China: Neuer Sommerpalast in Peking
Neuer Sommerpalast in Peking
Der Neue Sommerpalast (chinesisch 頤和園 / 颐和园 Yíhéyuán) liegt im Nordwesten der chinesischen Hauptstadt Peking (北京 Běijīng ). Die etwa 290 Hektar große Anlage zählt zu den Meisterwerken der chinesischen Gartenbaukunst. Sie wurde in den Jahren 1751 - 1764 im Auftrage des Kaisers Qiánlóng als Geschenk zum 60. Geburtstag seiner Mutter errichtet. Wie schon sein Vorgängerbau, der alte Sommerpalast, diente die Anlage am Kunming-See in den feuchten und heißen Sommermonaten als Aufenthaltsort des Kaiserhofes. Dementsprechend zählen auch die Gebäude und Bauwerke zu den Meisterwerken der chinesischen Architektur.
Beide Anlagen wurde im Oktober 1860 im Verlaufe des 2. Opiumkrieges zerstört. Nur der neue Sommerpalast wurde auf Initiative der Kaiserinwitwe Cixi von 1885 bis 1895 wieder rekonstruiert, um dann allerdings im Rahmen des Boxeraufstandes 1900 erneut von den Engländern zerstört zu werden. Abermals erfolgte eine Instandsetzung. Von 1908 bis 1924 war der Park geschlossen. Seitdem ist er für die Öffentlichkeit zugänglich.
Sowohl die Gesamtansicht, als auch einige einzelne Bauwerke dienten als Motive für verschiedene chinesische Banknoten.
Hügel des langen Lebens
Fast am gesamten südlichen Ufer des Kunming-See zieht sich die lange Promenade entlang. Etwa in ihrer Mitte liegt der Abhang des Hügel des langen Lebens. Die Gesamtheit der hier errichteten prachtvollen Gebäude nennt sich nach dem Hauptbauwerk Halle, die die Wolken vertreibt, der Blick auf diesen Komplex vom Ostufer des Sees findet sich auf verschiedenen Banknoten.
Die Bebauung beginnt direkt am Ufer mit einem großen, hölzernen Pailou. Direkt dahinter folgt ein erster Hofkomplex um die Halle, die die Wolken vertreibt, hangaufwärts schliesst sich die Halle der ruhmreichen Tugend an. Dahinter beginnt der steilste Teil des Hügels. Zur Abstützung der oben liegenden Gebäude wurde eine 21 Meter hohe rechteckige Plattform aus massivem Stein errichtet, die man über zwei steile Treppenaufgänge erreicht. Der hier folgende, achteckige Rundbau nennt sich Turm des Duftes Buddahs oder Pavillon des Buddhistischen Wohlgeruchs. Der ursprünglich als Neun-Etagen-Turm geplante Bau wurde mit der achten Etage beendet und dann 1860 zerstört. Der heutige dreistufige Nachbau ist 41 Meter hoch und orientiert sich am Yellow Crane Tower in Wuhan. Im Inneren tragen 8 Pfeiler aus sehr hartem Holz eine komplexe Kostruktion aus Trägern und Sparren. Von den Veranden des Turms hat man einen freien Blick auf die Bauwerke rund um den Kunming-See.
Wie der Name schon andeutet, diente der Turm früher religösen Zwecken. Die Bezeichnung Duft Buddahs stammt aus Lobpreisungen der Schüler des Siddhartha Gautama Buddah. Hinter dem Turm folgt ein weiteres, diesmal steinernes Pailou (genannt der Grenzstein des beliebten Duftes) und dahinter auf dem Gipfel des Hügels der Tempel des Meeres der Weisheit. Dieses zweistöckige Gebäude ist nur aus Ziegeln und Steinen erbaut und enthält keinerlei Elemente aus Holz, weshalb es im Volksmund auch balkenlose Halle heisst. Die Aussenwände sind völlig von grün und gelb glasierten Steinen bedeckt und in den zahlreichen Nischen befanden sich schön gearbeitete Statuetten Buddahs, von denen heute jedoch viele zerstört sind.
Siebzehn-Bogen-Brücke (十七孔桥)
Von den 30 Brücken im Sommerpalast ist die Siebzehn-Bogen-Brücke mit einer Länge von 150 Metern und einer Breite von 8 Metern die Größte. Sie verbindet das östliche Ufer des Kunming-Sees mit der Insel Nanhu. 544 Marmor-Löwen verzieren die Brüstung der einem Regenbogen nachempfundenen Brücke. An den Brückenaufgängen sitzen jeweils ein Paar furchterregender Bestien aus Stein als Wächter. Im Tempel auf der Insel wurden früher dem Drachenkönig, der den Bereich des Wassers beherrschte, Opfer dargebracht.
Am östlichen Ende der Brücke steht ein großer achtseitiger Pavillon mit doppeltem Dach. Er wird Kuoruting (Weiträumiger Pavillon) genannt.
Bronze-Ochse an der Siebzehn-Bogen-Brücke
Eine der bekanntesten Skulpturen der Parkanlage ist der Bronze-Ochse am Ostufer des Kunming-Sees. Die lebensgroße Statur wurde 1755 gegossen und blickt erhobenen Hauptes über den See. Die chinesische Mytologie spricht Ochsen besondere Kräfte im Hochwasserschutz zu, weshalb seit der Tang-Dynastie Abbilder dieser Tiere immer wieder in der Nähe von Gewässern oder im Fundament von Wasserstraßen als Beschützer platziert wurden. Besonderer Schutz war an dieser Stelle wohl nötig, da der Deich des Kunming-Sees hier etwa 10 Meter über dem Niveau der verbotenen Stadt liegt.
