Notgeld: München (Reichspostministerium)

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Einleitung

Das Reichspostministerium entstand 1919 in Berlin aus dem Reichspostamt der ehemaligen kaiserlichen Reichspost. Die Abteilung München war innerhalb des Ministeriums zuständig für die Verwaltung aller Postdienstellen in Bayern. 1945 wurde das Ministerium aufgelöst.

Zur Behebung des inflationsbedingten Bargeldmangels gaben das Reichspostministerium in Berlin, die Abteilung München des Reichspostministeriums, mehrere Oberpostdirektionen und auch einige Postdienststellen ab August 1923 Gutscheine für einen späteren Umtausch gegen gesetzliche Zahlungsmittel als eigenes Notgeld heraus. Während einige der Direktionen eigene Gutscheine mit individuellen Gestaltungen drucken ließen (z.B. OPD Chemnitz, OPD Dresden, OPD Hamburg), wählten andere einen pragmatischeren Ansatz, indem sie ungenutzte Überweisungsformulare ihrer jeweiligen Postscheckämter überdrucken ließen. Grund hierfür war vermutlich ein akuter Mangel an geeignetem Druckpapier. Ein Teil der Formulare war dabei auf Papier mit dem Wasserzeichen Kreuz-Ringel-Muster (Lehrke 26, [1]) gedruckt, was eine Fälschung der Gutscheine erschwert hat. Ursprünglich waren jeweils 50 Vordrucke zu einem Abreissblock zusammengeheftet, jeder Block mit einer eigenen Kontrollnummer unten und jedes Blatt mit einer Blattnummer oben.

Die Gestaltung der Gutscheine

Alle auf "Mark" lautenden Gutscheine des Reichspostministeriums Abt. München wurden von den beiden Postscheckämtern München (Ordnungsnummer 20) und Nürnberg (Ordnungsnummer 21) hergestellt und ausgegeben. Beide verwendeten dafür Vordrucke aus ihren jeweiligen Häusern. Für den Druck der Gutscheine wurden die Blätter zunächst durch Abschneiden des linken Heftrands mit dem Kontrollabschnitt und des Lastschriftzettels an der rechten Seite wieder vereinzelt. Alle Scheine tragen die Unterschrift "Dr. Schätzel" (Dr. Georg Schätzel, vom November 1922 bis Januar 1927 Staatssekretär im Reichspostministerium und Leiter der Abteilung München). Auf den ersten Gutscheinen über Zehn Millionen Mark mit der Ordnungsnummer 20 wurde die Signatur noch nach dem Druck durch zwei verschiedene Unterschriftenstempel (Bild 1a, 1b) aufgebracht, bei allen späteren Gutscheinen ist sie mitgedruckt (Bild 1c).

Bild 1: Varianten der Unterschriften Dr. Schätzel


Die Gültigkeit als Zahlungsmittel wurde zusätzlich unten links durch einen Hochdruckstempel des ausgebenden Postscheckamts mit Datum ausgewiesen. Diese Stempel kommen in verschiedenen Blautönen, Braun und auch in Rot vor. Bild 2 zeigt einige Varianten dieser Stempel.

Bild 2: Hochdruckstempel der Postscheckämter 20 und 21


Die ersten ausgegebenen Gutscheine hatten Nennwerte von fünf Millionen und zehn Millionen Mark und trugen das Datum 22. August 1923. Der Gutschein über fünf Millionen Mark wurde nur auf Vordrucke mit der Ordnungsnummer 21 gedruckt, der über zehn Millionen Mark kommt sowohl auf Vordrucken mit der Ordnungsnummer 20 als auch mit 21 vor. Allerdings sind bei beiden die Schriftarten verschieden, und auch das Druckbild ist leicht unterschiedlich ausgeführt.

Bild 3: Gutschein über Zehn Millionen Mark, Ordnungsnummer 20
Bild 4: Gutscheine über fünf und zehn Millionen Mark, Ordnungsnummer 21


