Wanderndes Klischee
Wird ein signifikantes Detail einer Banknote bei einer anderen Banknote wiederverwendet, so spricht man von einem wandernden Klischee.
Inhaltsverzeichnis
ABNC
Besonders häufig finden sich diese wandernden Klischees auf Banknoten, die von der American Bank Note Company (ABNC) hergestellt wurden, wie die Beispiele unten zeigen.
Die potentiellen Kunden der ABNC konnten so aus einem ganzen Katalog bereits fertiggestellter Motive und Entwürfe wählen, was natürlich preisgünstiger war als ein extra entworfenes Motiv.
Vor allem zahlreiche süd- und mittelamerikanische Privat- und Lokalbanken nutzten diese Möglichkeit, manche Darstellungen fanden aber auch in Asien und Europa erneute Verwendung.
Sogenannter "Liberty" - Kopf
So ist auf einem 50-Cent-Schein (MPC) aus den USA dieselbe allegorische Figur zu sehen wie auf dem nur wenige Tage gültigen 50-DM-Schein von 1948.
Allegorien auf die Fülle
Helmed Woman
ABNC-Entwurfs-Name: Minerva No. 2
Schiffsmotive
Weitere Beispiele
Andere Druckereien
Die wiederholte Verwendung von Motiven und Druckvorlagen ist/war aber nicht nur auf die ABNC beschränkt, auch andere Druckereien bedienten sich am eigenen Portfolio.
Österreich / Deutsches Reich und I. Republik / II. Republik: Frau mit Edelweiß
Weitere Beispiele wären die österreichischen Nachkriegsnoten, welche die Vorkriegsklischees neu aufgelegt haben, sowie die berühmte "Frau mit Edelweiß" auf der Note zu 20 Reichsmark.
Hippokrates
Um einiges überraschender ist, dass auf einer belgischen Banknote ein Portrait eines Griechen zu finden ist. Es handelt sich um Hippokrates, dem Patron der Heilkunst. Dies ist dem Motiv der Vorderseite geschuldet, auf dem der Arzt Vesalius zu sehen ist. Hippokrates ist ebenso auf der letzten griechischen 10.000 - Drachmen - Note zu sehen.
Notgeld
1000 Mark
Besonders viele Parallelen gab es in der deutschen Inflationszeit, nicht nur bedingt durch die Geschwindigkeit, mit der damals die neuen Entwürfe hergestellt werden mussten, sondern auch durch die Vielzahl an umlaufendem Papiergeld.
Ein weiteres Beispiel ist die Druckerei Giesecke & Devrient - hier wurden Druckbögen aus einem Auftrag der Türkischen Staatsbank Jahre später für die Ausgabe einer 1000 Mark Note aufgebraucht bzw. die Druckplatte des Unterdrucks erneut verwendet.
Aber nicht nur bei Banknoten sog. Staatspapiergeld auch bei einfachem Notgeld hat man, oft um die Ausgabe zu beschleunigen, auf bereits vorhandene Entwürfe zurückgegriffen. So ist die Gestaltung Vorderseite des 100 Mark Scheins aus Annaberg der Gestaltung der Vorderseite des Tausenders nachempfunden.
50 Centimes
Ein weiteres ausgezeichnetes Beispiel ist der 50 Centimes Notgeldschein der Chambre de Commerce, Paris von 1920 der mit veränderten Farben und Texten im selben Jahr im besetzten Saargebiet wiederverwendet wurde.
20 Billionen Mark Düren
Während der Mann auf der Reichsbanknote zu Beginn der Inflationszeit noch die Ärmel hochkrempelt, hat er 1923 bereits einen Hammer in der Hand.
100 und 1000 Mark aus Stuttgart
Auch die 100 und 1000 Mark Noten aus Stuttgart weisen Ähnlichkeiten mit Reichspapiergeld auf, das zu dieser Zeit noch im Umlauf war. Möglicherweise hoffte man hier auf einen Wiedererkennungswert.
Notgeld aus Hamborn
Auch Hamborn kann gleich mit zwei Noten aufwarten, die an Reichsbanknoten erinnern.
Weilheim
Zu nennen wäre hier noch die Röntgen - Serie aus Weilheim (20, 50, 100 sowie 200 Mrd. Mark), die der Gestaltung nach an einen 1000 Mark-Schein erinnert.
Deutsche Noten nach 1945
Die Gemäldeserien BBk I/BBk Ia und BBk II/BBk IIa zeigen viele Motive, die bereits in der Weimarer Republik verwendet wurden. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch streng genommen nicht um wandernde Klischees, da die Portraits für die verschiedenen Auflagen neu gestochen wurden. Dies gilt auch für die Ersatzbanknoten für Westdeutschland.
Das Bildnis einer Venezianerin und das Bildnis der Elsbeth Tucher sind auf nicht ausgegebenen Reichsbanknoten zu finden (50 Mark Bayern sowie 1000 Billionen Mark 1924)
Das Bildnis eines Mannes mit Kind ist - Ohne Kind - bereits in der Inflationszeit verwendet worden.
Zu erwähnen wären noch das Portrait des H. Holzschuher auf einem des BBK I - Zehners ähnlichen Testnote, der bereits auf einer bayerischen Banknote auftauchte sowie der Clara Schuman auf einer Werbenote von Giesecke & Devrient, wie sie auf dem letzten 100 DM Schein zu sehen war.
Nicht zu vergessen: Die BBK II - und BBK IIa - Serie hat natürlich die gleichen Gemälde wie die Banknoten, die sich im Umlauf befanden.
Wandernde Unterschriften
Eine "wandernde Unterschrift" befindet sich auf dem 50 Gulden-Schein von 1982, auf dem bereits Wim Duisenberg unterschrieben hatte, ehe seine Unterschrift auf den ersten Euro-Noten auftauchte.
Weitere Beispiele ohne Bild
Zu nennen wären hier noch die "Franzosenscheine" sowie - natürlich - die Serien BBk II und BBk IIa, die die Kopfmotive der BBk I - Serie wiederholen sowie die Portraits von Goethe, Engels und Marx auf zwei verschiedenen Serien der DDR.
Stammen Banknoten vom gleichen Autor, so können sich ebenso Stilelemente wiederholen. Beispiele hierfür wären die parallele Gestaltung von europäischen und armenischen Noten durch Robert Kalina oder Ähnlichkeiten der deutschen BBK I - Serie mit den Schweizern der V. Emission des Grafikers Eidenbenz.
Wandernde Portraits
Es kommt auch bisweilen vor, dass verschiedene Länder bzw. Sammelgebiete die gleichen Portraits verwenden, auch wenn es sich hier um kein wanderndes Klischee im engerem Sinne handelt. Natürlich handelt es sich hier meist um verwandte Sammelgebiete (z.B. deutsche Gemälde auf Reichsbanknoten und Noten der BRD), aber es gibt auch Wandernde Porträts auf Ländern, bei denen man dies nicht so schnell vermutet.
Siehe auch
Wanderndes Klischee, Wanderndes Porträt, Wandernde Unterschrift