Auflagen und Varianten der Reichskassenscheine von 1904 und 1906
Auflagen und Varianten der Reichskassenscheine von 1904 und 1906
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die kleinen Reichsbanknoten von 1906
- 2 Bekanntmachung und Beschreibung der Reichskassenscheine
- 3 Reichskassenscheine für den Reichskriegsschatz
- 4 Gedeckte Reichskassenscheine
- 5 Auflagen der Reichskassenscheine von 1904 und 1906
- 6 An- und Ausfertigung der Reichskassenscheine von 1904 und 1906
- 7 Umlauf der Reichskassenscheine von 1904 und 1906
- 8 Das Ende der Reichskassenscheine
- 9 Vergleich mit aktueller Literatur
- 10 Literatur- und Bildnachweis
Die kleinen Reichsbanknoten von 1906
Mit dem Gesetz vom 20. Februar 1906 (RGBl. 1906, S.318) wurde die Reichsbank ermächtigt auch Banknoten auf Beträge von 50 und 20 Mark auszugeben, wodurch dem Bedürfnis des Verkehrs an Wertzeichen zu 50 und 20 Mark allein durch Banknoten entsprochen wurde.
Bis dahin war der Bedarf an kleinen Papierwertzeichen ausschließlich durch Reichskassenscheine befriedigt worden, welche nach Maßgabe des Gesetzes vom 30. April 1874 (RGBl. 1874, S.40) in Abschnitten zu 5, 20 und 50 Mark ausgefertigt waren.
Mit dem Gesetz vom 5. Juni 1906 (RGBl. 1906, S.730) wurden die Verhältnisse dahingehend geändert, dass Reichskassenscheine nur noch in Abschnitten zu 5 und zu 10 M ausgefertigt wurden. Mit Beschluss der Bundesrates vom 28.06.1906 wurde bestimmt, dass sich die gesetzlich vorgeschriebenen Höchstumlaufmenge an Reichskassenscheinen von 120.000.000 M zu 90.000.000 M aus Abschnitten zu 10 M und zu 30.000.000 M an Abschnitten zu 5 M zusammensetzen sollten.
Bekanntmachung und Beschreibung der Reichskassenscheine
Reichskassenscheine zu 5 Mark von 1904
Die neuen Reichskassenscheine zu 5 M mit Ausfertigungsdatum 31. Oktober 1904 wurden am 14. April 1906 bekannt gemacht und im Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger No. 95 vom 23.04.1906 beschrieben. Die Ausgabe der Scheine begann im April 1906.
Bekanntmachung
Bekanntmachung
In nächster Zeit werden neuen Reichskassenscheine zu 5 M ausgegeben werden, deren Beschreibung wir in einer besonderen Beilage des „Reichs- und Staatsanzeigers“ zur Kenntnis bringen.
Berlin, 14.April 1906
Reichsschuldenverwaltung
von Bitter
Beschreibung
Vorderseite
Rückseite
Reichskassenscheine zu 10 Mark von 1906
Die neuen Reichskassenscheine zu 10 M mit Ausfertigungsdatum 6. Oktober 1906 wurden am 7. November 1907 bekannt gemacht und im Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger No. 271 vom 13.11.1907 beschrieben. Die Ausgabe der Scheine begann im November 1907.
Bekanntmachung
Bekanntmachung
In nächster Zeit werden Reichskassenscheine zu 10 M ausgegeben werden, deren Beschreibung wir in einer besonderen Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ zur Kenntnis bringen.
Berlin, 7. November 1907.
Reichsschuldenverwaltung
von Bitter
Beschreibung
Vorderseite
Rückseite
Reichskassenscheine für den Reichskriegsschatz
In § 7 des "Gesetzes über die Änderungen im Finanzwesen" vom 3. Juli 1913 (RGBl. 1913, S.521) wurde der Reichskanzler ermächtigt weitere Reichskassenscheine bis zu einer Höhe von 120.000.000 Mark ausfertigen zu lassen. "Der Erlös dieser Reichskassenscheine ... [war] zur Beschaffung eines gleichen Betrages in gemünztem Golde mit der Zweckbestimmung des Reichskriegsschatzes zu verwenden." Die 120.000.000 M wurden im Rechnungsjahr 1913-14 in Abschnitten zu 5 M (20.000.000 M) und 10 M (100.000.000 M) ausgefertigt.
