MISCERIQUE PROBAT POPULOS ET FOEDERA JUNGI
(Es gefällt ihm, dass die Völker sich mischen und durch Bündnisse geeint werden)
Es ist klar, dass dieser Satz aus Vergils *Äneis* kommt, und zwar aus dem Buch IV, Vers 112.
Die Äneis ist das Epos von Äneas, der sich aus dem brennenden Troja gerettet hat und nach zahlreichen Stationen schliesslich Italien erreichte und das römische Volk begründete.
Im 4. Buch befindet sich Äneas in Karthago, wo er sich in die Königin Dido verliebt. Er spielt mit dem Gedanken, bei ihr zu bleiben.
Der Göttervater Jupiter aber fordert ihn durch den Götterboten Merkur auf, Dido zu verlassen und die ihm von den Göttern aufgetragene Mission,
die Gründung Roms (die Grundlage für das Römische Imperium) zu erfüllen. Äneas erkennt, dass er dem Gebot der Götter gehorchen und seine persönliche Liebe zu Dido opfern muss.
Venus und Juno (die Gattin Jupiters) sind aber (beide allerdings aus verschiedenen Gründen!) dafür, dass Äneas bei Dido bleibt.
Venus sagt unter anderem zu Juno:
*Sed fatis incerta feror, si Iuppiter unam esse velit Tyriis urbem Troiaque profectis, MISCERIVE PROBET POPULOS AUT FOEDERA IUNGI. Tu coniunx, tibi fas animum temptare precando.*
(Doch ich bin nicht sicher, ob Jupiter eine Stadt für das tyrische Volk und die Flüchtlinge Troias vorgesehen hat, OB ES IHM GEFÄLLT, DIE VÖLKER ZU MISCHEN UND DURCH BÜNDNIS ZU EINEN. Du bist die Gattin, du darfst sein Herz mit Bitten versuchen.)
Im Original steht der Satz also im Konjunktiv Präsens. (*PROBET* - ob es gefallen möge?)
Die Engländer haben, weil es ihnen besser in den Kram passt, den Satz einfach verfälscht und in den Indikativ Präsens gesetzt (*PROBAT* - es gefällt ihm, er stimmt zu).
Durch diese kleine, aber bedeutsame Fälschung zeigen die Engländer klar, was sie zur Kolonialzeit darunter verstanden haben, die Völker zu mischen und durch Bündnisse zu einen:
Nämlich schlicht und einfach die ganze Welt zu beherrschen - in der wohl richtigen Annahme, dass ohnehin in den fernen Kolonien keiner Latein kann und Vergil kennt.