Nashorn
Die Nashörner sind eine Familie in der Ordnung der Unpaarhufer (Perissodactyla) in der Klasse der Säugetiere. Das Nashorn wurde in der Vergangenheit umgangssprachlich auch als Rhinozeros bezeichnet. Es gibt fünf Arten:
- Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis)
- Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum)
- Java-Nashorn (Rhinoceros sondaicus)
- Panzernashorn (Rhinoceros unicornis)
- Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis)
Inhaltsverzeichnis
Übersicht
Die frühesten Spuren von Nashörnern finden sich vor etwa 60 Millionen Jahren. Es waren Tiere mit einer Schulterhöhe von etwa 2 Metern. Vor etwa 30 Millionen Jahren trennten sich die Nashörner in Riesennashörner mit einer Schulterhöhe von über 5 Metern (vor ca. 20 Millionen Jahren ausgestorben) und Wassernashörner mit einer Schulterhöhe von etwa 2 Metern. Die Wassernashörner ernährten sich hauptsächlich von Wasserpflanzen. Verbreitet waren sie weltweit (mit Ausnahme von Australien), starben aber in Amerika nach und nach aus. In der alten Welt spaltete sich zu dieser Zeit die Familie erneut: in die Gattung Elasmotheriinae, die vor etwa 300.000 Jahren ausstarb und in die direkten Vorfahren der heutigen Nashörner. Die letzte große Trennung gab es vor etwa 10 Millionen Jahren. Es entstanden die asiatischen und die afrikanischen / europäischen Arten. In Europa sind die letzten Nashörner (Wollnashorn und Waldnashorn) am Ende der Würm-Eiszeit ausgestorben.
Spitzmaulnashorn
Das Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) erreicht eine Schulterhöhe von 160 cm und wird bis zu 1500 kg schwer. Einen Größenunterschied zwischen männlichen und weiblichen Tieren gibt es dabei nicht. Der Nachwuchs kommt nach einer Tragezeit von 14 Monaten zur Welt und wiegt bei der Geburt 25 bis 40 kg. Die Jungen bleiben fast 2 Jahre bei der Mutter und ernähren sich in dieser Zeit fast ausschließlich von deren Milch. Ältere Spitzmaulnashörner ernähren sich hauptsächlich in der Dämmerung und Nachts von Akazienblättern und -zweigen, Gras fressen sie selbst im Notfall nicht. Die Tiere bevorzugen es, wenn in unmittelbarer Nähe ihres Aufenthaltsortes eine Wasserstelle vorhanden ist. Außerhalb der Paarungszeit leben Spitzmaulnashörner als Einzelgänger. Ihr Verbreitungsgebiet war früher der gesamte Raum südlich der Sahara, heute leben sie fast ausschließlich in Reservaten im Osten und Süden Afrikas. Eine kleine Gruppe von Tieren existiert auch im Kamerun. Die Gesamt-Population beläuft sich auf weniger als 5.000 Tiere. Die Tiere müssen streng geschützt werden, denn wegen der Verwendung des Horns in der traditionellen chinesischen Medizin sind die Tiere stark von Wilderei bedroht. Natürliche Feinde haben sie nur in jungen Jahren, bis zu einem Alter von fünf Jahren können sie Opfer von Löwen werden. Die Lebenserwartung der Tiere beträgt etwa 45 Jahre. Zu unterscheiden ist des Spitzmaulnashorn an der gedrungenen Kopfform, der Stellung der Hörner und dem fingerförmigen Ende der Lippe.
Breitmaulnashorn
Das Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum sinum) erreicht eine Schulterhöhe von 2 Metern und wird bis zu 3,5 Tonnen schwer. Es ist damit nach dem Elefant das größte lebende Landsäugetier. Einen Größenunterschied zwischen männlichen und weiblichen Tieren gibt es dabei nicht. Der Nachwuchs kommt nach einer Tragezeit von 18 Monaten zur Welt und wiegt bei der Geburt etwa 40 kg. Die Jungen bleiben etwa 3 Jahre bei der Mutter und ernähren sich neben deren Milch schon nach einer Woche von fester Nahrung. Ältere Breitmaulnashörner ernähren sich fast ausschließlich von Gras, das die tagaktiven Tiere gerne in kleinen Gruppen zu sich nehmen. Das Verbreitungsgebiet waren früher die afrikanischen Savannen südlich des 10. Breitengrades, heute leben sie fast ausschließlich in Reservaten in Südafrika, nur 5 Prozent der Gesamt-Population ist in den Nachbarländern heimisch. Eine kleine Gruppe von Tieren einer Unterart (Ceratotherium simum cottoni), die im Grenzbereich zwischen dem Sudan und dem Kongo beheimatet war, gilt seit 2008 aus ausgerottet. Die Gesamt-Population beläuft sich auf weniger als 20.000 Tiere. Die Tiere müssen streng geschützt werden, denn wegen der Verwendung des Horns in der traditionellen chinesischen Medizin sind die Tiere stark von Wilderei bedroht. Natürliche Feinde haben sie nicht. Die Lebenserwartung der Tiere beträgt etwa 45 Jahre. Zu unterscheiden ist des Breitmaulnashorn an der Kopfform, der Stellung der Hörner und dem auffällig breiten Maul.