Gedeckte Reichskassenscheine
Im Gesetz vom 22.03.1915 (RGBl. S.179) wurde die Reichsbank ermächtigt nach einem Friedensvertrag auch Banknoten in Abschnitten zu 10 M auszugeben. Bis dahin sollte als Übergangslösung dem gestiegenen Bedarf an Abschnitten zu 10 M zunächst durch die Ausgabe von weiteren 120.000.000 an Reichskassenscheinen zu 10 M entsprochen werden. Für die Deckung dieses zusätzlichen Volumens waren Dahrlehnskassenscheine in gleicher Höhe zu hinterlegen, daher die Bezeichnung "Gedeckte Reichskassenscheine".
Mit der Ausgabe der 10 M Banknoten sollten die gedeckten Reichskassenscheine eingezogen und die hinterlegten Dahrlehnskassenscheine wieder freigegeben werden. Zeitgleich sollten alle ungedeckten Reichkassenscheine zu 10 M in Abschnitte zu 5 M umgetauscht werden, so dass anschließend Reichskassenscheine von 5 M im Umfang von 240.000.000 M im Umlauf wären.
Die Bekanntmachung der Reichsbanknote zu 10 M erfolgte am 21.12.1920. Aufgrund des Beschlusses des Reichsrates vom 15. Dezember 1920, welcher an die Stelle des vormaligen Bundesrates getreten war, wurde mit der Einziehung der Reichskassenscheine zu 10 M begonnen. Neue Abschnitte zu 10 M dürften seit dem nicht mehr in Umlauf gekommen sein.
Auflagen der Reichskassenscheine von 1904 und 1906
Den Angaben zufolge (Revision vom 18.12.1924) wurden insgesmt an- und ausgefertigt Reichskassenscheine von 1904 und 1906 in Abschnitten zu
- 5 M: mindestens 148.540.680 M -> 29.708.136 Stück
- 10 M: mindestens 684.648.590 M -> 68.464.859 Stück
Bei der letzten Revision (04.02.1926) waren davon noch im Umlauf, Abschnitte zu:
- 5 M: 66.246.630 M -> 13.249.326 Stück
- 10 M: 138.294.810 M -> 13.829.481 Stück
An- und Ausfertigung der Reichskassenscheine von 1904 und 1906
Anmerkung zu den Tabellen: Die Übersicht der Reichschuldenkommission für das Rechnungsjahr 1920 wurde nicht gedruckt. Daher lassen sich aus den Dokumenten nicht alle Konsolidierungen nach den Abschnitten auflösen. Einige Werte in der Tabelle sind aus anderen Angaben angenähert. Diese Einträge sind kursiv dargestellt. Wo sich trotzdem keine ausreichenden Angaben gewinnen lassen steht ein Fragezeichen.
An- und Ausfertigung der Reichskassenscheine zu 5 M von 1904
Als die Zahl für die Ausfertigung im Jahr 1920 wurde die Differenz der Umlaufzahlen zwischen 1920 und 1921 angenommen. Als Summe für die insgesamt ausgefertigten und die in zum Umtausch bestimmten Formulare zu 5 M ergibt sich: 146.329.380 + 2.636.340 = 148.965.720 Mark bzw. 29.265.876 + 527.268 = 29.793.144 Stück.
An- und Ausfertigung der Reichskassenscheine zu 10 M von 1906
Als die Zahl für die Ausfertigung im Jahr 1920 wurde die Summe der umgetauschten Formulare angenommen. Als Summe für die insgesamt ausgefertigten und die in zum Umtausch bestimmten Formulare zu 10 M ergibt sich: 688.512.800 + 1.340.030 = 689.852.830 Mark bzw. 68.851.280 + 134.003 = 68.985.283 Stück.
Umlauf der Reichskassenscheine von 1904 und 1906
Die folgende Tabelle stellt den Umlauf der Reichskassenscheine von 1904 und 1906 über die Jahre 1906 bis 1924 dar.
Bemerkenswert ist, dass es dort für das Ende des Rechnungsjahres 1921 in der Aufstellung vom 27.05.1925 widersprüchliche Aussagen zu den Ergebnissen der Revision vom 29.03.1922 gibt.
