Wanderndes Klischee: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Österreich / Deutsches Reich und I. Republik / II. Republik: Frau mit Edelweiß ===
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Weitere Beispiele wären die österreichischen Nachkriegsnoten, welche die Vorkriegsklischees neu aufgelegt haben, sowie die berühmte "Frau mit Edelweiß" auf der Note zu 20 Reichsmark.
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Version vom 5. August 2014, 09:08 Uhr

Wird ein signifikantes Detail einer Banknote bei einer anderen Banknote wiederverwendet, so spricht man von einem wandernden Klischee.

ABNC

Besonders häufig finden sich diese wandernden Klischees auf Banknoten, die von der American Bank Note Company (ABNC) hergestellt wurden, wie die Beispiele unten zeigen.
Die potentiellen Kunden der ABNC konnten so aus einem ganzen Katalog bereits fertiggestellter Motive und Entwürfe wählen, was natürlich preisgünstiger war als ein extra entworfenes Motiv.
Vor allem zahlreiche süd- und mittelamerikanische Privat- und Lokalbanken nutzten diese Möglichkeit, manche Darstellungen fanden aber auch in Asien und Europa erneute Verwendung.

Sogenannter "Liberty" - Kopf

So ist auf einem 50-Cent-Schein (MPC) aus den USA dieselbe allegorische Figur zu sehen wie auf dem nur wenige Tage gültigen 50-DM-Schein von 1948.

50-Cent-Note, MPC
50-DM-Note, undatiert


Allegorien auf die Fülle

Ecuador: P-91, 5 Sucres, 1940-49, Vs
Russland: PS-1249, 100 Rubel, 1918, Vs
Mexico: PS-195c, Banco de Coahuila, 5 Pesos, 1898-1914, Vs
Griechenland: P-57s, 1.000 Drachmai, 1917, Rs


Guatemala: PS-104a, Banco Agricola Hipotecario, 50 Pesos, 1917-26, Vs
Ecuador: P-92, 10 Sucres, 1939-49, Vs


Helmed Woman

ABNC-Entwurfs-Name: Minerva No. 2

Argentinien: PS-512, 8 Centesimos, 1876, Vs
Griechenland: P-54a, 5 Drachmai, 1905-18, Rs
Paraguay: P-115a, 50 Centavos Fuertes, 1907, Vs


Schiffsmotive

Uruguay: PS-173a, 20 Pesos, 1879, Banco Franco-Platense, Vs
Peru: P-1, 1 Sol, 1907, Rs
Mexiko: PS-433b, Banco de Tamaulipas, 100 Pesos, 1910, Vs
China: P-116t, Bank of Communications, 1 Yuan, 1914, Rs


Weitere Beispiele

Mexiko: PS-236c, Banco de Londres y México, 50 Pesos, 1897, Vs
Venezuela: PS-281r, Banco de Venezuela, 20 Bolívares, 1910, Vs
Paraguay: PS-124a, Banco del Paraguay, 50 Centavos, 1882, Vs
Bolivien: PS-212a, Banco Nacional de Bolivia, 5 Bolivianos, 1892, Vs
Mexico: PS-233d, Banco Londres y Mexico, 5 Pesos, 1898-1913, Vs
Mexico: PS-134a, Banco del Estado de Chihuahua, 20 Pesos, 1913, Vs
Haïti: P-140a, 1 Gourde, L.1919 (1914), Rs
Mexiko: PS-430b, Banco de Tamaulipas, 10 Pesos, 1911, Vs
Nicaragua: P-93c, 5 Córdobas, 1951, Vs
Dominikanische Republik: PS-102r, Banco de la Compañia de Crédito de Puerto Plata, 50 Centavos, ca. 1886, Vs
Mexiko: PS-162d, Banco Minero, 1 Peso, 1914, Vs
Brasilien: P-3c, 1 Mil Reis, 1891, Vs
Griechenland: P-52a, 25 Drachmai, 1909-18, Rs
Honduras: PS-151, Banco Nacional Hondureño, 10 Centavos, 1889, Vs
Bolivien: PS-211b, Banco Nacional de Bolivia, 1 Boliviano, 1892, Vs
Brasilien: P-1b, 500 Reis, 1893, Vs
Mexico: PS-243a, Banco Mejicano, 25 Centavos, 1887, Vs
Bolivien: PS-211b, Banco Nacional de Bolivia, 1 Boliviano, 1892, Rs
Peru: P-68a, 50 Soles de Oro, 1933, Vs
Costa Rica: P-158a, Banco Internacional de Costa Rica, 1 Colon, 1918-35, Vs
Mexico: PS-287a, Banco de Guanajuato, 1 Peso, 1913-14, Vs
Mexico: PS-132a, Banco del Estado de Chihuahua, 5 Pesos, 1913, Vs
Peru: P-67Aa, 10 Soles de Oro, 1941-47, Rs