Nur bei diesen ersten Gutscheinen wurden auch die Rückseiten der Vordrucke mit einem Hinweis über die Dauer bzw. den Ablauf der Gültigkeit bedruckt, alle folgenden Gutscheine zeigen auf der Rückseite nur den unveränderten Formularaufdruck. Stattdessen wurde auf die Ablaufbedingungen auf der Vorderseite der Gutscheine hingewiesen. Diese ersten Gutscheine mit Nennwerten im Bereich von Millionen Mark hatten einen braunen Hochdruckstempel. Dabei entsprach das Datum des Stempels in der Regel dem des aufgedruckten Datums. Es kommen aber auch Gutscheine über zehn Millionen Mark mit einem abweichenden Datum vom 23.8.23 vor (Bild 4 rechts).
Mit Datum vom 26. Oktober 1923 erfolgte dann die Ausgabe eines weiteren Nennwerts, jetzt bereits über Hundert Milliarden Mark, in blauer Druckfarbe auf Vordrucken mit der Ordnungsnummer 20. Diese erfolgte in zwei zeitlich versetzten Ausgabeschritten. Der erste hatte einen blauen Stempel mit Datum 26.10.23, entsprechend dem auf dem Gutschein aufgedruckten Datum, der zweite einen braunen Stempel mit Datum 3.11.23. Das Gutscheindatum wurde dafür aber nicht mehr verändert.

Bild 5: Gutscheine über Hundert Milliarden Mark, Ordnungsnummer 20


Zusätzlich gab das Postscheckamt München noch Gutscheine mit den vier Nennwerten Fünfhundert Milliarden, Eine Billion, Zehn Billionen und Fünfzig Billionen Mark heraus, ebenfalls mit Datum vom 26. Oktober 1923, und alle gedruckt auf Formulare mit der Ordnungsnummer 20.

Bild 6: Gutscheine vom 26. Oktober 1923, Ordnungsnummer 20
Bild 7: Gutscheine über 10 Bio und 50 Bio Mark vom 26. Oktober 1923, Ordnungsnummer 20


Die preußischen Banknoten bei der Reichsbank

Am 16.12.1875 unterschrieb Reichskanzler Bismark daher folgende Bekanntmachung: „Nach §. 1 des Statuts der der Reichsbank vom 21. Mai d. J. (RGBl. S.203) tritt die Reichsbank am 1. Januar 1876 in Wirksamkeit, und gehen mit demselben Tage alle Rechte und Verpflichtungen der Preußischen Bank, welche mit dem Ablauf des 31. Dezember 1875 ihre Wirksamkeit einstellt, nach Maßgabe des zwischen dem Reiche und Preußen unter dem 17./18. Mai d. J. Abgeschlossenen Vertrages (RGBl. S.215) auf die Reichsbank über.

Es sind daher vom 1. Januar 1876 an insbesondere auch die seither von der Preußischen Bank unter der Unterschrift des Königlich Preußischen Haupt-Bank-Direktoriums – und zwar sowohl die in Thalerwährung, als auch die in Reichswährung – ausgestellten Banknoten in allen rechtlichen Beziehungen als Noten der Reichsbank zu betrachten.“(3)

Abbildung 2: Preußische Banknote 10 Thaler 1867 Vorderseite, Auktion Artemon 30.4.2014 (4)


Abbildung 3: Preußische Banknote 10 Thaler 1867 Rückseite, Auktion Artemon 30.4.2014 (4)


Übernahme

Als die Reichsbank ihre Tätigkeit aufnahm, hatte sie ausschließlich „Preußische Bank“-Noten in Betrieb. Entsprechend der Bilanz des letzten Verwaltungsberichts der Preußischen Bank für das Jahr 1875 (5) waren dies per Jahresultimo am 31.12.1875

  • an Thaler- und Marknoten zusammen -> 2.152.886.457 Mark
    • davon in den Kassen -> 1.410.842.330 Mark
    • abgesetzt, da zum Umlauf nicht mehr geeignet -> 6.323.127 Mark
    • im Umlauf -> 735.721.000 Mark

und zwar:

Tabelle 1: Umlauf der preußischen Banknoten am 31.12.1875 (5)


Lieferungen

1876 wurden seitens der Reichsbank aus vorhergehenden Bestellungen der Preußischen Bank noch weitere Abschnitte zu 100 Mark (im Betrage von 75.200.000 Mark) und zu 500 Mark (angeblich im Betrage von 350.000.000 Mark) an Noten der Preußischen Bank von der preußischen Staatsdruckerei übernommen (6). Damit war die Herstellung und Inbetriebnahme von Noten der Preußischen Bank abgeschlossen. Seit 1846 wurden für die Preußische Bank Thalernoten im Nennwert von insgesamt 666.480.000 Thalern (sowie Marknoten im Nennwert von 1.151.200.000 Mark hergestellt bzw. in Betrieb genommen und zwar von letzteren (7)

  • in Abschnitten 100 Mark -> 400.000.000 Mark = 4.000.000 Stück
  • in Abschnitten zu 500 Mark -> 350.000.000 Mark = 700.000 Stück
  • in Abschnitten zu 1000 Mark -> 401.200.000 Mark = 401.200 Stück


