Wanderndes Klischee
Wird ein signifikantes Detail einer Banknote bei einer anderen Banknote wiederverwendet, so spricht man von einem wandernden Klischee.
Inhaltsverzeichnis
ABNC
Besonders häufig finden sich diese wandernden Klischees auf Banknoten, die von der American Bank Note Company (ABNC) hergestellt wurden, wie die Beispiele unten zeigen.
Die potentiellen Kunden der ABNC konnten so aus einem ganzen Katalog bereits fertiggestellter Motive und Entwürfe wählen, was natürlich preisgünstiger war als ein extra entworfenes Motiv.
Vor allem zahlreiche süd- und mittelamerikanische Privat- und Lokalbanken nutzten diese Möglichkeit, manche Darstellungen fanden aber auch in Asien und Europa erneute Verwendung.
Sogenannter "Liberty" - Kopf
So ist auf einem 50-Cent-Schein (MPC) aus den USA dieselbe allegorische Figur zu sehen wie auf dem nur wenige Tage gültigen 50-DM-Schein von 1948.
Allegorien auf die Fülle
Helmed Woman
ABNC-Entwurfs-Name: Minerva No. 2
Schiffsmotive
Weitere Beispiele
Andere Druckereien
Die wiederholte Verwendung von Motiven und Druckvorlagen ist/war aber nicht nur auf die ABNC beschränkt, auch andere Druckereien bedienten sich am eigenen Portfolio.
Es kommt auch bisweilen vor, dass verschiedene Länder die gleichen Portraits verwenden, auch wenn es sich hier um kein wanderndes Klischee im engerem Sinne handelt.
Weitere Beispiele wären die österreichischen Nachkriegsnoten, welche die Vorkriegsklischees neu aufgelegt haben.
Erwähnt sei noch die Werbebanknote der Bavaria von 1974, die in der tschechischen Republik eine Nachahmernote fand, die in den 200x-er Jahren von Readers Digest neu aufgelegt wurde.
Notgeld
1000 Mark
Besonders viele Parallelen gab es in der deutschen Inflationszeit, nicht nur bedingt durch die Geschwindigkeit, mit der damals die neuen Entwürfe hergestellt werden mussten, sondern auch durch die Vielzahl an umlaufendem Papiergeld.
Ein weiteres Beispiel ist die Druckerei Giesecke & Devrient - hier wurden Druckbögen aus einem Auftrag der Türkischen Staatsbank Jahre später für die Ausgabe einer 1000 Mark Note aufgebraucht bzw. die Druckplatte des Unterdrucks erneut verwendet.
Aber nicht nur bei Banknoten sog. Staatspapiergeld auch bei einfachem Notgeld hat man, oft um die Ausgabe zu beschleunigen, auf bereits vorhandene Entwürfe zurückgegriffen. So ist die Gestaltung Vorderseite des 100 Mark Scheins aus Annaberg der Gestaltung der Vorderseite des Tausenders nachempfunden.
50 Centimes
Ein weiteres ausgezeichnetes Beispiel ist der 50 Centimes Notgeldschein der Chambre de Commerce, Paris von 1920 der mit veränderten Farben und Texten im selben Jahr im besetzten Saargebiet wiederverwendet wurde.
100 und 1000 Mark aus Stuttgart
Auch die 100 und 1000 Mark Noten aus Stuttgart weisen Ähnlichkeiten mit Reichspapiergeld auf, das zu dieser Zeit noch im Umlauf war. Möglicherweise hoffte man hier auf einen Wiedererkennungswert.
Weitere Beispiele ohne Bild
Zu nennen wäre hier noch
.... Hamborn von 1922 über 200
.... die komplette Röntgen-Serie aus Weilheim und der 1000 Mark Schein
.... 1 Million, ebenfalls von Hamborn, Hüttengeld und der 2 Millionen Mark Schein ("Mullionen-Note")
Deutsche Noten nach 1945
Die Gemäldeserien BBk I/BBk Ia und BBk II/BBk IIa zeigen viele Motive, die bereits in der Weimarer Republik verwendet wurden.
Das Bildnis einer Venezianerin und das Bildnis der Elsbeth Tucher sind auf nicht ausgegebenen Reichsbanknoten zu finden (50 Mark Bayern sowie 1000 Billionen Mark 1924)
Das Bildnis eines Mannes mit Kind ist - Ohne Kind - bereits in der Inflationszeit verwendet worden.
Zu erwähnen wären noch das Portrait des H. Holzschuher auf einem des BBK I - Zehners ähnlichen Testnote, der bereits auf einer bayerischen Banknote auftauchte sowie der Clara Schuman auf einer Werbenote von Giesecke & Devrient, wie sie auf dem letzten 100 DM Schein zu sehen war.
Wandernde Unterschriften
Eine "wandernde Unterschrift" befindet sich auf dem 50 Gulden-Schein von 1982, auf dem bereits Wim Duisenberg unterschrieben hatte, ehe seine Unterschrift auf den ersten Euro-Noten auftauchte.
Weitere Beispiele ohne Bild
Zu nennen wären hier noch die "Franzosenscheine" sowie - natürlich - die Serien BBk II und BBk IIa, die die Kopfmotive der BBk I - Serie wiederholen sowie die Portraits von Goethe, Engels und Marx auf zwei verschiedenen Serien der DDR.
Stammen Banknoten vom gleichen Autor, so können sich ebenso Stilelemente wiederholen. Beispiele hierfür wären die parallele Gestaltung von europäischen und armenischen Noten durch Robert Kalina oder Ähnlichkeiten der deutschen BBK I - Serie mit den Schweizern der V. Emission des Grafikers Eidenbenz.
Stadt Düren: 20 Billionen Mark