Andere Druckereien

Die wiederholte Verwendung von Motiven und Druckvorlagen ist/war aber nicht nur auf die ABNC beschränkt, auch andere Druckereien bedienten sich am eigenen Portfolio.


USA: P-185, 10 Dollars, 1901, Vorderseite
USA - MPC: P-M95, 1 Dollar, 1970, Rückseite

Österreich / Deutsches Reich und I. Republik / II. Republik: Frau mit Edelweiß

Weitere Beispiele wären die österreichischen Nachkriegsnoten, welche die Vorkriegsklischees neu aufgelegt haben, sowie die berühmte "Frau mit Edelweiß" auf der Note zu 20 Reichsmark.


Österreich: P-101, 100 Schilling, 1936, Vorderseite
Deutsches Reich: R-178a, 20 Reichsmark, 1939, Vorderseite
Belgischer 5000 Franc-Schein
Griechischer 10.000 Drachmen-Schein

Notgeld

1000 Mark

Besonders viele Parallelen gab es in der deutschen Inflationszeit, nicht nur bedingt durch die Geschwindigkeit, mit der damals die neuen Entwürfe hergestellt werden mussten, sondern auch durch die Vielzahl an umlaufendem Papiergeld.

Ein weiteres Beispiel ist die Druckerei Giesecke & Devrient - hier wurden Druckbögen aus einem Auftrag der Türkischen Staatsbank Jahre später für die Ausgabe einer 1000 Mark Note aufgebraucht bzw. die Druckplatte des Unterdrucks erneut verwendet.


Türkei: P-71 & P-81, 1/4 Livre, 1915/1916, Vs
Deutschland: P-76 (Ro. 75), 1000 Mark, 1922, Rs


Aber nicht nur bei Banknoten sog. Staatspapiergeld auch bei einfachem Notgeld hat man, oft um die Ausgabe zu beschleunigen, auf bereits vorhandene Entwürfe zurückgegriffen. So ist die Gestaltung Vorderseite des 100 Mark Scheins aus Annaberg der Gestaltung der Vorderseite des Tausenders nachempfunden.


Notgeldschein aus Annaberg
Originale Reichsbanknote

50 Centimes

Ein weiteres ausgezeichnetes Beispiel ist der 50 Centimes Notgeldschein der Chambre de Commerce, Paris von 1920 der mit veränderten Farben und Texten im selben Jahr im besetzten Saargebiet wiederverwendet wurde.

50 Centimes Paris 1920
50 Centimes Saargebiet (Ro. 865)


20 Billionen Mark Düren

Während der Mann auf der Reichsbanknote zu Beginn der Inflationszeit noch die Ärmel hochkrempelt, hat er 1923 bereits einen Hammer in der Hand.

Originale Reichsbanknote
Notgeldschein Düren


100 und 1000 Mark aus Stuttgart

Auch die 100 und 1000 Mark Noten aus Stuttgart weisen Ähnlichkeiten mit Reichspapiergeld auf, das zu dieser Zeit noch im Umlauf war. Möglicherweise hoffte man hier auf einen Wiedererkennungswert.