Die höchste dem Autor bekannte Kontrollnummer für einen Abschnitt zu 100 Mark lautet 787226 b.
Für eine 500 M Note der preußischen Bank ist die folgende Kontrollnummer bekannt: 070261 b. (42)

Abbildung 4: Preußische Bank 100 Mark Note vom 1. Mai 1874, Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main


Anmerkung: In (17) werden 350.000.000 Mark als insgesamt emittiertes Volumen an 500 Mark Noten der preußischen Bank genannt und die restliche Liefermenge an allen Noten der preußischen Bank, die 1876 komplett ausgeliefert wurde, wird mit insgesamt 348.000.000 M beziffert. In (6) werden dagegen allein 350.000.000 Mark an 500 Mark Noten der preußischen Bank für das Volumen der Anfertigung im Jahre 1876 angeführt, obwohl die Preußische Bank zu Jahresultimo 1875 (5) bereits für 32.662.000 Mark Noten zu 500 Mark im Umlauf hatte. Die in (6) genannte Liefermenge ist demzufolge nicht korrekt. Man muss vielmehr davon ausgehen, dass die Gesamtauflage an 500 Mark Noten 350.000.000 Mark betrug und die restliche Liefermenge an preußischen Banknoten im Jahre 1876 348.000.000 Mark, davon Abschnitte zu 100M im Betrage von 75.200.000 Mark und Abschnitte zu 500 Mark im Betrage von 272.800.000 Mark. Ausserdem differieren die in (5) genannten Umlaufzahlen geringfügig (2.000 Mark).

Einziehung und Vernichtung der preußischen Thalernoten

Gemeinsam liefern die Berichte der Reichsschuldenkommission (7-11) und die Verwaltungsberichte der Reichsbank (17-21) das folgende klare Bild vom zeitlichen Ablauf der Ablösung der preußischen Thalernoten durch die preußischen Marknoten bei der Reichsbank.

Am ersten Tage ihres Bestehens hatte die Reichsbank noch Thalernoten im Wert von 170.559.000 Mark im Umlauf. Diese wurden im Verlaufe des Jahres 1876 bis auf einen geringen Rest angehalten, in Marknoten umgetauscht und in den Kassenbestand überführt. Von dort wurden zunächst (bis 1878) die 1000 Thaler Noten und anschließend (bis 1879) die 100 Thaler Noten aus der Kasse nach dem Asservat abgesetzt, gelöscht und danach unter Aufsicht eines Mitgliedes der Reichsschuldenkommission vernichtet. Die folgenden Tabellen verdeutlicht den Ablauf:

UMLAUF → anhalten → KASSE → absetzen → ASSERVAT → löschen → ASSERVAT → vernichten

Tabelle 2: Anhalten, Absetzen und Vernichten der Thalernoten der Preußischen Bank. Der Vernichtungswert für 1875 bezeichnet die Summe der seit 1847 bis dahin vernichteten Noten. Alle anderen Werte beziffern die Vernichtung im jeweiligen Kalenderjahr.


Anmerkung: Da die preußische Bank bis zum 31.12.1875 bereits Marknoten für 565.164.300 Mark in Umlauf gesetzt hatte (5), kann man davon ausgehen, dass bis zu diesem Zeitpunkt bereits ein vergleichbarer Umfang an Thalernoten angehalten und in die Kassen überführt worden war.

Die I. Emission der Reichsbanknoten

Im Zeitraum vom 1.1.1876 bis 11.11.1876 erfolgte sowohl die erste Bestellung an „Reichsbank“-Noten in Abschnitten zu 100 Mark als auch die Lieferung der erster Charge dieser Bestellung im Umfang von 66.000.000 Mark (7). Die ersten Abschnitte über 1000 Mark wurden erst im Zeitraum vom 7.4.1877 bis 9.3.1878 in Auftrag gegeben und angefertigt (9). Die Beschreibungen dieser Noten durch das Reichsbank-Direktorium wurden im „Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger“ veröffentlicht. Die Veröffentlichung für den Abschnitt zu 100 Mark datierte vom 6.8.1874 (26), die für den Abschnitt zu 1000 Mark vom 20.6.1877 (27).

