Malta: Hypogäum von Ħal-Saflieni: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Das Hypogäum unterteilt sich in drei Stockwerke und scheint eine Doppelfunktion gehabt zu haben. Die gefundenen etwa 7.000 menschlichen Skelette in mehreren Grabkammern deuten auf eine Begräbnisstätte hin; zum anderen gibt es aber auch sorgfältig gestaltete Kultbereiche die eher an einen Tempel denken lassen. Besonders interessant an dieser künstlichen, mit den primitiven Werkzeugen des Neolithikums wie Tierhörnern oder Steinkeilen in den Fels getriebenen Anlage ist das zweite Stockwerk. Hier reihen sich verschieden große Sakralräume aneinander. So ist die sogenannte ''Lobby'' mit Elementen der Tempelarchitektur wie Trilith-Nischen, Orthostaten oder vorkragenden Deckensteinen geschmückt. Die Wände der ''Decorated Hall'' und der ''Amplifier Hall'' waren dicht mit ockerfarbigen Ranken bemalt, auch eine Orakelnische gibt es hier. Dort wurden auch die berühmten Figuren der schlafenden Priesterinnen (sleeping | + | |
− | Das dritte Stockwerk reicht bis 10,60 Meter unter die Erde. Das Kammersystem hier erinnert an einen Speicher, in dem möglicherweise Vorräte gelagert wurden um die für die Tempelbauten freigestellten Arbeiter zu ernähren. Es bleibt das größte Rätsel der maltesischen Megalithkultur, wie eine so frühe Kultur auf einer so kleinen Insel eine soziale Organisationsform entwickeln konnte, die es ermöglichte Überschüsse zu produzieren und zu sammeln, so dass ein Teil des Volkes diese erstaunlichen Bauten errichten konnte. | + | Das Hypogäum unterteilt sich in drei Stockwerke und scheint eine Doppelfunktion gehabt zu haben. Die gefundenen etwa 7.000 menschlichen Skelette in mehreren Grabkammern deuten auf eine Begräbnisstätte hin; zum anderen gibt es aber auch sorgfältig gestaltete Kultbereiche, die eher an einen Tempel denken lassen. Besonders interessant an dieser künstlichen, mit den primitiven Werkzeugen des Neolithikums wie Tierhörnern oder Steinkeilen in den Fels getriebenen Anlage ist das zweite Stockwerk. Hier reihen sich verschieden große Sakralräume aneinander. So ist die sogenannte ''Lobby'' mit Elementen der Tempelarchitektur wie Trilith-Nischen, Orthostaten oder vorkragenden Deckensteinen geschmückt. Die Wände der ''Decorated Hall'' und der ''Amplifier Hall'' waren dicht mit ockerfarbigen Ranken bemalt, auch eine Orakelnische gibt es hier. Dort wurden auch die berühmten Figuren der schlafenden Priesterinnen (sleeping Ladies) entdeckt, die die Theorie einer Initiations- und Grabstätte für Priesterinnen erhärtet hat. Möglicherweise wurden sie in der Höhle in Traum- und Rauschzuständen in den Kult eingeführt und kehrten nach ihrem Tod wieder zurück. |
− | Entdeckt wurde das Hypogäum 1902 beim Ausschachten einer Zisterne. Durch die immer stärker werdenden Besucherströme war die Anlage stark beschädigt worden, so dass eine umfassende Rekonstruktion unter Einsatz modernster Technik nötig wurde. Aus konservatorischen Gründen ist heute die Anzahl der Besucher auf maximal 80 | + | |
+ | Das dritte Stockwerk reicht bis 10,60 Meter unter die Erde. Das Kammersystem hier erinnert an einen Speicher, in dem möglicherweise Vorräte gelagert wurden, um die für die Tempelbauten freigestellten Arbeiter zu ernähren. Es bleibt das größte Rätsel der maltesischen Megalithkultur, wie eine so frühe Kultur auf einer so kleinen Insel eine soziale Organisationsform entwickeln konnte, die es ermöglichte, Überschüsse zu produzieren und zu sammeln, so dass ein Teil des Volkes diese erstaunlichen Bauten errichten konnte. | ||
