Bank: Imperial Bank of China
Imperial Bank of China (中國通商銀行)
Die Imperial Bank of China (中國通商銀行) wurde durch Sheng Xuanhuai (盛宣懷) gegründet und öffnete ihre Pforten am 27. Mai 1897.
Der chinesische Bankname heißt übersetzt Handelsbank von China, der englische Name dagegen deutet klar darauf hin, dass es sich um eine Bank handelt, die mit kaiserlicher Billigung und zur Stärkung der chinesischen Regierung gegründet wurde. Sheng hatte gesehen, wie erfolgreich die ausländischen Banken in China arbeiteten und wie rückständig die chinesischen Banken dagegen waren. Er wollte die erste moderne chinesische Bank gründen, die nach westlichem Muster arbeitete. Ein bedeutender Unterschied zu übrigen einheimischen Banken war, dass die Imperial Bank von vorn herein mit viel Kapital ausgestattet war. Man brachte zur Gründung 3,5 Millionen Yuan zusammen, dazu hatte der Board of Revenue 1,4 Mio Yuan zur Verfügung gestellt, als Deposit für einen Zeitraum von sechs Jahren. Die Bank war als Aktiengesellschaft organisiert, die Aktien und die Risiken waren somit weit verteilt. Bei einem Totalbankrott hätte also jeder der zahlreichen Aktionäre nur seinen Anteil verloren. Bei den bisherigen einheimischen Banken war es so, dass es einen Besitzer (das konnte auch eine Familie sein) gab, dieser Besitzer verlor beim Bankrott alles.
Sheng machte von Anfang an bekannt: alle Geschäftsmethoden genau wie bei der Hongkong und Shanghai Banking Corporation gehandhabt würden, die bereits seit 1865 überaus erfolgreich am chinesischen Markt tätig war.
Um das zu gewährleisten warb Sheng den britischen Manager Andrew W. Maintland (1835-1906) bei der Hongkong und Shanghai Banking Corporation (HSBC) ab. Maintland hatte über 20 Jahre für diese Bank gearbeitet und war 1895 Manager der Filiale Tianjin. Maitland sollte Daban (大班) werden, dieser Ausdruck meinte damals ausländische Senior-Manager einer chinesischen Firma (Daban = Taipan). Hierzu stellte A.W.Maitland einige Forderungen auf: er wollte einen Vertrag über 10 Jahre, und ein Monatsgehalt von 1200 Liang. Außerdem alleinige Entscheidungsgewalt, wenn es um Einstellung wichtiger Personen ging. Maitland war klar, dass diese Forderungen Maximalforderungen waren, die so nicht realisiert werden konnten. Der Vertrag, der dann tatsächlich abgeschlossen wurde, besagte, dass Maitland einen Vertrag über 5 Jahre bekam, mit einem Monatsgehalt von 9000 p.a. (also 750 Liang im Monat). Auch konnte er in der Personalpolitik nicht allein entscheiden, der Vorstandsvorsitzende musste einverstanden sein. Nach zwei Jahren sollte das Jahresgehalt, sofern der Vorsitzende mit den Leistungen Maitland zufrieden war, auf 12.000 Liang p.a. (also 1000 Liang im Monat) steigen. So wurde der Brite Maitland (auf Chinesisch schrieb er sich 美德倫, was mei-de-lun ausgesprochen wird) der erste Generalmanager einer rein chinesischen Bank.
Auf vielen Noten der Imperial Bank of China findet man daher die Unterschrift von A.W.Maitland.
Die Imperial Bank erhielt vom Kaiser zahlreiche Privilegien, darunter das Recht, eigene Noten zu drucken und eigene Münzen zu prägen (Münzen wurden jedoch von der Bank nie ausgegeben). Die Bank erhielt durch kaiserliches Edikt einen Sonderstatus, der sie unabhängig von Ausländern machte. Es gab Bemühungen z.B. von Seiten einer französischen Bank, mit der Imperial Bank zu verschmelzen. Aber dieses Ansinnen wurde klar zurückgewiesen. Hatten bislang ausländische Banken faktisch ein Monopol darauf, ausländischen Firmen Geld für Entwicklungsprojekte in China zur Verfügung zu stellen, bekam jetzt die Imperial Bank auch ausländische Kunden, z.B. Standard Oil (USA), Carlowitz & Co. (Deutschland), Japan Trading Co. (Japan), usw.
Von Ihrem Notenrecht machte die Bank sofort Gebrauch. 1898 liefen Noten der Bank im Werte von 402.220 Yuan um, 1907 waren es –nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten- schon 3.238.000 Yuan.
Einen Rückschlag erhielt die Bank die den Boxeraufstand, durch den die Filialen in Beijing und Tianjin geplündert und in Brand gesteckt wurden.
Zu einer weiteren schweren Krise für die Bank kam es etwas später durch gefälschte Banknoten.
Am 4. Februar 1903 kam jemand – er war selbst Angestellter bei einer (anderen) Bank – zur Imperial Bank in Shanghai und wollte ein paar Geldscheine in Silber umgetauscht haben, wie es an sich sein Recht war. Aber einige 10-Yuan-Scheine davon erwiesen sich als gefälscht. Diese Scheine wurden natürlich nicht honoriert. Als sich die Nichteinlösung der gefälschten Scheine herumsprach, entstand in Shanghai sogleich eine große Unruhe. Einige kleine Bankinstitute, die neidisch auf die große und erfolgreiche Imperial Bank waren, waren schadenfroh und trafen untereinander die Vereinbarung, keine Noten der Imperial Bank mehr zu akzeptieren. Diejenigen, die solche Noten hatten, fürchteten natürlich, auf den Scheinen sitzen zu bleiben. Am selben Tag noch versuchten viele Besitzer, ihre Scheine der Imperial Bank bei dieser loszuwerden, d.h. in Silber umzutauschen.