Datei:DRB-N-100M-1876-vs.jpgg
Abbildung 5: 100 Mark Note der Reichsbank I. Emission vom 1.1.1876 Vorderseite, Sammlung G 2014 (28)


Datei:DRB-N-100M-1876-rs.jpgg
Abbildung 6: 100 Mark Note der Reichsbank I. Emission vom 1.1.1876 Rückseite, Sammlung G 2014 (28)


Die letzten Noten der I. Emission wurden entsprechend den Bericht der Reichsschuldenkommission im Zeitraum von 9.3.1883 bis 10.3.1884 geliefert und zwar 32.960.000 Mark in Abschnitten zu 100 Mark. Im gleichen Zeitraum wurden die ersten 100 Mark Noten der II. Emission für 700.000.000 Mark bestellt (15). Die Beschreibung der neuen Noten zu 100 und zu 1000 Mark wurde unter dem 10. November 1884 veröffentlicht (37).

Datei:DRB-N-100M-1883-vs.jpgg
Abbildung 7: 100 Mark Note der Reichsbank II. Emission vom 3.11.1883 Vorderseite, Sammlung G 2014 (38)


Datei:DRB-N-100M-1883-rs.jpgg
Abbildung 8: 100 Mark Note der Reichsbank II. Emission vom 3.11.1883 Rückseite, Sammlung G 2014 (38)


Insgesamt hatte die Reichsdruckerei an Reichsbank Noten der I. Emission hergestellt:

  • Abschnitte zu 100 Mark: -> 892.560.000 Mark = 8.925.600 Stück
  • Abschnitte zu 1000 Mark: -> 520.200.000 Mark = 520.200 Stück


Bei annähernd gleicher Verteilung der Noten über jeweils 4 Littera von a bis d, bewegen sich die erwarteten Kontrollnummern für die Abschnitte zu 100M und 1000M also im Bereich bis zu

  • ca. 2.250.000 für 100 Mark Noten
  • ca. 130.000 für 1000 Mark Noten


Die höchste dem Autor bekannte Kontrollnummer für einen Abschnitt zu 100 Mark lautet A 1770587 (28).
Für eine 1000 M Note ist nur eine einzige Kontrollnummer von einem Foto bekannt: C 026272 (1).

Einziehung und Vernichtung der preußischen Marknoten

Nachdem die preußischen Thalernoten bis auf den unvermeidlichen Rest aus dem Umlauf verschwunden waren, mussten nun die Marknoten der Preußischen Bank durch solche der Reichsbank ersetzt werden. Voraussetzung dafür war zunächst ein ausreichender Bestand an Reichsbanknoten. Die folgende Tabelle zeigt die Liefermengen an Reichsbanknoten der ersten Emission in den Jahren 1876 bis 1884 und das Volumen an vernichteten Marknoten für den gleichen Zeitraum, berechnet aus den Berichten der Reichsschuldenkommission (7-16) und den Verwaltungsberichten der Reichsbank (17-25).

Am 10.03.1878 (29) und am 10.04.1878 (30) wurden die 100 Mark Noten der Preußischen Bank aufgerufen. Dementsprechend erfolgte deren Einlösung nach dem 1. Juni 1878 nur noch bei der Reichshauptkasse in Berlin. Da der Aufruf ohne Präklusion erfolgte und diese Noten daher nicht als kraftlos erklärt waren, galt diese Regelung ohne zeitliche Beschränkung. Für die Noten der Preußischen Bank zu 1000 Mark und zu 500 Mark ist dem Autor ein separater Aufruf nicht bekannt.

Tabelle 3: Liefermengen und Vernichtung von Marknoten in den Jahren 1876 bis 1884 (vgl. 7-25).


An der Einziehung und Vernichtung der Thalernoten war ersichtlich, dass vom Anhalten, über das Löschen bis zum endgültigen Vernichten von Banknoten ein längerer Zeitraum zu veranschlagen ist. So wird das Maximum bei der Vernichtung der Marknoten erst im Jahr nach dem Aufruf der 100 Mark Note erzielt. Das Volumen von bis dahin 573 Millionen Mark zeigt an, dass die 1000 Mark Noten, selbst ohne eigenen Aufruf, ebenfalls von der Vernichtung betroffen waren.

Die Liefermenge an Reichsbanknoten von bis dahin 779 bzw. 923 Millionen Mark, davon 302 Millionen Mark an Abschnitten zu 1000M, war dafür ausreichend. Auch wenn zu berücksichtigen ist, dass ein Teil der Vernichtung bereits auf verschlissene Reichsbanknoten entfiel, so kann davon ausgegangen werden, dass die Vernichtung der Preußischen Marknoten bis spätestens 1883 abgeschlossen war, das Anhalten und der Umtausch dieser Noten in Reichsbanknoten war dementsprechend etwa ein Jahr früher gewesen.