Originale Reichsbanknote
Stuttgarter Notgeld


Originale Reichsbanknote
Stuttgarter Notgeld

Notgeld aus Hamborn

Auch Hamborn kann gleich mit zwei Noten aufwarten, die an Reichsbanknoten erinnern.

Originale Reichsbanknote
Hamborner Notgeldschein


Originale Reichsbanknote
Hamborner Notgeldschein

Weilheim

Zu nennen wäre hier noch die Röntgen - Serie aus Weilheim (20, 50, 100 sowie 200 Mrd. Mark), die der Gestaltung nach an einen 1000 Mark-Schein erinnert.

Originale Reichsbanknote
Weilheimer Notgeldschein

Deutsche Noten nach 1945

Die Gemäldeserien BBk I/BBk Ia und BBk II/BBk IIa zeigen viele Motive, die bereits in der Weimarer Republik verwendet wurden. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch streng genommen nicht um wandernde Klischees, da die Portraits für die verschiedenen Auflagen neu gestochen wurden. Dies gilt auch für die Ersatzbanknoten für Westdeutschland.

5 DM Schein BBK I
20 DM Schein BBK I

Das Bildnis einer Venezianerin und das Bildnis der Elsbeth Tucher sind auf nicht ausgegebenen Reichsbanknoten zu finden (50 Mark Bayern sowie 1000 Billionen Mark 1924)


Originale Reichsbanknote
50 DM der Serie BBK I


Das Bildnis eines Mannes mit Kind ist - Ohne Kind - bereits in der Inflationszeit verwendet worden.

Bayerische Banknote zu 50 Mark
Probedruck in der Größe einer 10 DM BBK I - Note

Zu erwähnen wären noch das Portrait des H. Holzschuher auf einem des BBK I - Zehners ähnlichen Testnote, der bereits auf einer bayerischen Banknote auftauchte sowie der Clara Schuman auf einer Werbenote von Giesecke & Devrient, wie sie auf dem letzten 100 DM Schein zu sehen war.

100 DM Schein der Serie BBK III
Werbenote der Firma Giesecke & Devrient


Nicht zu vergessen: Die BBK II - und BBK IIa - Serie hat natürlich die gleichen Gemälde wie die Banknoten, die sich im Umlauf befanden.

5 DM Schein BBK I
5 DM Schein BBK IIa

Wandernde Unterschriften

Eine "wandernde Unterschrift" befindet sich auf dem 50 Gulden-Schein von 1982, auf dem bereits Wim Duisenberg unterschrieben hatte, ehe seine Unterschrift auf den ersten Euro-Noten auftauchte.

Ausschnit aus dem niederländischer 50 Guldenschein
Die sieben Euro-Noten mit der Unterschrift Duisenbergs

Weitere Beispiele ohne Bild

Zu nennen wären hier noch die "Franzosenscheine" sowie - natürlich - die Serien BBk II und BBk IIa, die die Kopfmotive der BBk I - Serie wiederholen sowie die Portraits von Goethe, Engels und Marx auf zwei verschiedenen Serien der DDR.
Stammen Banknoten vom gleichen Autor, so können sich ebenso Stilelemente wiederholen. Beispiele hierfür wären die parallele Gestaltung von europäischen und armenischen Noten durch Robert Kalina oder Ähnlichkeiten der deutschen BBK I - Serie mit den Schweizern der V. Emission des Grafikers Eidenbenz.


Wandernde Portraits

Es kommt auch bisweilen vor, dass verschiedene Länder bzw. Sammelgebiete die gleichen Portraits verwenden, auch wenn es sich hier um kein wanderndes Klischee im engerem Sinne handelt. Natürlich handelt es sich hier meist um verwandte Sammelgebiete (z.B. deutsche Gemälde auf Reichsbanknoten und Noten der BRD), aber es gibt auch Wandernde Porträts auf Ländern, bei denen man dies nicht so schnell vermutet.