat. Viel wahrscheinlicher ist es, daß d'Annunzio einfach den Stempel des von ihm befehligten 67. Infanterieregiments - welches als Teil der regulären italienischen Streitkräfte natürlich einen solchen Stempel hatte - später als Comandante von Fiume weiterverwendet hat, und zwar nicht nur zum Legalisieren von Dokumenten, sondern auch um Kronen-Scheine zu bestempeln, die er sicherlich zuhauf im Consiglio Nazionale fand, die er für unaufschiebbare Verbindlichkeiten (z.B. Auszahlung von Sold) dringendst und rasch benötigte.
Die Noten, bestempelt mit dem Wappen der Savoyen, zirkulierten wohl nur ganz kurze Zeit. Man nimmt an, dass sie nicht länger als einen Monat lang umgelaufen sind und daß sie wirklich nur für dringende Zahlungen verwendet worden sind. Sicherlich sind nicht sehr viele Scheine mit diesem Stempel versehen worden, und so konnten sie nachher rasch durch die Scheine mit dem Rundstempel des Typs I ersetzt werden.
Es sei noch gesagt, daß die Banknoten mit dem Savoyen-Rundstempel die einzigen sind, von denen es keine Fälschungen gibt. Sie sind sehr, sehr selten. Man findet sie überhaupt nur in sehr alten Sammlungen.
Folgende Werte mit dem runden Stempel und Wappen der Savoyen (Typ II) sind bekannt:
- 1 Krone 1916 (Austria P-20)
- 2 Kronen 1914 (Austria P-17)
- 2 Kronen 1917 (Austria P-21)
- 10 Kronen 1904 (Austria P-9)
- 10 Kronen 1915 (Austria P-19)
- 20 Kronen 1907 (Austria P-10, unmöglich zu finden)
- 20 Kronen 1913 (Austria P-13; ob es welche mit der 2. Auflage gibt, also Austria P-14, ist nicht bekannt)
- 50 Kronen 1902 (Austria P-6, unmöglich zu finden)
- 100 Kronen 1910 (Austria P-11, unmöglich zu finden)
- 100 Kronen 1912 (Austria P-12)
Bis heute ist kein 1.000-Kronen-Schein (Austria P-8) mit dieser Stempelart gefunden worden. Offizielle Hinweise auf die Existenz gibt es ebenfalls keine. Man nimmt an, daß er nicht existiert.
D'Annunzio war nicht nur eine große Führungspersönlichkeit, sondern als Schriftsteller auch ein kunstinteressierter Ästhet. Man kann sich schlecht vorstellen, dass es ihm gefallen hat, wenn man Banknoten mit Stempeln versah, deren Verwendung in Fiume erstens nicht einmal offiziell erlaubt war und zweitens dann auch noch oft schlampig, unvollständig und schlecht lesbar auf den Geldscheinen angebracht wurden. Sicherlich hat er sich rasch einige Maßnahmen überlegt und entsprechende Verfügungen getroffen, die es ihm erlaubten, eine direkte Kontrolle auf das Geldwesen in dem Territorium auszuüben, in dem er die Macht hatte.
Mit einem Dekret vom 23. September 1919 autorisierte d’Annunzio den Nationalrat, die Verwaltung der Filiale der Oesterreichisch-Ungarischen Bank in Fiume zu übernehmen. Am 6. Oktober 1919 wurde per Dekret das bereits erwähnte Istituto di Credito del Consiglio Nazionale Città di Fiume gegründet, dessen Hauptaufgabe es war, für einen geordneten Geldumlauf zu sorgen.
Am 28. Oktober 1919, beschloß der Nationalrat dann den Behördenstatus des Istituto, womit es automatisch unter den direkten Befehl des "Comandante" fiel.
Am 31. Oktober 1919 verfügte d'Annunzio dann auf diesem Dekret die Schaffung der neuen Währung von Fiume.
