Das Notgeld der Reichsbahndirektion Oppeln von 1923

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Einleitung

Die Reichsbahndirektion (RBD) Oppeln, mit dem Namenszusatz "Oberschlesische Eisenbahnen", wurde 1922 als Nachfolger der zuvor aufgelösten Eisenbahndirektion Kattowitz gegründet. Ihre Aufgabe war die Verwaltung der bisher von Kattowitz betreuten Strecken. Die Direktion bestand lediglich bis zum Ende des II. Weltkriegs und wurde 1945 aufgelöst.

Zur Behebung des vorherrschenden, inflationsbedingten Bargeldmangels gab auch die RBD Oppeln, wie viele andere Reichsbahndirektionen, im Sommer und Herbst 1923 Gutscheine für ihre Zahlungsvorgänge als eigenes Notgeld heraus. Bis zum Ablauf der aufgedruckten Gültigkeitsdauer wurden diese Gutscheine von allen Eisenbahnkassen, Fahrkartenausgaben und Güterabfertigungen des Direktionsbezirks Oppeln wie gesetzliche Zahlungsmittel angenommen und eingelöst.

Das Notgeld der Reichsbahndirektion Oppeln

Mit Datum vom 16.8.1923 wurden Gutscheine mit den vier Nennwerten Fünfzigtausend, Einhunderttausend, Fünfhunderttausend und Eine Million Mark ausgegeben. Alle hatten eine Laufzeit bis zum 30.9.1923. Bei der Produktion dieser Gutscheine waren drei verschiedene Druckereien beteiligt. Die Scheine über Fünfzigtausend und Fünfhunderttausend Mark haben zwar keinen Druckereivermerk, können aber aufgrund der gleichen Druckvorlage wie bei den späteren Billionen-Scheinen der Druckerei Erdmann Raabe in Oppeln zugeordnet werden. Der Schein über Einhunderttausend Mark stammt aus der Druckerei Franz Wiercimok in Oppeln, und der Schein über Eine Million Mark aus der Druckerei Schenkalowsky in Breslau. Alle Scheine tragen die zwei Unterschriften Dr. Lochner (Dr. Hans Lochner, Oberregierungsrat und Abteilungsleiter an der RBD Oppeln) und I.V. (für "in Vertretung") Jaitner (Eduard Jaitner, Eisenbahnoberinspektor und Vorstand des Rechnungsbüros B an der RBD Oppeln.
Die Scheine sind beidseitig bedruckt, aber nur für den Schein über Eine Million Mark wurde Papier mit einem Wasserzeichen verwendet (Ovalmuster, Lehrke 181 [1]).

Bild 1: Gutschein über Fünfzigtausend Mark


Bild 2: Gutschein über Einhunderttausend Mark


Die Rückseite von Bild 2 ist aufrecht abgebildet, tatsächlich wurde sie aber bei allen bekannten Scheinen kopfstehend gedruckt, erkennbar auch am Durchscheinen des Sterns der Kontrollnummer unten rechts.

Bild 3: Gutschein über Fünfhunderttausend Mark


Bild 4: Gutschein über Eine Million Mark


Eine weitere Ausgabe von Gutscheinen erfolgte dann erst etwa sechs Wochen später, und zwar jetzt aufgrund der inzwischen deutlich fortgeschrittenen Inflation mit Nennwerten zwischen Zwanzig und Fünfhundert Millionen Mark. Mit Datum vom 27.9.1923 und einer Laufzeit bis zum 31.12.1923 wurde in zwei Serien A und B zunächst der Gutschein über Fünfhundert Millionen Mark ausgegeben, hergestellt von der Druckerei Erdmann Raabe in Oppeln. Dieser Gutschein ist nur einseitig auf Papier ohne Wasserzeichen gedruckt und trägt jetzt die Unterschriften Dr. Schrödter (Dr. jur. Hugo Schrödter, Reichsbahnoberrat an der RBD Oppeln) und Stelzer (Alfred Stelzer, Regierungsrat an der RBD Oppeln).