Java-Nashorn
Das Java-Nashorn (Rhinoceros sondaicus) erreicht eine Schulterhöhe von 170 cm und wird bis zu 1800 kg schwer. Einen Größenunterschied zwischen männlichen und weiblichen Tieren gibt es dabei nicht. Der Nachwuchs kommt nach einer Tragezeit von 16 Monaten zur Welt. Die Jungen bleiben etwa 3 Jahre bei der Mutter und ernähren sich nur im ersten Jahr von deren Milch. Ältere Java-Nashörner ernähren sich von Blättern, Zweigen und Früchten. Das Verbreitungsgebiet waren früher die Regenwälder Südostasiens, heute sind sie fast ausgestorben. Nur noch etwa 50 Tiere der Unterart Rhinoceros sondaicus inermis leben auf Java. Die wenigen verbliebenen Tiere müssen streng geschützt werden, denn wegen der Verwendung des Horns in der traditionellen chinesischen Medizin wurden die Tiere schon vor mehr als 70 Jahren fast ausgerottet. Bis vor kurzem lebten noch Tiere der Unterart Rhinoceros sondaicus annamiticu in Vietnam. Der Vietnamkrieg und das dabei verwendete Entlaubungsmittel Agent Orange hat die restliche, auf dem Festland lebende, Population fast restlos vernichtet. Das letzte Exepmplar wurde 2010 von einem Wilderer erlegt. Über die Lebenserwartung der Tiere gibt es wegen der geringen Zahl keine gesicherten Erkenntnisse. Optisch gleichen die Tiere dem Panzernashorn.
Panzernashorn
Das Panzernashorn (Rhinoceros unicornis) erreicht eine Schulterhöhe von 180 cm und wird bis zu 3 Tonnen schwer. Weibliche Tiere sind etwas kleiner und leichter. Der Nachwuchs kommt nach einer Tragezeit von 16 Monaten zur Welt. Die Jungen bleiben etwa 3 Jahre bei der Mutter und ernähren sich nur im ersten Jahr von deren Milch. Ältere Panzernashörner ernähren sich von Gras. Die Tiere bevorzugen es, wenn in unmittelbarer Nähe ihres Aufenthaltsortes eine Schlammloch vorhanden ist. Das Verbreitungsgebiet war früher ein Landstreifen, der von Pakistan über das Grenzgebiet zwischen Indien und Nepal bis nach Bangladesch reichte. Heute sind sie stark bedroht. Nur noch etwa 400 Tiere leben außerhalb von Reservaten in Indien. Die in Reservaten in Indien und Nepal lebenden Tiere müssen von bewaffneten Rangern rund um die Uhr vor Wilderei geschützt werden, denn Chinesen zahlen für ein einziges Horn des Panzernashorns Tausende von Dollars. Natürliche Feinde hat das Panzernashorn nicht. Die Lebenserwartung der Tiere beträgt etwa 45 Jahre. Im Gegensatz zu ihren afrikanischen Verwandten haben Panzernashörner nur ein Horn (deswegen auch der lateinische Namen R. unicornis).
Sumatra-Nashorn
Das Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis) erreicht eine Schulterhöhe von 130 cm und wird bis zu 800 kg schwer. Es ist damit das kleinste der lebenden Nashörner. Einen Größenunterschied zwischen männlichen und weiblichen Tieren gibt es dabei nicht. Der Nachwuchs kommt nach einer Tragezeit von 15 Monaten zur Welt und wiegt etwa 45 kg. Die Jungen bleiben etwa 3 Jahre bei der Mutter und ernähren sich nur im ersten Jahr von deren Milch. Ältere Sumatra-Nashörner ernähren sich von Blättern, Zweigen und Früchten, auch Baumrinde verschmähen sie nicht. Das Verbreitungsgebiet waren früher die Regenwälder Südostasiens, heute sind sie fast ausgestorben. Nur noch etwa 50 Tiere der Unterart Dicerorhinus sumatrensis harrisoni leben auf Sumatra und je 125 Tiere der Unterart Dicerorhinus sumatrensi sumatrensis leben auf Sumatra und auf der Halbinsel Malakka. Die wenigen verbliebenen Tiere müssen streng vor Wilderern geschützt werden. Natürliche Feinde hat das Sumatra-Nashorn nicht. Die Lebenserwartung der Tiere beträgt 30 bis 45 Jahre. Das Sumatra-Nashorn hat zwei Hörner und ist der letzte lebende Verwandte des früher in Europa heimischen Wollnashorns.
Nashörner auf Banknoten
Land | Art |
Angola | Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) |
Bulgarien | Panzernashorn (Rhinoceros unicornis) |
Burundi | Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) |
Indien | Panzernashorn (Rhinoceros unicornis) |
Indonesien | Panzernashorn (Rhinoceros unicornis) |
Kongo (Kinshasa) | Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum cottoni) |
Mosambik | Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum simum) |
Nepal | Panzernashorn (Rhinoceros unicornis) |
Ruanda & Burundi | Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) |
Sambia | Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum simum) |
Südafrika | Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum simum) |
Sudan | Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum cottoni) |
Tansania | Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) |
Zentralafrikanische Republik | Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum cottoni) |
Das East African Currency Board und der Sudan verwendeten Darstellungen von Nashörnern als Wasserzeichen für ihre Banknoten.