Übersetzung (hier auf dem Dekret sieht man den Stempel Typ II, das Savoyen-Wappen)
Militärkommando Fiume
31. Oktober 1919
Einwohner von Fiume, Legionäre!
Das Kommando hat entschieden, neue Fiume-Kronen in Umlauf zu geben, d.h. ungarische [sic!] Kronen – bestempelt mit "CITTÀ DI FIUME".
Diese Banknoten werden die normale offizielle Währung der Stadt sein und müssen die ungarischen und jugoslawischen Bankoten ersetzen.
Der Kommandant
Gabriele d'Annunzio
Vom 3. November 1919 bis 30. April 1920 wurden die mit dem CITTÀ DI FIUME-Stempel (und in sehr geringem Maße auch mit dem Wappen der Savoyen) versehenen Noten nun noch mit einem zusätzlichen rechteckigen Aufdruck (Typ III) versehen.
Der Aufdruck zeigt Ornamente und in der Mitte den Stern von Fiume. Dieser Aufdruck wurde damals als schwierig zu fälschen definiert.
Die 1- und 2-Kronen-Scheine wurden nicht mit diesem Überdruck versehen, da sie zu zahlreich waren und auch praktisch alle schon zu stark gebraucht waren.
Die hohe Anzahl von falschen Stempeln im Umlauf war also damals schon bekannt. Geldscheine mit falschen Stempeln wurden aber mit ziemlicher Nachsicht betrachtet.
3.697.369 Kronen wurden nachweislich als falsch erkannt und beschlagnahmt. Aufgrund der zahlreichen Proteste aus der Bevölkerung wurde jedoch eine Kommission gegründet, die entscheiden sollte, ob man nicht doch einige gewisse Anzahl der als falsch beschlagnahmten Scheine als echt ansehen und somit einlösen oder wieder in den Umlauf geben könnte.
Nach langen Diskussionen entschied die Kommission, dass nur Noten, die einen offensichtlich ganz schlechten Stempel tragen, woraus man schließen könne, daß der Erbringer sie nicht in gutem Glauben angenommen hat, von der Vergütung und vom Umlauf ausgeschlossen werden.
Es wurden also von den o.e. 3.697.369 Kronen immerhin 3.679.368 Kronen wieder freigegeben.
Somit waren nur 18.011 Kronen als einfach zu falsch und damit inakzeptabel durchgefallen.
Weitere 8.605.551 Kronen wurden dann später noch präsentiert, vor allem, als es sich unter den Leuten herumgesprochen hatte, wie niedrig die Standards des Istituto bei der Entscheidung Fälschung oder nicht? waren.
In einem Bericht der Geschäftsführers des Istutito steht, dass im April 1919 47.734.190 Kronen offiziell überstempelt wurden und im April 1920 die Menge schon bei 122.862.356 Kronen lag.
Dieser enorme Anstieg bzw. Unterschied bedarf der Erklärung, die der Herr Geschäftsführer aber nicht gibt.
Man muss vor allen Dingen erst einmal feststellen, daß im Oktober 1920 der Kurs der Fiume-Krone etwa 10-20% über dem der jugoslawischen Krone lag. Als der neue rechteckige Überdruck angebracht wurde, stieg der Wert dieser Kronen gegenüber den anderen um 90%!
Der Bericht sagt weiter nichts darüber aus, wieviel Kronen denn nun in diesem Zeitraum aufgetaucht waren, die überhaupt noch keinen Stempel trugen.
Es müssen in der Ära des Stempels des Typ III immer noch Noten eingereicht worden sein, die noch völlig unbestempelt waren. Man kennt nämlich Exemplare von Scheinen, die nur den Stempeltyp III aufweisen.
Es ist natürlich sehr wahrscheinlich, daß das Istituto den Befehlen des Comandante hat Folge leisten müssen, der, wie man weiss, in Gelddingen mehr als großzügig war.