Die Reste der preußischen Banknoten im Umlauf

Die Reste der „Preußische Bank“-Noten sind von der Reichsbank bis zum 31.12.1900 kontinuierlich eingezogen, und gegen „Reichsbank“-Noten umgetauscht worden. So verschwanden diese nach und nach aus dem Verkehr. Artikel 9 des Gesetzes vom 7. Juni 1899, betreffend die Abänderung des Bankgesetzes vom 14. März 1875 (31) bezweckte dann die völlige Beseitigung der Preußische Bank-Noten aus der Bilanz der Reichsbank. Dementsprechend bezahlte die Reichsbank 1901 einen Betrag von 2.559.040 Mark an die Reichskasse, welches dem Nennwert der am 1. Januar 1901 noch im Umlauf befindlichen Noten der vormaligen Preußischen Bank entsprach. Vom gleichen Zeitpunkt ab wurden diese Noten in den Notenumlauf der Reichsbank nicht mehr eingerechnet.

Es wurde davon ausgegangen, dass der zu diesem Zeitpunkt noch ausstehende Rest nur noch zum kleinsten Teil eingelöst werden dürfte. Etwa noch zur Präsentation gelangende Noten dieser Gattung wurden von der Reichsbank weiter in Zahlung genommen bzw. eingelöst, die betreffenden Beträge wurden ihr dann seitens des Reiches erstattet.

Diese Vorgehensweise belegt ein Prüfbericht der Reichsbank-Hauptkasse für eine preußische 10 Thaler Note mit Datum 1856, welche bei der Präsentation am 5. Mai 1911 in Berlin als falsch angehalten worden war.

Datei:PrB-N-10T-1856-vs-f.jpgg
Abbildung 9: Gefälschte Preußische Banknote 10 Thaler 1856 Vorderseite, Sammlung G 2014 (28a)


Datei:PrB-N-10T-1856-rs-pb.jpgg
Abbildung 10: Beleg zu der am 5. Mai 1911 bei der Reichsbankhauptkasse als falsch angehaltenen Banknote aus Abbildung 9, Sammlung G 2014 (28a)


Thaler Noten der Preußischen Bank

Im Verwaltungsbericht der Reichsbank für das Jahr 1900 ist die Zusammensetzung der am 31.12.1900 in Betrieb befindlichen Noten nach Abschnitten aufgeführt (32). Bei den Thaler Noten im Wert von 1.718.190 Mark handelt es sich ausschließlich um alle noch im Umlauf befindlichen Thalernoten der Preußischen Bank, die seit dem 1. Januar 1847 (vgl. 41) an die Hauptbank abgeliefert und noch nicht für kraftlos erklärt worden waren.

Tabelle 4: Umlauf und Betrieb der Thaler Noten der Preußischen Bank Ende 1869 bis Ende 1900 (vgl. 5, 32, 33, 39, 40)


Mark Noten der Preußischen Bank

Der Rest von 840.858 Mark verteilt sich auf die Mark Noten der Preußischen Bank, wovon die 500 Mark Noten 281.500 Mark ausmachen. Die Abschnitte zu 100 und 1000 Mark bilden gemeinsam den Rest von 559.300 Mark. Aufgrund der ursprünglich etwa gleich hohen Emissionsvolumen von jeweils ca. 400.000.000 Mark und der Tatsache, dass größere Abschnitte konsequenter eingelöst wurden als kleinere, entfiel nur höchstens die Hälfte dieses Betrages auf Abschnitte zu 1000 Mark (maximal ca. 280 Stück) und der Rest auf Abschnitte zu 100 Mark (mindestens ca. 2.800 Stück).

Tabelle 5: Auflagen der preußischen Banknoten von 1874 und Umlauf zur Jahreswende 1900/1901


Mark Noten der Reichsbank zu 500 Mark

In der Bilanz der Reichsbank für das Jahr 1901(33) werden an in Betrieb befindlichen Banknoten der Reichsbank 1.162.959.000 Mark an Abschnitten zu 1000 Mark und 1.725.138.900 Mark an Abschnitten zu 100 Mark aufgeführt. Abschnitte zu 500 Mark, da sämtlich Noten der Preußischen Bank, werden nicht mehr genannt.

Auf den letzten Sachverhalt wurde bereits seitens der Reichsbank mehrfach ausdrücklich hingewiesen: „Gleich den auf Thalerwährung lautenden Noten sind auch solche zu 500 Mark nur von der Preußischen Bank emittirt worden, die Reichsbank hat bisher nur Noten zu 1000 und 100 Mark ausgegeben.“ (4, S.290) … Die Reichsbank hat Noten zu 500 Mark nicht herstellen lassen.“ (4, S.305).

