Alberto Santos-Dumont: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Alberto Santos-Dumont war ein brasilianischer Luftschiffer und Motorflugpionier, der den Beginn der motorisierten Luftfahrt, vor allem in Frankreich, mitprägte.<br> | + | Alberto Santos-Dumont war ein brasilianischer Luftschiffer und Motorflugpionier, der den Beginn der motorisierten Luftfahrt, vor allem in [[Frankreich]], mitprägte.<br> |
− | Er wurde am 20.07.1873 in Cabangu im Bundesstaat Minas Gerais als Sohn eines Kaffeplantagenbesitzers geboren. Schon früh wurde sein Interesse für Technik durch die auf der Plantage eingesetzten Kaffeeverarbeitungsmaschinen und die dort benutzte Schmalspureisenbahn geweckt. Von einer Reise nach Paris brachte er 1891 eines der ersten Autos nach Brasilien mit. 1892 schickte ihn sein Vater finanziell gut ausgestattet erneut nach Paris, diesmal um ihn Physik, Chemie, Astronomie und Mechanik studieren zu lassen.<br> | + | Er wurde am 20.07.1873 in Cabangu im Bundesstaat Minas Gerais als Sohn eines Kaffeplantagenbesitzers geboren. Schon früh wurde sein Interesse für Technik durch die auf der Plantage eingesetzten Kaffeeverarbeitungsmaschinen und die dort benutzte Schmalspureisenbahn geweckt. Von einer Reise nach Paris brachte er 1891 eines der ersten Autos nach [[Brasilien]] mit. 1892 schickte ihn sein Vater finanziell gut ausgestattet erneut nach Paris, diesmal um ihn Physik, Chemie, Astronomie und Mechanik studieren zu lassen.<br> |
Nachdem er 1897 ein Buch über die Ballon-Expedition des Schweden August Andrèe gelesen hatte, führte er selbst eine erste Ballonfahrt mit einem gemieteten Fahrzeug durch. Doch schon am darauffolgenden Tag bestellte er bei einer Pariser Ballonfabrik ein eigenes Luftfahrzeug, das nach seinen Anforderungen gefertigt wurde. Im darauf folgenden Jahr, am 04.07.1898, flog Santos-Dumont erstmals seinen Wasserstoffballon ''Brasil'' im Jardin d'Acclimatation, mit dem er dann über 200 Mal aufstieg. Er versuchte den Ballon sogar mit einem Motor auszurüsten, dessen Leistung war aber zu gering. Bis 1906 entwickelte er insgesamt 11 Luftschiffe. Mit dem Luftschiff ''Santos-Dumont Nr. 6'' hatte er seinen größten Erfolg. | Nachdem er 1897 ein Buch über die Ballon-Expedition des Schweden August Andrèe gelesen hatte, führte er selbst eine erste Ballonfahrt mit einem gemieteten Fahrzeug durch. Doch schon am darauffolgenden Tag bestellte er bei einer Pariser Ballonfabrik ein eigenes Luftfahrzeug, das nach seinen Anforderungen gefertigt wurde. Im darauf folgenden Jahr, am 04.07.1898, flog Santos-Dumont erstmals seinen Wasserstoffballon ''Brasil'' im Jardin d'Acclimatation, mit dem er dann über 200 Mal aufstieg. Er versuchte den Ballon sogar mit einem Motor auszurüsten, dessen Leistung war aber zu gering. Bis 1906 entwickelte er insgesamt 11 Luftschiffe. Mit dem Luftschiff ''Santos-Dumont Nr. 6'' hatte er seinen größten Erfolg. | ||
Am 19.10.1901 gewann er damit einen Preis für den ersten erfolgreichen Rundflug eines Luftschiffes vom Pariser Vorort Saint-Cloud zum Eiffelturm über 5,5 km in 30 Minuten.<br> | Am 19.10.1901 gewann er damit einen Preis für den ersten erfolgreichen Rundflug eines Luftschiffes vom Pariser Vorort Saint-Cloud zum Eiffelturm über 5,5 km in 30 Minuten.<br> | ||
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Der Flug der Santos-Dumont ''14-bis'' am 23.10.1906 gilt als erster offiziell anerkannter Motorflug über 25 m. Bis 1909 baute er zahlreiche Eindecker-Leichtflugzeuge.<br> | Der Flug der Santos-Dumont ''14-bis'' am 23.10.1906 gilt als erster offiziell anerkannter Motorflug über 25 m. Bis 1909 baute er zahlreiche Eindecker-Leichtflugzeuge.<br> | ||