Entgegen der Hoffnungen des Istituto wurde aber auch der Stempel des Typs III gefälscht. Ein Bericht erwähnte mehrere Fälscherbanden, die mittlerweile dingfest gemacht werden konnten, und die - was kurios ist - sogar 1- und 2-Kronen-Scheine mit dem rechteckigen Stempel versahen, also Scheine, die gar nicht vorgesehen waren!
Die Stempel waren sehr perfekt ausgeführt und die Scheine liefen praktisch ungehindert um. Die, welche man doch gefunden und angehalten hatte, wurden mit einem schwarzen Überdruck versehen, aber viele waren dennoch so gut gearbeitet, daß es den Beamten des Istituto unmöglich war, sie zu erkennen.
In bescheidenem Umfang findet man zeitgenössische Fälschungen des rechteckigen Stempels auch in alten Sammlungen.
Es wurden also normalerweise Noten, die bereits einen Rundstempel trugen, noch mit einem rechteckigen Überdruck versehen. Aus Sicht von uns Sammlern muss man auch hier wohl oder übel zeitgenössische Fälschungen den wirklich echten gleichsetzen, da einem ganz einfach die Möglichkeiten fehlen, sie zu erkennen.
Von späteren oder gar gegenwärtigen Fälschungen ist jedoch nichts bekannt.
Nachdem d'Annunzio Fiume verlassen hatte, brach ein finanzielles Chaos aus. Seit Februar wechselte das Istituto keine Fiume-Kronen mehr, und die Menschen wußten nicht, an wen sie sich jetzt wenden sollten.
Proteste im Volk und auch parlamentarische Interventionen waren die Folge, und die Regierung Italiens drängte die Banca d'Italia, der Sache nachzugehen und schleunigst eine Lösung zu finden.
Von 18. Juli 1921 an begann das Istutito Fiume-Kronen einzuziehen und dafür, sozusagen als Quittung, völlig wertlose und daher uneinlösbare Buoni di Cassa (Kassenscheine) auszugeben.
Dies wurde im Einklang mit dem Dekret der Provisorischen Regierung vom 28. September 1921 bis Ende Oktober praktiziert. Ab diesem Zeitpunkt wurden alle nicht eingelösten Kronen-Scheine für ungültig und uneinlösbar erklärt.
Per Dekret vom 1. Oktober 1921 wurden die zuvor erwähnten Kassenscheine wenigstens mit 12% ihres Nennwertes in italienischen Lire vergütet, die ja seit 1. Semptember 1921 die offizielle Währung in Fiume war. Das entsprach 122.384.784 Kronen.
Am 30. November 1921 übernahm die Banca d'Italia das Istituto di Credito dann offiziell, obwohl sie schon vorher praktisch den Währungs-Wechsel in Fiume betrieben hatte.
Am 27. Januar 1924 wurde Fiume dann endlich italienisches Territorium. In seinem Dekret vom 24. Februar 1924 ordnete König Vittorio Emanuele III dann an, dass die auf Fiume-Kronen lautenden Buoni di Cassa zu einem Kurs von 0,40 Lire pro Krone vergütet werden sollten. Das war derselbe Wechselkurs, wie er zur Zeit der Überstempelungen galt.
Aus einem Bericht des Geschäftsführers der Filiale der Banca d'Italia in Fiume vom 8. Mai 1924 an die Zentrale in Rom geht hervor, dass die Inhaber der Kassenscheine endeffektlich mit einer Differenz von 28% - was 34.040.458,75 Lire bzw. 121.573.067 Fiume-Kronen entspricht - bedient worden sind.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Stadt im Mai 1945 von jugoslawischen Truppen besetzt und wurde zusammen mit Istrien zu einem Teil Kroatiens.
Quelle: Guido Crapanzano Soldi d’Italia – un secolo di cartamoneta, Fondazione Cassa di Risparmio di Parma, 1995