Auch das Fehlen von Hinweisen auf Noten zu 500 Mark der Reichsbank in den Berichten der Reichsschuldenkommission und das Fehlen der erforderlichen Bekanntmachungen zu diesen Abschnitten belegen diesen Sachverhalt.

Die Druckprobe einer Reichsbank-Note zu 500 Mark, wie sie in einigen Katalogen dargestellt ist (35), ist als Banknoten-Formular niemals hergestellt worden und als Banknote auch niemals in Betrieb gegangen.

Aufruf und Kraftlosigkeit der preußischen Banknoten

Erst mit der Bekanntmachung des Reichsbankdirektoriums vom 5.3.1925 „Über den Aufruf und die Einziehung der Reichsbanknoten, deren Ausfertigungsdatum vor dem 11. Oktober 1924 liegt“ wurden also auch die Noten der Preußischen Bank kraftlos.

Zusammenfassung und Ausblick

Anhand von Verwaltungsunterlagen konnten die Auflagen sowohl der Marknoten der Preußischen Bank als auch die Auflagen der ersten Marknoten der Reichsbank angegeben werden. Für die Noten der Preußischen Bank wurden die Zeiträume ihrer Vernichtung und deren Restbestände im Umlauf zum Jahresultimo 1900 bestimmt. Ein solcher Restbestand im Umlauf stellt jedoch nicht das für den Sammler verfügbare Volumen dar, da sich der Restbestand aus einem im Umlauf vernichteten und einem (aus Sicht der Bank) in Umlauf verschollenen Anteil zusammensetzt. Nur der verschollene Anteil steht dem Sammler möglicherweise zur Verfügung. Dieser Thematik soll ein separater Artikel gewidmet werden.

Das in diesem Artikel verwendete Zahlenmaterial stammt im Wesentlichen aus vier Quellen. Hierunter befinden sich mit den relevanten Jahrgängen der „Verwaltungsberichte der Reichsbank“ und der „Berichte der Reichsschuldenkommission über die An- und Ausfertigung, Einziehung und Vernichtung der von der Reichsbank auszugebenden Banknoten“ zwei rechtlich relevante Quellen , die zum Zeitpunkt des Geschehens verfasst wurden . Bei zwei weiteren Quellen „Die Reichsbank 1876 bis 1910. Organisation und Geschäftsverkehr statistisch dargestellt“ und „Die Reichsbank 1876-1900“, die von interessierten Sammlern gerne zu Rate gezogen werden, handelt es sich um Werke, die erst ab der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert, einige Jahrzehnte später entstanden sind.

Die jüngeren Quellen weichen in ihren Angaben in einigen wichtigen Punkten von den Angaben in den oben genannten Berichten ab. In diesem Fall wurden die Informationen aus den rechtlich relevanten, zeitnahen Unterlagen zugrunde gelegt. Die gefundenen Unterschiede haben ihre Ursache zum Teil in der abweichenden Aufgabenverteilung und Kontrolle der An- und Ausfertigung, Einziehung und Vernichtung der Banknoten, welche von der Preußischen Bank einerseits und von der Reichsbank andererseits ausgegeben wurden. Der Reichsbank lagen daher manche Informationen schlichtweg nicht vor, die daher in ihren Unterlagen fehlen oder falsch wiedergegeben wurden!

In der Konsequenz sind die Angaben aus den jüngeren Unterlagen unvollständig oder fehlerhaft. Bisher konnten hierin die Angaben für die Vernichtungen bis in den Mai 1879 hinein und die Angaben zu der Liefermenge an 500 Mark Noten für das Jahr 1876 als falsch identifiziert werden!

Hieraus ergeben sich aber andererseits einige unerwartete Rückschlüsse auf die Herstellung der frühen Banknoten bei der Reichsbank und deren Lebenszyklus im Allgemeinen. Diesem Sachverhalt wird ein eigenen Artikel gewidmet werden: Die Kontrolle der An- und Ausfertigung, Einziehung und Vernichtung der Preußische Bank- und Reichsbank-Noten.

