Bulkes: Unterschied zwischen den Versionen
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Den griechischen Bewohnern war das eigenwillige Verlassen des Ortes bei Strafe untersagt, sie waren an den Ort gebunden. In Bulkes gab es Werkstätten, Krankenhäuser, ein Waisenhaus eine Bücherei und Schulen. Für uns Geldhistoriker besonders interessant: Es gab eine Druckerei, die neben Schulbüchern und Zeitungen auch das eigene Geld für Bulkes druckte. Herr Sloboda berichtet hierzu von einem ihm bekannten Geldschein über 5 Dinara. Sowohl dieser als auch alle anderen bislang bekannten Scheine müssen aus dieser Druckerei stammen. Im Herbst 1948 erzeugte Niko Zachariadis Streit zwischen der KPG und der KPJ, als er sich in der Auseinandersetzung zwischen Tito und Stalin an die Seite des Informationsbüros stellte, also zu Salin hielt. Es folgten einige Austritte von griechischen Kommunisten aus der KPJ. Aus Erbitterung über die internen Streitigkeiten kam es zu Emigrationen (Anm.: Anhänger Titos emigrierten aus Griechenland nach Jugoslawien). Politisch standen die meisten Makedonier zur KPJ. In Bulkes kam es zu Auseinadersetzungen, bürgerkriegsähnliche Kämpfe mit zahlreichen Todesopfern. Die staatliche jugoslawische Kommission inspizierte den Ort und stellte fest, dass die Bulkeser Verwaltung "spekulativ" betrügerisch sei und die jugoslawische Wirtschaft schädige. Ferner berichtete sie, dass die Bulkeser Verwaltung eine privilegierte Schicht gebildet hat, lässig mit den Anliegen der übrigen Bevölkerung umgeht, ihre Bewegung begrenzt, die Post des Dorfes mit der anderen Welt kontrolliert, physische Gewalt unter der Bevölkerung erlaubt und sich an ihr bereichere. Ursache der Inspektion war, dass die Verwaltung gegenüber Jugoslawien feindlich war. | Den griechischen Bewohnern war das eigenwillige Verlassen des Ortes bei Strafe untersagt, sie waren an den Ort gebunden. In Bulkes gab es Werkstätten, Krankenhäuser, ein Waisenhaus eine Bücherei und Schulen. Für uns Geldhistoriker besonders interessant: Es gab eine Druckerei, die neben Schulbüchern und Zeitungen auch das eigene Geld für Bulkes druckte. Herr Sloboda berichtet hierzu von einem ihm bekannten Geldschein über 5 Dinara. Sowohl dieser als auch alle anderen bislang bekannten Scheine müssen aus dieser Druckerei stammen. Im Herbst 1948 erzeugte Niko Zachariadis Streit zwischen der KPG und der KPJ, als er sich in der Auseinandersetzung zwischen Tito und Stalin an die Seite des Informationsbüros stellte, also zu Salin hielt. Es folgten einige Austritte von griechischen Kommunisten aus der KPJ. Aus Erbitterung über die internen Streitigkeiten kam es zu Emigrationen (Anm.: Anhänger Titos emigrierten aus Griechenland nach Jugoslawien). Politisch standen die meisten Makedonier zur KPJ. In Bulkes kam es zu Auseinadersetzungen, bürgerkriegsähnliche Kämpfe mit zahlreichen Todesopfern. Die staatliche jugoslawische Kommission inspizierte den Ort und stellte fest, dass die Bulkeser Verwaltung "spekulativ" betrügerisch sei und die jugoslawische Wirtschaft schädige. Ferner berichtete sie, dass die Bulkeser Verwaltung eine privilegierte Schicht gebildet hat, lässig mit den Anliegen der übrigen Bevölkerung umgeht, ihre Bewegung begrenzt, die Post des Dorfes mit der anderen Welt kontrolliert, physische Gewalt unter der Bevölkerung erlaubt und sich an ihr bereichere. Ursache der Inspektion war, dass die Verwaltung gegenüber Jugoslawien feindlich war. | ||