Am darauffolgenden Tag tauchten wieder gefälschte 10.-Yuan-Scheine auf, daneben aber auch falsche Fünfer. Stellten die Bankangestellten fest, dass ein Schein falsch war, rissen sie ihn in zwei Teile und stempelten die beiden Hälften als Falschgeld. Dies führte dazu, das praktisch jeder, der Noten der Imperial Bank besaß, zur Bank lief und diese umtauschen wollte. Es war der erste Run auf eine Bank in der Geschichte Shanghais. Der Gründer der Bank, Sheng Xuanhuai, weilte zu der Zeit in Beijing. Als er telegraphisch von den Fälschungen erfuhr, wies er das Bankhaus in Shanghai an, alle echten Noten zu honorieren. Wenn das vorhandene Silber nicht ausreiche, solle man Hypotheken auf die Liegenschaften der Bank nehmen. Auf alle Fälle müssten alle Kunden zufrieden gestellt werden. Zugleich drängte er, dass die Polizei alle Anstrengungen unternahm, die Fälscher festzunehmen und streng zu bestrafen.
Um das Vertrauen der Kunden wiederherzustellen, verlängerte man die Öffnungszeiten an den Werktagen und öffnete man die Schalter ausnahmsweise sogar am Wochenende. Weil so viele Menschen auf einmal in die Bank drängten, legte man fest, dass jeweils nur 20 Personen eingelassen und abgefertigt würden. Bis zum Wochenende hatte man schon Falschnoten im Werte von 200.000 Yuan festgestellt! Kurz darauf waren es schon 300.000 Yuan!
Die Bank bat die Polizei (in dem Konzessionsgebiet der Bank gab es eine besondere Konzessionspolizei) beim Aufrechterhalten der Ordnung zu helfen. Zeitweise war die Polizei gezwungen, die Feuerwehr zu rufen und die Menge per Wasserschlauch auseinander zu treiben!
Obwohl die Krise eigentlich nur eine einzige Bank betraf, fürchteten die anderen Banken jedoch, dass auch ihre Noten von den Kunden nicht mehr bedenkenlos akzeptiert würden. Da die Folgen für diese anderen Banken nicht genau abzuschätzen waren, erklärten sie sich bereit, der Imperial Bank zu helfen, und sie stellten als Soforthilfe 100.000 Yuan zur Verfügung. Besonders die Huifengbank (das ist die Hongkong and Shanghai Banking Corporation) beteiligte sich an der Rettung der Imperial Bank.
Kurz darauf erschien in einer Filiale der Hongkong & Shanghai Banking Corporation ein Japaner, der 4000 Yuan umtauschen wollte, alle Scheine erwiesen sich als falsch. Weil die Summe so hoch war und weil man davon ausging, die Fälschungen seien im Ausland hergestellt (die Chinesen wäre kaum in der Lage gewesen, die Scheine so perfekt nachzudrucken), folgten Angestellte der Bank unauffällig dem Japaner bis zu dem Platz, wo er wohnte. Diese Adresse meldete man der Polizei. Die Polizei nahm den Mann fest, fand weitere Falschnoten in dessen Wohnung. Im Verhör gab der Mann, der ein Geschäft in Shanghai hatte, zu, in die Verbreitung der Falschnoten verwickelt zu sein. Sein Name war Nakai Yoshinosuke. Er gab an, die Noten seien in Osaka hergestellt, nach China geschmuggelt und durch die japanische Handelskammer in Umlauf gebracht worden. Er verriet auch die Namen der Fälscher in Japan, nämlich Yamashita Chutaro und Kanno Gennosuke, sowie den Ort, wo die Noten gefälscht worden waren.
Nun wandte man sich an den Chinesischen Botschafter in Japan, einen Herrn Cai Hebu, er möchte die Polizei in Osaka kontaktieren und die Festname der Fälscher veranlassen. Dies geschah auch, und es stellte sich heraus, dass die Noten in einem Bauernhaus bei Osaka nachgedruckt worden waren. Die Bauern, von denen man Räume gemietet hatte, wussten von nichts. Alles Falschgeld und die Druckmaschinen wurden von der Polizei vernichtet.
Doch teilte der chines. Botschafter in Japan schon bald mit, dass man die Verbrecher wieder laufen lassen musste, da es kein explizites Gesetz in Japan gebe, das verbiete, ausländische Währung zu fälschen.
Allmählich beruhigte sich die Situation wieder, trotzdem brauchte die Bank ca. 2 Jahre bis sie diese Krise völlig überwunden war.
Als 1911 die Kaiserzeit zu Ende ging, musste die Bank ihren Englischen Namen natürlich ändern (in Commercial Bank of China), ihren chinesischen aber nicht.
Auf den Noten die nach der Revolution ausgegeben wurden, erscheint der Name von Maitlands Nachfolger, H.C.Marshall (Chinesisch 馬卸爾, was in Pinyin mit ma-xie-er transkribiert wird). Wahrscheinlich wurde Marshall sofort nach dem Tode Maitlands (1906) als dessen Nachfolger eingestellt, aber bis nach der Revolution benutzte man Noten mit Unterschrift Maitland, erst danach die von Marshall.
China - Kaiserreich: P-A39, 5 Mace, 14.11.1898, Vorderseite mit der Signatur von A.W. Maintland
Informationen wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Hr. Erwin Beyer