(Stand 9.5.2014)

Literatur- und Bildnachweis

  • (1) Hans L. Grabowski, Eine Holzkiste belegt: Den Tausender von 1876 gab es vermutlich nicht nur als Muster. Der Geldscheinsammler, 1/2000, Heinrich Gietl Verlag GmbH, Regenstauf
  • (2) Von der königlichen Bank zur Deutschen Reichsbank, 175 Jahre Deutscher Notenbankgeschichte, Im Auftrage des Reichsbankdirektoriums bearbeitet in der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Deutschen Reichsbank, Druckerei der deutschen Reichsbank, 1940
  • (3) Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 16. Dezember 1875, Deutscher Reichsanzeiger und königlich Preußischer Staatsanzeiger, No. 297, 17.12.1875
  • (4) Mit freundlicher Genehmigung der Artemon, Kunsthandels- und Verlagsgesellschaft mbh, Frühjahrsauktion 2014, Gifhorn 30.4.2014, Los 5
  • (5) Verwaltungsbericht der Preußischen Bank für das Jahr 1875. Vorgelegt in der General-Versammlung der Meistbetheiligten am 29. März 1876. Berlin, königlich Geheime Ober-Hofdruckerei (R. v. Decker)
  • (6) Die Reichsbank 1876-1900, Berlin, Gedruckt in der Reichsdruckerei, Kommissionsverlag von Gustav Fischer, Jena , Fußnote (S. 290-291, 305)
  • (7) Bericht der Reichsschulden-Kommission vom 11.11.1876, Verhandlungen des Reichstages, Bd.:43. 1876, Aktenstück Nr. 68, S. 654
  • (8) Bericht der Reichsschulden-Kommission vom 27.4.1877, Verhandlungen des Reichstages, Bd.:46. 1877, Aktenstück Nr. 209, S. 565
  • (9) Bericht der Reichsschulden-Kommission vom 16.3.1878, Verhandlungen des Reichstages, Bd.:43. 1878, Aktenstück Nr. 118, S. 909
  • (10) Bericht der Reichsschulden-Kommission vom 27.4.1879, Verhandlungen des Reichstages, Bd.:56. 1879, Aktenstück Nr. 184, S. 1391
  • (11) Bericht der Reichsschulden-Kommission vom 12.3.1880, Verhandlungen des Reichstages, Bd.:61. 1880, Aktenstück Nr. 75, S. 510
  • (12) Bericht der Reichsschulden-Kommission vom 26.3.1881, Verhandlungen des Reichstages, Bd.:96. 1881, Aktenstück Nr. 96, S. 536
  • (13) Bericht der Reichsschulden-Kommission vom 16.3.1882, Verhandlungen des Reichstages, Bd.:43. 1882, Aktenstück Nr. 108, S. 368
  • (14) Bericht der Reichsschulden-Kommission vom 16.4.1883, Verhandlungen des Reichstages, Bd.:73. 1882/83, Aktenstück Nr. 304, S. 1122
  • (15) Bericht der Reichsschulden-Kommission vom 24.3.1884, Verhandlungen des Reichstages, Bd.:77. 1884, Aktenstück Nr. 56, S. 601
  • (16) Bericht der Reichsschulden-Kommission vom 16.4.1885, Verhandlungen des Reichstages, Bd.:84. 1884/85, Aktenstück Nr. 213, S. 840
  • (17) Bilanz der Reichsbank (31.12.1876), Verwaltungs-Bericht der Reichsbank für das Jahr 1876. Vorgelegt in der General-Versammlung am 26. März 1877. Berlin, königlich Geheime Ober-Hofdruckerei (R. v. Decker)
  • (18) Bilanz der Reichsbank (31.12.1877), Verwaltungs-Bericht der Reichsbank für das Jahr 1877. Vorgelegt in der General-Versammlung am 25. März 1878. Berlin, vormalige königlich Geheime Ober-Hofdruckerei (unter Reichsverwaltung)
  • (19) Bilanz der Reichsbank (31.12.1878), Verwaltungs-Bericht der Reichsbank für das Jahr 1878. Vorgelegt in der General-Versammlung am 20. März 1879. Berlin, vormalige königlich Geheime Ober-Hofdruckerei (unter Reichsverwaltung)
  • (20) Bilanz der Reichsbank (31.12.1879), Verwaltungs-Bericht der Reichsbank für das Jahr 1879. Vorgelegt in der General-Versammlung am 24. März 1880. Berlin, Reichsdruckerei
  • (21) Bilanz der Reichsbank (31.12.1880), Verwaltungs-Bericht der Reichsbank für das Jahr 1880. Vorgelegt in der General-Versammlung am 23. März 1881. Berlin, Reichsdruckerei