− | Die jugoslawische Verwaltung entschloss sich daraufhin "die Versorgung einzustellen" und die Angelegenheit ruhen zu lassen. Auf Grund der unsicheren Situation vereinbarte die KPG mit der Tschechoslowakei und Ungarn die Auswanderung aller Parteimitglieder nach der CSR über Ungarn. N. Zachariadis sandte der Bulkeser Verwaltung eine Direktive, wonach der Anordnung des Vorsitzenden der | + | Die jugoslawische Verwaltung entschloss sich daraufhin "die Versorgung einzustellen" und die Angelegenheit ruhen zu lassen. Auf Grund der unsicheren Situation vereinbarte die KPG mit der Tschechoslowakei und Ungarn die Auswanderung aller Parteimitglieder nach der CSR über Ungarn. N. Zachariadis sandte der Bulkeser Verwaltung eine Direktive, wonach der Anordnung des Vorsitzenden der jugoslawischen Regierung Josef Broz Tito und des Außenministers Edvard Kardelj vom 8.August 1949 mit dem Transfer an die ungarische Grenze Genüge getan wird. Im September wurden weitere drei Transporte durchgeführt. Über das Schicksal dieser Emigranten nach ihrer Ankunft in der CSR verhandelte P. Hradecny. Um 800 Einwohner verblieben in Bulkes. Schon zur Zeit des Konfliktes wurden Makedonier in die unweiten Ortschaften Kruschevlje und Gakovo umgesiedelt. Nach der Auflösung der Gemeinde gingen diese, die übrig blieben, hauptsächlich in die VR Makedonien. |
'''Dieser Beitrag stammt von Jürgen Klotz und Darko Berger.''' Er wurde im MFR-Magazin der Münzenfreunde Rems, in Münzen & Papiergeld und in der serbischen Zeitschrift DINAR veröffentlicht. | '''Dieser Beitrag stammt von Jürgen Klotz und Darko Berger.''' Er wurde im MFR-Magazin der Münzenfreunde Rems, in Münzen & Papiergeld und in der serbischen Zeitschrift DINAR veröffentlicht. |
Aktuelle Version vom 13. Februar 2019, 07:50 Uhr
Bulkes (heute Maglic) ist ein Ort in der Batschka (Serbien) unweit von Novi Sad. Der Ort war ab ca. 1780 von Deutschen Aussiedlern aus Lothringen, der Pfalz, aber hauptsächlich aus Württemberg und Baden bewohnt. Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurden die Deutschen vertrieben und es wurden flüchtige Kämpfer der griechischen ELAS mit ihren Familien dort angesiedelt. Dort gaben die Exil-Griechen eigene Geldscheine aus.
Geschichte
Bulkes wurde erstmals unter Ungarischer Herrschaft im 13. Jahrhundert als Koszi erwähnt. Der spätere Name Savoljkesszi änderte sich später im deutschen wie im serbischen in Bulkes. Während der Josephinischen Kolonisation besiedelten den Raum Deutsche. Ab 1786 kamen aus dem deutschen Sprachraum von Lothringen und Rheinland Pfalz über das Schwabenland und Österreich etwa 1100 Menschen und bezogen 230 Häuser. Um 1900 lebten in Bulkes etwa 3000 Personen, worwiegend Deutsche. Nach Ende des 2.Weltkriegs verließen die Deutschen (Donauschwaben) die Region, bzw. wurden aufgrund Ihrer Deutschstämmigkeit vertrieben. Sie hinterließen gut eingerichtete Häuser.
In Griechenland hingegen herrschte Bürgerkrieg und Emigranten der griechischen Befreiungsarmee ELAS bekamen Bulkes von Jugoslawien unter kommunistischer Führung zur Verfügung gestellt. In Bulkes wurde somit im Sommer 1945 ein griechisches Flüchtlingslager eingerichtet. Auf Antrag der kommunistischen Partei Griechenlands erlaubte die jugoslawische Führung unter Josip Broz Tito die Eröffnung einer exterritorialen Gemeinde in Bulkes. Die Mehrheit der Bewohner waren Kämpfer der ELAS und deren Angehörige. Nach weiteren Einwanderungen erhöhte sich die Zahl der Bewohner auf 3500, offiziell wird die Einwohnerzahl im Jahr 1946 mit 4023 angegeben, davon waren nur 161 Frauen und 30 Kinder. Bis zur Auflösung der Gemeinde im Jahr 1949 lebten in Bulkes rund 4500 Menschen.
