Reichsverteidigungsbezirke Sudetenland und Niederschlesien, 20 RM 1945 (Ro.186)
Reichsverteidigungsbezirke Sudetenland und Niederschlesien
Abb. 1: Karte des Sudetenlandes, 1945
Abb. 1: Verwaltungskarte von Niederschlesien, 1945
Die besetzten baltischen Gebiete sowie Teile Nordpolens und Weißrusslands, insgesamt eine Fläche von rund 108.808 km², wurden dem deutschen Oberbefehlshaber Ost, Prinz Leopold von Bayern unterstellt. Die Verwaltung dieses neu eroberten Gebietes mit ethnischer und religiöser Vielfalt sowie einer Bevölkerungszahl von etwa drei Millionen Menschen gestaltete sich schwierig. Auf deutscher Seite lagen zudem kaum konkrete Pläne zur Besatzung vor. Erst die im Jahre 1916 erlassene Verwaltungsordnung teilte Ober Ost in sechs Verwaltungsbezirke ein. Dabei fanden die ethnographischen Grenzen der dort lebenden Volksgruppen keine Berücksichtigung. Auch hierin wurde der rein militärische Charakter der Besatzung sichtbar. Man findet deshalb auch die Bezeichnung Militärstaat Ober Ost. Nahezu sämtliche Mitarbeiter der Verwaltung gehörten dem Militär an. Die Versorgung der besetzten Gebiete mit Zahlungsmitteln erfolgte durch die Ostbank für Handel und Gewerbe. Die Bank war 1898 aus der Provinzial-Aktienbank des Großherzogtums Posen hervorgegangen. Seit 1916 gab sie durch ihre Darlehnskasse Ost in Posen Darlehnskassenscheine in Rubelwährung aus, 1918 auch durch die Darlehnskasse Ost in Kowno solche in Markwährung. Der Umrechnungskurs von Rubel zu Mark lag bei einem konstanten Verhältnis von 2:1. Zur Deckung der Ausgabe begab das Deutsche Reich eine Anleihe von 110 Millionen Ostmark.
Nach Gründung der baltischen Republiken im Jahre 1918 schufen Estland und Lettland sehr bald eigene Währungen. Litauen dagegen erklärte durch Gesetz vom 26. Februar 1919 die Scheine der Darlehnskasse Ost zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Sie wurden erst mit der Einführung der Litas-Währung am 9. August 1922 abgelöst.
Die Darlehnskasse Ost in Posen gab Papiergeld in Rubelwährung in Werten von 20 Kopeken bis 100 Rubel aus. Diese tragen die Unterschriften "Michalowsky, Hamburger und Kauffmann".
Carl Michalowsky war zum Zeitpunkt der Emission der Darlehnskassenscheine Mitglied des Reichsbankdirektoriums in Berlin, Carl (Ludwig Bernhard) Kauffmann seit Kriegsbeginn 1914 Devisendezernent der Reichsbank und später Direktor der Ostbank.
Die Banknoten der Darlehnskasse Ost in Kowno wurden in Markwährung zu Werten von 1/2 Mark bis 1.000 Mark emittiert und tragen die Unterschriften "Fischer, v.d. Marwitz und Moritz".
Im Ersten Weltkrieg war Otto Christian Fischer als Offizier zwei Jahre an der Front beim Feldartillerie-Regiment 6 und verwaltete zuletzt beim Hauptquartier Ost die Darlehnskasse Ost.
Beide Ausgaben (Posen und Kowno) sind ähnlich gestaltet, teilweise unterscheiden sie sich lediglich durch die Währungsbezeichnung und die verwendeten Druckfarben (siehe Abb. 2). Gedruckt wurden die Papiergeldausgaben der Darlehnskasse Ost (beide Ausgaben) auf unterschiedlichem Wasserzeichenpapier in der Reichsdruckerei Berlin, bei Giesecke und Devrient in Leipzig und zum Teil auch bei C. Naumann in Frankfurt.
Abb. 2: Ausgaben der Darlehnskasse Ost in Posen zu 100 Rubel und Kowno zu 100 Mark
Neben den Besatzungsausgaben der Darlehnskasse Ost kursierten im besetzten Russland städtische Notgeldscheine, besonders der Städte Libau und Mitau.
Quellen:
Pick/Rixen, Papiergeld-Spezialkatalog Deutschland, S. 241.
Rosenberg/Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871, 18. Auflage, S.330.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ober_Ost