Die Aufstellung dieses, ursprünglich vergoldeten Exemplars, soll auf die persönliche Initiative des Kaisers Qiánlóng zurückgehen. So soll auch die 80-Zeichen lange Inschrift auf dem Rücken des Tieres, die die Geschichte des Ochsen erzählt, von Qiánlóng persönlich verfasst worden sein.
Heute ist die Statur ein bei Touristen beliebtes Fotomotiv und zeugt wegen seiner realistischen Darstellung vom hohen Können der chinesischen Bronzegießer.
Wenchang Turm (Wenchang Ge / 文昌阁)
Der Grösste von insgesamt 6 Tortürmen im Areal des Sommerpalastes ist der Wenchang Turm am Ostufer des Kunming Sees. Ursprünglich um 1750 erbaut, wurde er zusammen mit wie viele anderen Gebäuden 1860 niedergebrannt und wurde kurz danach unter Kaiser Guangxu wieder aufgebaut. Das Tor ist nach dem taoistischen Gott der Literatur und Gelehrsamkeit Wenchang benannt. Eine Bronzestatur von ihm und zweier seiner Schüler ist im zweietagigen Pavillon aufgestellt.
Zhichunting (Pavillon, der den Frühling verkündet)
Direkt hinter dem Wenchang Turm führt eine Brücke vom Ostufer zu einer kleinen Insel. Die Insel wird nach dem kleinen Pavillon der auf ihr steht Zhichunting (Pavillon, der den Frühling verkündet) genannt. Die Pfirsich- und Aprikosenbäume, die auf der Insel rund um den Pavillon gepflanzt sind, künden jedes Jahr nach der Schneeschmelze mit ihren rosafarbenen Blüten im Zusammenspiel mit dem ersten Grün der Weiden von der Ankunft des Frühlings. Der Zhichunting ist einer der schönsten Aussichtspunkte am östlichen Ufer. Von hier hat man einen schönen Blick über den Kunming-See zum Westufer und die Gebäude rund um den Hügel des langen Lebens.
Der Blick auf Pavillon und Brücke mit dem dahinter liegenden Hügel des langen Lebens wurde auf den Banknoten der Chinese Italian Banking Corporation verwendet. Der einzelne Pavillon findet sich zudem auf der Rückseite der 10 Yuan Banknote der Bank of China von 1934.
Jadeschiff (Boot der Reinheit und der Ruhe)
Am Westufer des Kunming-Sees liegt ein großes Steinernes Boot. Offiziell trägt es den Namen Boot der Reinheit und der Ruhe, es wird aber umgangsprachlich einfach das Jadeschiff oder Marmorboot genannt. Es wurde 1755 im 20. Jahr der Regierung Kaiser Qianlongs gebaut und hatte ursprünglich auf einer Steinplattform einen der chinesischen Segelschiffe entsprechenden Aufbau aus Holz. Dieser wurde jedoch 1860 durch ein Feuer zerstört. Die Kaiserinwitwe Cixi ließ das Boot 1893 wieder aufbauen, befahl jedoch eine Gestaltung analog eines westlichen Raddampfers, heute vor allem durch die zwei Radkästen erkennbar.
Das Boot ist 36 Meter lang und besitzt einen Rumpf aus massiven Steinplatten. Das untere Hauptdeck des zweistöckigen Aufbaus ist mit blumenverzierten Ziegelsteinen ausgelegt, die Fenster sind aus buntem Glas mit Mosaikverzierungen und die Decke ist mit in Stein gemeisselten Ornamenten verziert. Auf jedem Deck steht ein großer Spiegel, der jeweils so gedreht wird, dass sich Szenen vom Seeufer in ihm spiegeln. Vom Oberdeck hat man einen schönen Blick auf die umliegenden Uferzonen des Kunming-Sees mit seinen Bauten.
Jadegürtelbrücke
Wegen ihrer eleganten Bogenform gehört die Jadegürtelbrücke zu den bekanntesten Bauwerken des Sommerpalastes, umgangssprachlich wird sie auch häufig Kamelhöckerbrücke genannt. Sie liegt gegenüber der meisten anderen Bauten auf der anderen Seite des Kunming-See in der Deichanlage und ist aus Marmor und Granit erbaut. Wegen der hohen Bogenform soll sie einem Jadegürtel gleichen. Die Brücke musste der Kaiser passieren, wenn er sich per Boot vom Kunming-See zum Hügel der Jadequellen begab. Die Balustrade ist mit gemeißelten Figuren von Kranichen aus dem Märchenland verziert.
Sidabuzhou-Pagode (四大部洲梵塔) / Arhat-Pagode / Luohanta (羅 漢 錐)
Diese Pagode liegt am hinteren Abhang des Berges des langen Lebens (Shoushan- 壽山). Der dort unter Kaiser Qiánlóng in Anlehnung an tibetische Architekturstile erbaute Gebäudekomplex trägt den Namen Vier großartige Landschaften, im einzelnen genannt Jambudvipa, Uttarakara, Purvavidewa und Aparagodahiya. Dieses Areal wurde 1860 völlig zerstört und erst ab 1980 wieder nach und nach rekonstruiert. Zu den Gebäuden gehören mehrere Kegel-Pagoden, eine davon ist die Sidabuzhou-Pagode (四大部洲梵塔).