Den griechischen Bewohnern war das eigenwillige Verlassen des Ortes bei Strafe untersagt, sie waren an den Ort gebunden. In Bulkes gab es Werkstätten, Krankenhäuser, ein Waisenhaus eine Bücherei und Schulen. Für uns Geldhistoriker besonders interessant: Es gab eine Druckerei, die neben Schulbüchern und Zeitungen auch das eigene Geld für Bulkes druckte. Herr Sloboda berichtet hierzu von einem ihm bekannten Geldschein über 5 Dinara. Sowohl dieser als auch alle anderen bislang bekannten Scheine müssen aus dieser Druckerei stammen. Im Herbst 1948 erzeugte Niko Zachariadis Streit zwischen der KPG und der KPJ, als er sich in der Auseinandersetzung zwischen Tito und Stalin an die Seite des Informationsbüros stellte, also zu Salin hielt. Es folgten einige Austritte von griechischen Kommunisten aus der KPJ. Aus Erbitterung über die internen Streitigkeiten kam es zu Emigrationen (Anm.: Anhänger Titos emigrierten aus Griechenland nach Jugoslawien). Politisch standen die meisten Makedonier zur KPJ. In Bulkes kam es zu Auseinadersetzungen, bürgerkriegsähnliche Kämpfe mit zahlreichen Todesopfern. Die staatliche jugoslawische Kommission inspizierte den Ort und stellte fest, dass die Bulkeser Verwaltung "spekulativ" betrügerisch sei und die jugoslawische Wirtschaft schädige. Ferner berichtete sie, dass die Bulkeser Verwaltung eine privilegierte Schicht gebildet hat, lässig mit den Anliegen der übrigen Bevölkerung umgeht, ihre Bewegung begrenzt, die Post des Dorfes mit der anderen Welt kontrolliert, physische Gewalt unter der Bevölkerung erlaubt und sich an ihr bereichere. Ursache der Inspektion war, dass die Verwaltung gegenüber Jugoslawien feindlich war.
Die jugoslawische Verwaltung entschloss sich daraufhin "die Versorgung einzustellen" und die Angelegenheit ruhen zu lassen. Auf Grund der unsicheren Situation vereinbarte die KPG mit der Tschechoslowakei und Ungarn die Auswanderung aller Parteimitglieder nach der CSR über Ungarn. N. Zachariadis sandte der Bulkeser Verwaltung eine Direktive, wonach der Anordnung des Vorsitzenden der jugoslawischen Regierung Josef Broz Tito und des Außenministers Edvard Kardelj vom 8.August 1949 mit dem Transfer an die ungarische Grenze Genüge getan wird. Im September wurden weitere drei Transporte durchgeführt. Über das Schicksal dieser Emigranten nach ihrer Ankunft in der CSR verhandelte P. Hradecny. Um 800 Einwohner verblieben in Bulkes. Schon zur Zeit des Konfliktes wurden Makedonier in die unweiten Ortschaften Kruschevlje und Gakovo umgesiedelt. Nach der Auflösung der Gemeinde gingen diese, die übrig blieben, hauptsächlich in die VR Makedonien.
Dieser Beitrag stammt von Jürgen Klotz und Darko Berger. Er wurde im MFR-Magazin der Münzenfreunde Rems, in Münzen & Papiergeld und in der serbischen Zeitschrift DINAR veröffentlicht.
Bekannte Nominale
- 5 Dinara
- 10 Dinara
- 20 Dinara
- 50 Dinara
- 100 Dinara
- Es gibt unbestätigte Gerüchte, dass es auch Werte zu 500 und 1000 Dinara gegeben haben soll.
Quellen
- Jürgen Klotz / Darko Berger: Das Papiergeld der Exil-Griechen im jugoslawischen Bulkes (Maglic) aus MFR-Magazin der Münzenfreunde Rems
- Jürgen Klotz / Darko Berger: Das Papiergeld der Exil-Griechen im jugoslawischen Bulkes (Maglic) aus Münzen & Papiergeld
- Jürgen Klotz / Darko Berger / Ranko Mandic: Das Papiergeld der Exil-Griechen im jugoslawischen Bulkes (Maglic) Katalog CD 2005