Karakorum: Trinkbrunnen: Unterschied zwischen den Versionen
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Der 1210 geborene berühmte flämische Franziskanermönch Wilhelm von Roebroek (Ruburk, Ruysbroek) war der erste Europäer, der den Mongolenhof besucht hat. Er unternahm 1253 bis 1255 eine Gesandtschaftsreise an den Hof des Mongolenfürsten in Karakorum und brachte überhaupt die ersten Nachrichten über Zentralasien nach Europa. Dieser Brunnen findet in seinen Berichten Erwähnung:<br> | Der 1210 geborene berühmte flämische Franziskanermönch Wilhelm von Roebroek (Ruburk, Ruysbroek) war der erste Europäer, der den Mongolenhof besucht hat. Er unternahm 1253 bis 1255 eine Gesandtschaftsreise an den Hof des Mongolenfürsten in Karakorum und brachte überhaupt die ersten Nachrichten über Zentralasien nach Europa. Dieser Brunnen findet in seinen Berichten Erwähnung:<br> | ||
''Weil es am Eingang des Palastes keinen guten Eindruck machte, wenn man da die Schläuche mit Milch und anderen Getränken umhertrug, errichtete Meister Wilhelm aus Paris einen großen Baum aus Silber, zu dessen Wurzeln vier Löwen aus Silber liegen. In ihrem Inneren befindet sich eine Röhre, durch die die weiße Stutenmilch geleitet wird. Im Baum selbst sind vier Röhren nach oben geführt. Ihre äußersten Enden sind von oben wieder nach unten gebogen. Um jedes Ende dieser Röhren windet sich in gleicher Weise eine goldene Schlange, deren Schwanz um den Stamm des Baumes geschlungen ist. Aus einer dieser Röhren fließt Wein, aus der anderen gegorene Stutenmilch ohne Hefe, aus der dritten Bal, jenes Honiggetränk, und aus der vierten ein aus Reis gewonnener Wein.''<br> | ''Weil es am Eingang des Palastes keinen guten Eindruck machte, wenn man da die Schläuche mit Milch und anderen Getränken umhertrug, errichtete Meister Wilhelm aus Paris einen großen Baum aus Silber, zu dessen Wurzeln vier Löwen aus Silber liegen. In ihrem Inneren befindet sich eine Röhre, durch die die weiße Stutenmilch geleitet wird. Im Baum selbst sind vier Röhren nach oben geführt. Ihre äußersten Enden sind von oben wieder nach unten gebogen. Um jedes Ende dieser Röhren windet sich in gleicher Weise eine goldene Schlange, deren Schwanz um den Stamm des Baumes geschlungen ist. Aus einer dieser Röhren fließt Wein, aus der anderen gegorene Stutenmilch ohne Hefe, aus der dritten Bal, jenes Honiggetränk, und aus der vierten ein aus Reis gewonnener Wein.''<br> | ||
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Aktuelle Version vom 30. April 2011, 16:09 Uhr
Trinkbrunnen am Mongolenhof in Karakorum
Aus den verschiedenen Röhren dieses Brunnens kamen je nach Wunsch Milch und Wein. 1200 wurde diese Stadt am oberen Orchon in der Mongolei die Hauptstadt Dschinghis Khans, heute ist es eine Ruinenstadt.
Der 1210 geborene berühmte flämische Franziskanermönch Wilhelm von Roebroek (Ruburk, Ruysbroek) war der erste Europäer, der den Mongolenhof besucht hat. Er unternahm 1253 bis 1255 eine Gesandtschaftsreise an den Hof des Mongolenfürsten in Karakorum und brachte überhaupt die ersten Nachrichten über Zentralasien nach Europa. Dieser Brunnen findet in seinen Berichten Erwähnung:
Weil es am Eingang des Palastes keinen guten Eindruck machte, wenn man da die Schläuche mit Milch und anderen Getränken umhertrug, errichtete Meister Wilhelm aus Paris einen großen Baum aus Silber, zu dessen Wurzeln vier Löwen aus Silber liegen. In ihrem Inneren befindet sich eine Röhre, durch die die weiße Stutenmilch geleitet wird. Im Baum selbst sind vier Röhren nach oben geführt. Ihre äußersten Enden sind von oben wieder nach unten gebogen. Um jedes Ende dieser Röhren windet sich in gleicher Weise eine goldene Schlange, deren Schwanz um den Stamm des Baumes geschlungen ist. Aus einer dieser Röhren fließt Wein, aus der anderen gegorene Stutenmilch ohne Hefe, aus der dritten Bal, jenes Honiggetränk, und aus der vierten ein aus Reis gewonnener Wein.
Für jedes Getränk steht am Fuß des Baumes ein silbernes Gefäß zur Aufnahme bereit. Oben in der Spitze des Baumes hat der Künstler eine Engelsstatue angebracht, die eine Trompete hält. Unter dem Baum machte er eine Höhlung, in der sich ein Mann aufhalten kann und von wo aus eine Röhre bis nach oben zu dem Engel führt.
Zunächst hatte der Meister Blasebälge verwendet, doch erzeugten sie nicht genug Wind. Außerhalb des Palastes befindet sich ein Vorratsraum, wo die Getränke aufbewahrt werden. Dort stehen Diener bereit, um die Getränke einzugießen, sobald sie den Engel blasen hören. Zweige, Blätter und Früchte des Baumes bestehen aus Silber. Sobald der erste Mundschenk ein Getränk braucht, ruft er zu dem Engel hin, auf dass dieser die Trompete blase. Dies hört der in der Höhlung versteckte Mann, der nun kräftig in das zum Engel führende Rohr bläst. Der Engel setzt die Trompete an den Mund, die jetzt sehr laut ertönt. Dies wiederum hören die im Vorratsraum befindlichen Diener, und jeder gießt sein Getränk in die dafür vorgesehene Röhre. Es wird zunächst aufwärts geleitet und dann nach unten in die dazu bereitgestellten Gefäße. Daraus schöpfen die einzelnen Schenken und bringen es ins Schloss zu den Männern.
Quelle: Wilhelm von Rubruk: Reisen zum Großkhan der Mongolen. Von Konstantinopel nach Karakorum 1253 - 1255, Stuttgart 1984, Seite 163f
Mongolei: P-61s, 10.000 Tugrik, 1995, Rückseite mit Abbildung des Trinkbrunnens