Das Ende der Reichskassenscheine
Die Revision vom März 1922
Als Ergebnis der Revision vom 29.3.1922 (also Ende des Rechnungsjahres 1921) gab die Reichsschuldenkommission an, dass sich (auf dem Wege zum Umtausch aller ungedeckten Reichskassenscheine nach Abschnitten zu 5 M, s.o.) zu diesem Zeitpunkt im "Umlauf und in Verwahrung der Reichshauptkasse" befanden (angefertigt und ausgefertigt) an Abschnitten zu:
- 5 M: 166.086.075 M -> 33.217.215 Stück
- 10 M: 71.274.860 M -> 7.127.486 Stück.
In der 1925 angeführten Aufstellung der Reichsschuldenverwaltung für das Ende des Rechnungsjahres 1921 werden jedoch nur noch an- und ausgefertigte Abschnitte zu:
- 5 M: 80.409.865 M -> 16.081.973 Stück
- 10 M: 65.113.890 M -> 6.511.389 Stück.
genannt. Nur diese letzten Angaben passen zu den Zahlen über das gesamte An- und Ausfertigungsvolumen, sowie die Vernichtung der Reichskassenscheine von 1904/06, welche in der Revision von Dezember 1924 genannt wurden.
Die Revision vom Dezember 1924
Im Bericht des Reichsschuldenausschusses, welcher an die Stelle der Reichsschuldenkommission getreten war, vom 27. Mai 1925 für das Jahr 1924 wird ausgeführt: "Bei der am 18. Dezember 1924 von ihm vorgenommenen Kontrolle wurde festgestellt, daß von der Reichsdruckerei Formulare für Reichskassenscheine zu 10 M und 5 M [von 1906 und 1904] angefertigt wurden im Nennbetrage von 847.421.500 M, die nach den Stammbüchern der Reichsschuldenverwaltung sämtlich ausgefertigt sind. Hiervon wurden bis 29. November 1924 vernichtet 642.880.060 M, so daß im Umlauf oder in Verwahr der Reichsbank sich befinden 204.541.440 M und zwar ... zu 10 M = 138.294.810 M [und zu] 5 M = 66.246.630 M ... Außerdem befinden sich von den einzuziehenden Sorten [Ausgaben 1874, 1882 und 1899] noch im Umlauf ... 2.636.215 M."
Vernichtung der Bestände der Reichbank und bei der Kontrolle der Staatspapiere
Im Bericht vom 20.03.1927 für das Jahr 1925 über die Reichsschuld des Rechnungsjahres 1923 heißt es: "Die am Schlusse des Rechnungsjahres 1922 im Bestande der Kontrolle der Reichspapiere vorhanden gewesenen 2.636.340 M in Reichkassenscheinen zu 5 M, welche für den Umtausch der noch im Umlauf befindlichen Reichskassenscheine von 1874, 1882 und 1899 bestimmt waren, sind im Rechnungsjahr 1923 vernichtet worden."
Im gleichen Bericht stellt der Reichsschuldenausschuß im Abschnitt über die Reichsschuld für das Rechnungsjahr 1924 fest, dass die Reichskassenscheine infolge der Geldentwertung ihre Eigenschaft als Zahlungsmittel verloren haben und dass die noch im Bestand der Kontrolle der Reichspapiere befindlichen und die von der Reichsbank zurückgelieferten Reichskassenscheine vernichtet wurden.
Das Ende der An- und Ausfertigung
Ebenfalls im gleichen Bericht im Abschnitt "Überwachungstätigkeit des Reichsschuldenausschusses im Jahre 1925" wird ausgeführt: "Bei der am 4. Februar 1926 [vom Reichsschuldenausschuss] vorgenommenen Kontrolle wurde festgestellt, dass seit dem 29. November 1924, dem Stichtage für die letzte vom Reichsschuldenausschuß vorgenommene Prüfung, keine Reichskassenscheine neu ausgefertigt worden sind. Im Umlauf befinden sich noch ... Reichskassenscheine [aller Ausgaben] über 207.177.655 M."
Aufgrund des Beschlusses des Reichsrates vom 15. Dezember 1920 (s.o.) dürften neuen Abschnitte zu 10 M jedoch nur bis Ende 1920 angefertigt worden sein.
Die Zahlen aus der Revision vom 29.03.1922 über die Abschnitte zu 5 M legen nahe, dass zu diesem Zeitpunkt ca. 85.676.210 M = 17.135.242 Stück angefertigt waren, die später nicht mehr ausgefertigt, sondern ummittelbar vernichtet wurden. Seit Anfang 1922 dürften daher auch keine Reichskassenscheine zu 5 M mehr angefertigt worden sein.
Das Ende der Kontrolle
Weiter stellt der Reichsschuldenausschuss fest: "Ein Umtausch [der Reichskassenscheine] ... in Anleiheablösungsschuld des Deutschen Reiches ist ... ausgeschlossen. Neu ausgefertigt und ausgegeben können Reichskassenscheine ... nicht mehr werden. Infolge der Geldentwertung haben, da bereits ausgegeben, sie ihre Eigenschaft als Zahlungsmittel verloren. Der Reichsschuldenausschuß ist daher der ... Kontrolle über die Ausfertigung und Ausgabe von Reichskassenscheinen fernerhin enthoben."
Vergleich mit aktueller Literatur
Die Studie "Die Varianten der Deutschen Reichsbanknoten 1876 bis 1914" von Michael Schöne (Stand 2008) enthält die detaillierteste Istaufstellungen über die möglichen Varianten der Reichskassenscheine von 1904 und 1906 auf der Grundlage der bis dato aufgefundenen Exemplare. Wegen der im Laufe der Jahrzehnte erlittenen erheblichen Verluste, fallen die mittels einer Istaufstellung ermittelten Werte selten vollständig aus. So lassen sich nicht immer alle ursprünglich vorhanden Varianten nachweisen. Einige 6-stellige Varianten sind daher in der Studie als "bisher nicht belegt" gekennzeichnet.
Reichkassenscheine von 1904 über 5 M
Für die Reichskassenscheine von 1904 sind dort 3 Serien (B - D) mit bis zu 2.000.000 Exemplaren, 1 Serie (A) und 19 Serien (G - Z) mit bis zu 1.000.000 Exemplaren und 2 Serien (E - F) mit bis zu 1.100.000 Exemplaren nachgewiesen, also in Summe ca. 27.200.000 Exemplare. Unter Einbeziehung der als "bisher nicht belegt" gekennzeichneten 2 Varianten mit je 1.000.000 Exemplaren ergibt sich eine Summe von ca. 29.200.000 Stück. Aus den Berichten und Austellungen ergeben sich mindestens 29.708.136 Stück.
Reichkassenscheine von 1906 über 10 M
Für die Reichskassenscheine von 1906 werden bei Schöne 10 Serien (A, H, N - S, V - W) mit bis zu 3.000.000 Exemplaren, 12 Serien (B - G, J - M, T - U) mit bis zu 2.000.000 Exemplaren, 1 Serie (X) mit bis zu 2.420.000 Exemplaren und 2 Serien (Y - Z) mit bis zu 1.000.000 Exemplaren nachgewiesen, also in Summe ca. 58.420.000 Exemplare. Unter Einbeziehung der als "bisher nicht belegt" gekennzeichneten 12 Varianten mit je 1.000.000 Exemplaren ergibt sich eine Summe von ca. 70.420.000 Stück. Aus den Berichten und Austellungen ergeben sich mindestens 68.464.859 bis höchsten 69.888.082 Stück. Bei der angegebenen Spanne ist die erhebliche Unsicherheit aufgrund der fehlenden Übersicht für das Rechnungsjahr 1920-21 zu berücksichtigen.
Literatur- und Bildnachweis
- Stenografische Berichte des Reichstages, Staatsbibliothek München
- Michael Schöne, Die Varianten der Deutschen Reichsbanknoten 1876 bis 1914, mhs, Pirna 2008
- Das Deutsche Staatspapiergeld, 1901 Reichsdruckerei Berlin, Reprint Gietl Verlag 1993
- Bekanntmachung und Beschreibung der Reeichskassenscheine zu 5 M, Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger No. 95 vom 23.04.1906
- Bekanntmachung und Beschreibung der Reeichskassenscheine zu 10 M, Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger No. 271 vom 13.11.1907
- Reichsgesetzblatt 1906, S.318
- Reichsgesetzblatt 1906, S.730
- Reichsgesetzblatt 1913, S.521
- Reichsgesetzblatt 1915, S.179