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+ | Entdeckt wurde das Hypogäum 1902 beim Ausschachten einer Zisterne. Durch die immer stärker werdenden Besucherströme war die Anlage stark beschädigt worden, so dass eine umfassende Rekonstruktion unter Einsatz modernster Technik nötig wurde. Aus konservatorischen Gründen ist heute die Anzahl der Besucher auf täglich maximal 80 begrenzt. Seit 1980 steht das Hypogäum auf der Welterbe-Liste der UNESCO. | ||
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Aktuelle Version vom 4. Mai 2011, 08:12 Uhr
Hypogäum von Ħal-Saflieni
Das Hypogäum von Ħal-Saflieni (sprich Chal-Safleni) ist eine Grabhöhle der neolithischen Tempelkultur auf Malta. Die genaue Funktion des Hypogäums gibt immer noch Rätsel auf. Errichtet wurde es etwa ab 3200 v.Chr.; die unteren Stockwerke sind wohl erst um 2800 v.Chr. zur Blütezeit der anderen wichtigen Kultstätte auf Malta, der unweit gelegenen Tempel von Tarxien (sprich Tarschien), entstanden.
Das Hypogäum unterteilt sich in drei Stockwerke und scheint eine Doppelfunktion gehabt zu haben. Die gefundenen etwa 7.000 menschlichen Skelette in mehreren Grabkammern deuten auf eine Begräbnisstätte hin; zum anderen gibt es aber auch sorgfältig gestaltete Kultbereiche, die eher an einen Tempel denken lassen. Besonders interessant an dieser künstlichen, mit den primitiven Werkzeugen des Neolithikums wie Tierhörnern oder Steinkeilen in den Fels getriebenen Anlage ist das zweite Stockwerk. Hier reihen sich verschieden große Sakralräume aneinander. So ist die sogenannte Lobby mit Elementen der Tempelarchitektur wie Trilith-Nischen, Orthostaten oder vorkragenden Deckensteinen geschmückt. Die Wände der Decorated Hall und der Amplifier Hall waren dicht mit ockerfarbigen Ranken bemalt, auch eine Orakelnische gibt es hier. Dort wurden auch die berühmten Figuren der schlafenden Priesterinnen (sleeping Ladies) entdeckt, die die Theorie einer Initiations- und Grabstätte für Priesterinnen erhärtet hat. Möglicherweise wurden sie in der Höhle in Traum- und Rauschzuständen in den Kult eingeführt und kehrten nach ihrem Tod wieder zurück.
Das dritte Stockwerk reicht bis 10,60 Meter unter die Erde. Das Kammersystem hier erinnert an einen Speicher, in dem möglicherweise Vorräte gelagert wurden, um die für die Tempelbauten freigestellten Arbeiter zu ernähren. Es bleibt das größte Rätsel der maltesischen Megalithkultur, wie eine so frühe Kultur auf einer so kleinen Insel eine soziale Organisationsform entwickeln konnte, die es ermöglichte, Überschüsse zu produzieren und zu sammeln, so dass ein Teil des Volkes diese erstaunlichen Bauten errichten konnte.
Entdeckt wurde das Hypogäum 1902 beim Ausschachten einer Zisterne. Durch die immer stärker werdenden Besucherströme war die Anlage stark beschädigt worden, so dass eine umfassende Rekonstruktion unter Einsatz modernster Technik nötig wurde. Aus konservatorischen Gründen ist heute die Anzahl der Besucher auf täglich maximal 80 begrenzt. Seit 1980 steht das Hypogäum auf der Welterbe-Liste der UNESCO.
Malta: P-31a, 1 Lira, L.1967/1973, Rückseite, links Hypogäum