Als Santos-Dumont die ''14-bis'' vorstellte, glaubte niemand, dass so ein merkwürdiger Kastenaufbau jemals fliegen könnte. Die Flugzeugkonstruktion beruhte auf Erfahrungen, die man mit Kastendrachen gemacht hatte. Der Rumpf war aus Fichtenholz und Bambus zusammengesetzt und mit Baumwolle bespannt. An der Spitze der Maschine war ein um 10 Grad angewinkeltes kastenförmiges Steuerteil, das als Höhen- und Seitenruder fungierte. Die Doppeldecker-Haupttragfläche am Heck war V-förmig angewinkelt. Als Antrieb diente ein 50 PS Antoinette-Motor mit Druckpropeller. Der Pilot saß etwas vor der Haupttragfläche. Die 14-bis hatte eine Spannweite von 9,70 Meter und eine Länge von 11,20 Meter. Sie war 290 kg schwer und erreichte eine maximale Geschwindigkeit von 41,7 km/h.<br> | Als Santos-Dumont die ''14-bis'' vorstellte, glaubte niemand, dass so ein merkwürdiger Kastenaufbau jemals fliegen könnte. Die Flugzeugkonstruktion beruhte auf Erfahrungen, die man mit Kastendrachen gemacht hatte. Der Rumpf war aus Fichtenholz und Bambus zusammengesetzt und mit Baumwolle bespannt. An der Spitze der Maschine war ein um 10 Grad angewinkeltes kastenförmiges Steuerteil, das als Höhen- und Seitenruder fungierte. Die Doppeldecker-Haupttragfläche am Heck war V-förmig angewinkelt. Als Antrieb diente ein 50 PS Antoinette-Motor mit Druckpropeller. Der Pilot saß etwas vor der Haupttragfläche. Die 14-bis hatte eine Spannweite von 9,70 Meter und eine Länge von 11,20 Meter. Sie war 290 kg schwer und erreichte eine maximale Geschwindigkeit von 41,7 km/h.<br> | ||
− | Im Jahre 1910 erkrankte Santos-Dumont an Multipler Sklerose und kehrte nach Brasilien zurück. Von Depressionen geplagt, ausgelöst durch die militärische Nutzung der Flugzeuge im Ersten Weltkrieg, für die er sich mitverantwortlich fühlte, nahm er sich schließlich am 23.07.1932, 3 Tage nach seinem 59. Geburtstag, in Guarujá das Leben. Nachdem er einige Bomber auf dem Weg zu ihren Zielen in den militärischen Auseinandersetzungen dieser Zeit über den Stränden von Guarujá beobachtet hatte, erhängte er sich in seinem Badezimmer. | + | Im Jahre 1910 erkrankte Santos-Dumont an Multipler Sklerose und kehrte nach [[Brasilien]] zurück. Von Depressionen geplagt, ausgelöst durch die militärische Nutzung der Flugzeuge im Ersten Weltkrieg, für die er sich mitverantwortlich fühlte, nahm er sich schließlich am 23.07.1932, 3 Tage nach seinem 59. Geburtstag, in Guarujá das Leben. Nachdem er einige Bomber auf dem Weg zu ihren Zielen in den militärischen Auseinandersetzungen dieser Zeit über den Stränden von Guarujá beobachtet hatte, erhängte er sich in seinem Badezimmer. |
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Aktuelle Version vom 23. August 2011, 17:57 Uhr
Biographie von Alberto Santos-Dumont
Alberto Santos-Dumont war ein brasilianischer Luftschiffer und Motorflugpionier, der den Beginn der motorisierten Luftfahrt, vor allem in Frankreich, mitprägte.
Er wurde am 20.07.1873 in Cabangu im Bundesstaat Minas Gerais als Sohn eines Kaffeplantagenbesitzers geboren. Schon früh wurde sein Interesse für Technik durch die auf der Plantage eingesetzten Kaffeeverarbeitungsmaschinen und die dort benutzte Schmalspureisenbahn geweckt. Von einer Reise nach Paris brachte er 1891 eines der ersten Autos nach Brasilien mit. 1892 schickte ihn sein Vater finanziell gut ausgestattet erneut nach Paris, diesmal um ihn Physik, Chemie, Astronomie und Mechanik studieren zu lassen.
