Nepal: Die Banknoten unter König Birendra (ab 1972): Unterschied zwischen den Versionen
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Es ist sicher kein Zufall, das die Ausgabe einer neu gestalteten Banknotenserie Birendras in die Zeit der beginnenden Unruhen in Nepal fällt. Ab dem 26. April 1981 zeigen die neuen Scheine ein wesentlich traditionelleres Portrait des Herrschers, als die der Vorgängerserie. Birendra trägt zwar eine Uniformjacke, aber auch das Zeichen seiner göttlichen und königlichen Macht, die Shri pech, die Federkrone der Shah-Könige. Er griff damit auf die Tradition seines Großvaters Tribuvhan zurück, der sich ebenfalls als unantastbarer Gottkönig auf seinen Mohru-Banknoten präsentierte. Ein geschickter Schachzug Birendras, denn die Macht der (Banknoten-) Bilder erreichte jeden Nepali, und konnte auch von Analphabeten mühelos verstanden werden. | Es ist sicher kein Zufall, das die Ausgabe einer neu gestalteten Banknotenserie Birendras in die Zeit der beginnenden Unruhen in Nepal fällt. Ab dem 26. April 1981 zeigen die neuen Scheine ein wesentlich traditionelleres Portrait des Herrschers, als die der Vorgängerserie. Birendra trägt zwar eine Uniformjacke, aber auch das Zeichen seiner göttlichen und königlichen Macht, die Shri pech, die Federkrone der Shah-Könige. Er griff damit auf die Tradition seines Großvaters Tribuvhan zurück, der sich ebenfalls als unantastbarer Gottkönig auf seinen Mohru-Banknoten präsentierte. Ein geschickter Schachzug Birendras, denn die Macht der (Banknoten-) Bilder erreichte jeden Nepali, und konnte auch von Analphabeten mühelos verstanden werden. | ||
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+ | Gleich bei der ersten Ausgabe des zwei-Rupee-Scheins kam es allerdings zu zwei Schnitzern: Die erste Ausgabe zeigt eine unschöne Linie von der Lippe zum Kinn des Königs (möglicherweise eine tiefe Falte oder Narbe, viele Aufnahmen Birendras zeigen an dieser Stelle im Gesicht eine Auffälligkeit) und die nepalische Wertangabe von zwei Rupees auf der linken Seite wurde auf die Brust des Königs gedruckt. Beide Makel wurden in der nächsten Ausgabe korrigiert : Die Linie verschwand und die nepalische "2" rückte nach links auf eine netzartige Struktur. | ||
Der Druck der Seriennummer auf die Brust des Königs geschah nochmals bei NRB-38, NRB-41 und NRB-44 und mussten bei den Folgeauflagen NRB-39 bzw. NRB-42 und NRB-44 auf einen Untergrund geschoben werden. Der König war schließlich unantastbar - selbst für Banknoten-Seriennummern. | Der Druck der Seriennummer auf die Brust des Königs geschah nochmals bei NRB-38, NRB-41 und NRB-44 und mussten bei den Folgeauflagen NRB-39 bzw. NRB-42 und NRB-44 auf einen Untergrund geschoben werden. Der König war schließlich unantastbar - selbst für Banknoten-Seriennummern. |
Version vom 11. April 2011, 16:21 Uhr
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Touristen kommen
- 2 Das Elend der 70er Jahre
- 3 Ein weltoffener Gottkönig
- 4 Das "neue Zeitalter" