Buch: Notgeld und Marken des Kreises Schönebeck

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Notgeld und Marken des Kreise Schönebeck

Geschichte der Notgeldausgaben und Wertmarken des Kreises Schönebeck mit Katalogteil und Marktpreisen

  • Lutz Ruffert
  • 1. Auflage 2005
  • 140 Seiten
  • Eigenverlag Lutz Ruffert, Calbe (Saale)


Schönebeck.jpg aus einer Rezension der Zeitschrift Münzen-Revue:

Lutz Ruffert, Notgeld und Marken des Kreises Schönebeck, Calbe (2005), Eigenverlag. 140 S. mitzahlreichen sw Abb. Broschiert, Klebebindung, 20 x 29,5 cm. Zu beziehen über Lutz Ruffert, Barbyer Str. 22, 39240 Calbe, email: LutzRuffert@aol.com.

Der Kreis Schönebeck liegt in Sachsen-Anhalt und umfasst insgesamt 33 Gemeinden. Von den meisten Orten hat der durchschnittliche Deutsche wohl noch nie etwas gehört. Glinde und Glöthe, Zens und Zuchau, diese Orte sind nur den Einheimischen bekannt. Und doch auch in diesen Orten hat sich Geldgeschichte abgespielt. Anhand des Mikrokosmos Schönebeck kann der Interessierte all die Erscheinungen verfolgen, die er vom Makrokosmos, dem gesamten Deutschen Reich, kennt: Die Kleingeldknappheit nach dem 1. Weltkrieg und ihre Abhilfe vor Ort, sowie das Markenwesen, bei dem runde Metallstücke mit Prägung den Zahlungsverkehr erleichterten. Der Autor dieses geldgeschichtlichen Werkes mit Katalogteil, Lutz Ruffert, beschäftigt sich seit mehr als 25 Jahren mit diesem Thema. Ihm war es ein Anliegen, den Katalogteil durch ausführliche historische Recherchen zu illustrieren und so die Aussagekraft der einzelnen Stücke zu erhöhen. Um es gleich vorwegzunehmen: Lutz Ruffert ist es gelungen, eine Reihe von interessanten Originaldokumenten für seine Arbeit zusammenzutragen. Durch seine Beschränkung auf ein relativ kleines Gebiet werden die tatsächlichen Nöte und Probleme der Bevölkerung umso deutlicher. Wenn z.B. das Munitionswerk Schönebeck beim Magistrat von groß Salze anfragen lässt, ob man „städtisches Notgeld im Betrag von 1, 2, 5, 10 und 50 Pfennig anfertigen“ lassen könne, weil „die große Kleingeld-Knappheit“ sich beim „Löhnen unserer Arbeiter außerordentlich unangenehm bemerkbar macht“, dann leuchtet jedem Leser das Problem, mit dem sich damals die Menschen auseinanderzusetzen hatten, weitaus deutlicher ein als bei der Lektüre einer historischen Abhandlung. Und wenn man gar einen Leserbrief liest, der im April des Jahres 1921 die Calbenser Tageszeitung erreichte, dann wird klar, wie aus der Not des Geldmangels und ihre Abhilfe durch Notgeld zu Beginn der 20er Jahre ein Mittel der Geldbeschaffung wurde. Um Lust auf den Kauf des hier vorgestellten Buches zu machen, seien Ausschnitte daraus wiedergegeben: „Aus der letzten Stadtväter-Sitzung von Calbe, die am 15.4. stattfand, ging wiederum hervor, dass alle Truhen und Säckel der Stadt leer sind. Darum bildet die Forderung: „Wir brauchen Geld und müssen neue Einnahmequellen erschließen!“ die Grundstimmung auch dieser Bewilligungs-Sitzung…Gibt es denn wirklich keinen anderen Weg (der Geldbeschaffung als Steuererhöhungen, erg. d. Verf.)? – Ich wüsste einen. – Ich bin Sammler von Stadtgeldscheinen und verfolge mit großem Interesse die Entwicklung des Notgeldes. Der Weg, den sie gezogen, ist mächtig nach oben strebend…. Die (schönen Scheine, erg. d. Verf.) kehren nie wieder zurück. Sie bleiben in tausend Sammlerhänden und bilden so einen schönen, nicht zu unterschätzenden Verdienst für die Mutterstadt, die sie nicht einzulösen braucht. Viele Städte erkannten diesen geschäftlichen Vorteilen vor Monaten schon, ließen sich gleich einige (gleich einige!) schöne Serien anfertigen, gaben sie aus und hatten nach einer Woche ein ausverkauftes Haus. Zu diesen Städten gehören beispielsweise Naumburg, Wittenberg und Erfurt, die innerhalb weniger Tage Hunderttausende von Mark in ihre leergebrannten Kassen legen konnten.“ Wenn man dann ferner den Werbezettel des Magistrats der Stadt Calbe liest, in dem er dem Wiederverkäufer von Notgeld bei einer Abnahme von 1000 Sätzen á 6 Calber Notgeldscheine zu je 50 Pfennigen einen Rabatt von 20 % anbietet, dann wird einem klar, warum all die prachtvollen Notgeldscheine in den Jahren kurz vor der großen Inflation gedruckt wurden. Kommen wir noch kurz auf die Marken zu sprechen. Auch hier hat der Autor ein Stück heimischer Wirtschaftsgeschichte aufgearbeitet. Konsummarken, Biermarken, Hundemarken, Marken für Müll und zur Ausgabe von Werkzeug, auch in diesem Kapitel wird ein teil der Alltagsgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder lebendig. Das unauffällige, in privatem Druck herausgekommene Büchlein ist also eine Fundgrube zur Geldgeschichte, und das macht in den Augen der Rezensentin den wahren Wert dieses Opusculus aus, auch wenn mancher Sammler die Preisangaben im Katalogteil sicher nützlicher finden wird. UK