Nachdem er 1897 ein Buch über die Ballon-Expedition des Schweden August Andrèe gelesen hatte, führte er selbst eine erste Ballonfahrt mit einem gemieteten Fahrzeug durch. Doch schon am darauffolgenden Tag bestellte er bei einer Pariser Ballonfabrik ein eigenes Luftfahrzeug, das nach seinen Anforderungen gefertigt wurde. Im darauf folgenden Jahr, am 04.07.1898, flog Santos-Dumont erstmals seinen Wasserstoffballon Brasil im Jardin d'Acclimatation, mit dem er dann über 200 Mal aufstieg. Er versuchte den Ballon sogar mit einem Motor auszurüsten, dessen Leistung war aber zu gering. Bis 1906 entwickelte er insgesamt 11 Luftschiffe. Mit dem Luftschiff Santos-Dumont Nr. 6 hatte er seinen größten Erfolg.
Am 19.10.1901 gewann er damit einen Preis für den ersten erfolgreichen Rundflug eines Luftschiffes vom Pariser Vorort Saint-Cloud zum Eiffelturm über 5,5 km in 30 Minuten.
Da Santos-Dumont bei seinen Luftschiff-Fahrten feststellte, dass das Ablesen einer Taschenuhr während des Lenkens des Luftschiffes schwierig war, entwickelte er 1904 gemeinsam mit seinem Freund Louis-François Cartier den Gedanken einer für Luftfahrtzwecke geeigneten Armbanduhr. Cartier fertigte diese Armbanduhr für Santos-Dumont an und schuf so eine der ersten Fliegeruhren der Welt, die nach Santos-Dumont Modell Santos benannt wurde.
Ab 1906 interessierte sich Santos-Dumont für die Konstruktion von Flugzeugen, sein erster Entwurf eines Hubschraubers liess sich jedoch nicht realisieren. So wandte er sich auch dem Bau von Starrflügel-Flugzeugen zu. Mit seinem Flugzeug 14-bis gelang es ihm am 23.10.1906, im Beisein der Kommission des Aeroclubs von Frankreich einen erfolgreichen gesteuerten Motorflug durchzuführen und so das vom Aeroclub ausgesetzte Preisgeld von 3.500 Francs zu gewinnen, welches für den ersten Motorflug von mehr als 25 Meter Weite mit einem eigenstartfähigen Flugzeug ausgesetzt war. Die Konstruktion basierte auf einem Kastendrachen und schon am 01.11.1906 gewann er damit den Preis für einen Flug über 100 Meter Weite. Mit diesen Flügen galt Alberto Santos-Dumont zu diesem Zeitpunkt als erster erfolgreicher Motorflieger der Welt.
Der Flug der Santos-Dumont 14-bis am 23.10.1906 gilt als erster offiziell anerkannter Motorflug über 25 m. Bis 1909 baute er zahlreiche Eindecker-Leichtflugzeuge.
Als Santos-Dumont die 14-bis vorstellte, glaubte niemand, dass so ein merkwürdiger Kastenaufbau jemals fliegen könnte. Die Flugzeugkonstruktion beruhte auf Erfahrungen, die man mit Kastendrachen gemacht hatte. Der Rumpf war aus Fichtenholz und Bambus zusammengesetzt und mit Baumwolle bespannt. An der Spitze der Maschine war ein um 10 Grad angewinkeltes kastenförmiges Steuerteil, das als Höhen- und Seitenruder fungierte. Die Doppeldecker-Haupttragfläche am Heck war V-förmig angewinkelt. Als Antrieb diente ein 50 PS Antoinette-Motor mit Druckpropeller. Der Pilot saß etwas vor der Haupttragfläche. Die 14-bis hatte eine Spannweite von 9,70 Meter und eine Länge von 11,20 Meter. Sie war 290 kg schwer und erreichte eine maximale Geschwindigkeit von 41,7 km/h.
Im Jahre 1910 erkrankte Santos-Dumont an Multipler Sklerose und kehrte nach Brasilien zurück. Von Depressionen geplagt, ausgelöst durch die militärische Nutzung der Flugzeuge im Ersten Weltkrieg, für die er sich mitverantwortlich fühlte, nahm er sich schließlich am 23.07.1932, 3 Tage nach seinem 59. Geburtstag, in Guarujá das Leben. Nachdem er einige Bomber auf dem Weg zu ihren Zielen in den militärischen Auseinandersetzungen dieser Zeit über den Stränden von Guarujá beobachtet hatte, erhängte er sich in seinem Badezimmer.
P-71, 100 Mil Reis, 1936, Porträt Santos-Dumont
P-189, 10 Cruzeiros Novos, 1967, Erstflug der 14-bis