  • (22) Bilanz der Reichsbank (31.12.1881), Verwaltungs-Bericht der Reichsbank für das Jahr 1881. Vorgelegt in der General-Versammlung am 24. März 1882. Berlin, Reichsdruckerei
  • (23) Bilanz der Reichsbank (31.12.1882), Verwaltungs-Bericht der Reichsbank für das Jahr 1882. Vorgelegt in der General-Versammlung am 16. März 1883. Berlin, Reichsdruckerei
  • (24) Bilanz der Reichsbank (31.12.1883), Verwaltungs-Bericht der Reichsbank für das Jahr 1883. Vorgelegt in der General-Versammlung am 19. März 1884. Berlin, Reichsdruckerei
  • (25) Bilanz der Reichsbank (31.12.1884), Verwaltungs-Bericht der Reichsbank für das Jahr 1884. Vorgelegt in der General-Versammlung am 18. März 1885. Berlin, Reichsdruckerei
  • (26) Bekanntmachung, die Ausgabe von Noten der Reichsbank zu 100 Mark betreffend, Deutscher Reichsanzeiger und königlich Preußischer Staatsanzeiger, No. 187, 10.8.1876
  • (27) Bekanntmachung, die Ausgabe von Noten der Reichsbank zu 1000 Mark betreffend, Deutscher Reichsanzeiger und königlich Preußischer Staatsanzeiger, No. 149, 28.6.1877
  • (28) Reichsbanknote zu 100 Mark, I. Emission A 1770587, Sammlung G 2014
  • (28a) Gefälschte Preußische Banknote 10 Thaler 1856 Vorderseite und Beleg, Sammlung G 2014
  • (29) Bekanntmachung, betreffend den Aufruf und die Einziehung der von der vormaligen Preußischen Bank ausgegebenen Einhundertmarknoten. Vom 15.März 1878, RGBl. 1878 S.6.
  • (30) Bekanntmachung, betreffend den Aufruf und die Einziehung der von der vormaligen Preußischen Bank ausgegebenen Einhundertmarknoten. Vom 10. April 1878, RGBl. 1878 S.12.
  • (31) Gesetz vom 7. Juni 1899 betreffend die Abänderung des Bankgesetzes vom 14. März 1875, RGBl. 1899 S.311, Artikel 9, §.1,
  • (32) Bilanz der Reichsbank (31.12.1900), Anlage N., S. 56-57, Verwaltungs=Bericht der Reichsbank für das Jahr 1900. Vorgelegt in der General-Versammlung am 13. März 1901. Berlin, Reichsdruckerei
  • (33) Bilanz der Reichsbank (31.12.1901), Anlage N., S. 56-57, Verwaltungs=Bericht der Reichsbank für das Jahr 1901. Vorgelegt in der General-Versammlung am 8. März 1902. Berlin, Reichsdruckerei
  • (34) Allerhöchste Kabinetsorder vom 16. Juli 1846., die Kontrolle über die Ausfertigung der Banknoten betreffend. Preußische Gesetzessammlung (Nr. 2727.), Preußische Gesetz=Sammlung für die königlich Preußischen Staaten. 1846. S.264
  • (35) H. Rosenberg, H.-L. Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871, Nr. 4A., S. 24, 19. Auflage 2013, Gietl Verlag
  • (36) Bekanntmachung des Reichsbankdirektoriums vom 5.3.1924, über den Aufruf und die Einziehung der Reichsbanknoten, deren Ausfertigungsdatum vor dem 11. Oktober 1924 liegt
  • (37) Bekanntmachung des Reichsbankdirektoriums vom 10.11.1884, die Ausgabe neuer Noten der Reichsbank zu 100 Mark 1000 Mark betreffend, Deutscher Reichsanzeiger und königlich Preußischer Staatsanzeiger, No. 267, 12.11.1883
  • (38) Reichsbanknote zu 100 Mark, II. Emission A 1232127, Sammlung G 2014
  • (39) Verwaltungsbericht der Preußischen Bank für das Jahr 1869. Vorgelegt in der General-Versammlung der Meistbetheiligten am 25. März 1870. Berlin, königlich Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker)
  • (40) Verwaltungsbericht der Preußischen Bank für das Jahr 1871. Vorgelegt in der General-Versammlung der Meistbetheiligten am 25. März 1872. Berlin, königlich Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker)
  • (41) Preußische Bank-Ordnung vom 8.10.1846, Deckersche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1846
  • (42) Deutsche Bundesbank - Frankfurt am Main, Das Papiergeld des Deutschen Reiches 1871-1948, S.23, Bundesdruckerei 1965