Fische
Fische
Wer in die Flüsse schaut, ins Meer,
Empfindet sie als äußerst leer.
Und wer mit Netz fischt oder Angel,
Meint gar, an Fischen sei ein Mangel.
Brehm aber weiß es wieder besser;
Er sagt, die Mehrzahl der Gewässer
Sei reich an Fischen ungemein.
Und wenn er's sagt, wird's wohl so sein.
Der Hering lebt in Salzgewässern,
Teils in der Nordsee, teils in Fässern.
Er ist der netteste Fisch der Welt,
Der Mensch erst hat ihn so entstellt,
Ihn salzend, rollend, räuchernd, beizend,
Schlank ist er, silberglänzend, reizend.
Der Schwund des Hering ist erklärlich,
Denn zehn Milliarden fängt man jährlich.
Ein guter Schwimmer ist der Lachs,
Ein wahrer Meister seines Fachs.
Er zieht aus innerem Entschluß
Stromaufwärts stets im selben Fluß,
Und kommt, wenn auch nach längern Pausen,
Im Rheine etwa bis Schaffhausen.
Selbst dort, trotz Fällen, Wirbeln, Strudeln,
Steigt er empor in ganzen Rudeln
Und sucht nach guten Waidgewässern
Bis hinten bei den Eidgenössern.
Der Lachs (natürlich nicht derselbe)
Steigt auch hinauf die Weser, Elbe,
Sodaß sogar im Lande Sachsen
Noch heute viele Lachse wachsen.
Wenn in den Flüssen sie gelaicht
Und damit ihren Zweck erreicht,
Ziehn sie erschöpft ins Meer zurück.
(Flußabwärts geht es jetzt zum Glück).
Den Wal sucht ihr vergebens hier:
Der Walfisch ist ein Säugetier.
Hingegen fordert wohl der Hai,
Mit Recht, daß er behandelt sei.
Mit seinem Riesenmaule, quer,
Der Haifisch schwimmt durch manches Meer.
Es weiß vom Seepferd ein Intimer,
Daß es ein Fisch: Ein Büschelkiemer.
Das wunderlichste ist daran:
Es schwimmt mit seinem Bauch voran.
Sollt noch ein wichtiger Fisch hier fehlen,
So wärens höchstens die Makrelen.
Als Kuppler solln sie, so ein Märchen,
Begünstigen die Heringspärchen.
Von Pferd, Hund, Katze abgesehn
Zwei Tierliebhaberein bestehn:
Für Stubenvögel und Kanarien
Schwärmt diese - jene für Aquarien.¹)
¹) Verse aus Eugen Roth, Tierleben, Carl Hanser Verlag, München 1948