Salomonen: Herstellung von Muschelgeld
Salomonen, P-20, 10 Dollars, 1996
Geld allein macht nicht glücklich - man braucht auch noch ein paar Muschelgeldketten dazu. Jedenfalls dann, wenn man als Mann auf den Salomonen (eng. Solomon Islands) lebt und heiraten möchte.
Muschelschnüre sind bis heute in diesem Inselstaat im Südwesten des Pazifiks unverzichtbarer Bestandteil des Brautpreises und der Aussteuer der Frauen. Manchmal kann man mit Muschelgeld noch Grundstücke kaufen oder im Supermarkt shoppen gehen. Doch die Zeit des Muschelgeldes geht auch auf den Salomonen ihrem Ende entgegen. Der Salomon-Dollar verdrängt nach und nach die traditonellen Geldformen der Inseln.
Ganz auf die uralten Lebensweisen verzichten möchten die Inselbewohner jedoch nicht. Und so gehören zum Brautpreis nicht nur 1000 bis 2000 Salomon-Dollar und Lebensmittel, sondern auch sechs bis zwanzig Tafali'ae. Dieses Muschelgeld besteht aus zehn Strängen von roten, weißen und schwarzen Muschelplättchen, die an den Enden verbunden werden. Damit sie sich nicht verwickeln, werden sie durch mehrere Abstandshalter getrennt. Ihr Wert liegt in der langwierigen Arbeit der Herstellung und im Statusgewinn des Schenkenden.
Um Muschelscheiben zu gewinnen, werden Schalen von Muscheln mit Hilfe eines Eisenstößels auf einem Stein zerbrochen, die Stücke mit Hilfe von Sand grob zu Plättchen gerieben und diese schließlich durchbohrt. Auf der Rückseite der 10-Dollar-Banknoten der Salomonen ist die mühselige Prozedur der Bohrung dargestellt: Eine Frau treibt mit einem manuell betriebenen Bohrer ein Loch in die Scheibe, die in einer halben Kokosnußschale liegt. Anschließend wird die Muschelscheibe aufgefädelt und an einem langen Balken von Hand, meist von Männern, rundgeschliffen. Für einen einzigen zweieinhalb Meter langen Strang braucht man so gut zwei bis drei Monate - und der ist als Zahlungsmittel wertlos! Erst gebündelt wird das Muschelgeld gültig (auf der Banknote links abgebildet).
Gebrauchte Schnüre werden als Brautpreis übrigens nicht angenommen. Neu müssen sie sein, und je mehr verschenkt werden, desto besser fürs Ansehen. Deshalb überreichen wohlhabendere Inselbewohner nicht nur der Braut, sondern auch der Brautmutter und weiteren Verwandten zehnreihige Muschelgeldketten - stets unter den Augen aller Dorfbewohner.
Muschelgeldschnüre werden bis heute in den Dörfern in und an der Langa-Langa-Lagune auf der Insel Malaita (Salomonen) hergestellt. Das Muschelgeld wird unter anderem auch nach Papua-Neuguinea exportiert, doch es kommt immer öfter zu Absatzschwierigkeiten. Die Tage dieser letzten "Münzstätte der Steinzeit" sind gezählt.