Bild 5: Gutschein über Fünfhundert Millionen Mark


Einen Tag später, mit Datum vom 28.9.1923 und ebenfalls einer Laufzeit bis zum 31.12.1923, folgten dann die drei kleineren Nennwerte über Zwanzig, Fünfzig und Einhundert Millionen Mark. Diese drei wurden wieder auf Wasserzeichenpapier von der Druckerei Schenkalowsky in Breslau hergestellt, allerdings jetzt nur einseitig bedruckt. Der Schein über Zwanzig Millionen Mark hat wieder das Wasserzeichen "Ovalmuster", die anderen beiden "FSG-Muster" (Lehrke 204 [1]). Auch die drei Scheine dieser Ausgabe tragen die Unterschriften Dr. Schrödter und Stelzer.

Bild 6: Gutschein über Zwanzig Millionen Mark


Bild 7: Gutscheine über Fünfzig und Einhundert Millionen Mark


Bild 8: Wasserzeichen Ovalmuster (links) und FSG-Muster (rechts)


Eine dritte Ausgabeaktion erfolgte dann erst wieder etwa vier Wochen später, jetzt aber bereits mit Nennwerten im Milliarden Mark Bereich. Ausgegeben wurden Gutscheine über Zehn, Zwanzig, Einhundert und Fünfhundert Milliarden Mark mit dem Datum 25.10.1923 und einer Laufzeit bis zum 31.12.1923. Diese Gutscheine wurden wieder von der Druckerei Erdmann Raabe in Oppeln auf Papier ohne Wasserzeichen und ohne Druck auf der Rückseite hergestellt. Es kommen sowohl Scheine ohne Serienangabe, als auch solche mit den Serienbezeichnungen A und B vor. Weiterhin gibt es eine Vielzahl von Varianten bei den Kontrollnummern, sowohl was den Zifferntyp als auch was die Positionierung betrifft. Alle Scheine dieser Ausgabe tragen wieder die Unterschriften Dr. Lochner und I.V. Jaitner.

Bild 9: Gutschein über Zehn Milliarden Mark


Gutscheine, die innerhalb der Einlösefrist vorgelegt und eingelöst oder gegen andere Zahlungsmittel umgetauscht wurden, wurden häufig durch Lochung entwertet. Ein Beispiel für diese Praxis in Bild 10 dokumentiert.

Bild 10: Gutscheine über Zwanzig Milliarden Mark, rechts ein entwerteter Schein


Bild 11: Gutscheine über Einhundert und Fünfhundert Milliarden Mark


Eine letzte Ausgabe von Notgeld-Gutscheinen erfolgte dann noch Anfang November 1923. Mit Datum 6.11.1923 erschien ein Gutschein über Eine Billion Mark, und eine Woche darauf ein Gutschein über Fünf Billionen Mark mit dem Datum 13.11.1923. Beide wurden wieder von der Druckerei Erdmann Raabe in Oppeln auf Papier ohne Wasserzeichen und ohne Druck auf der Rückseite hergestellt, und beide tragen diesmal die Unterschriften Dr. Lochner und Stelzer. Beim Schein über eine Billion Mark kommen sowohl Scheine ohne Serienangabe, als auch solche mit der Serienbezeichnung A vor, und es gibt auch hier mehrere Varianten bei der Kontrollnummer.

Bild 12: Gutscheine über Eine Billion Mark und Fünf Billionen Mark (entwertet)


Der Gutschein über Fünf Billionen Mark ist sehr selten. Die wenigen bekannten Exemplare sind meist kassenfrisch und häufig durch Lochung entwertet. Dies deutet darauf hin, dass von diesem Nennwert wohl nur noch wenige in den Umlauf gegeben wurden, und dass die entwerteten Scheine eventuell aus Restbeständen stammen, die später an Sammler abgegeben wurden. Der Fünf Billionen Mark Schein kommt auf dem Sammlermarkt auch ganz ohne Kontrollnummer vor, und hat immer die Serienbezeichnung A [2].

Literatur und Bildnachweis

[1] Kurt Lehrke: Deutsche Wertpapierwasserzeichen, Berlin 1954
[2] Müller/Geiger/Grabowski: Deutsches Notgeld Band 13 - Das Papiergeld der deutschen Eisenbahnen und der Reichspost 2. Aufl., Regenstauf 2016
[3] Adressbuch der Stadt Oppeln von 1924/26
Abbildungen aus der Sammlung des Autors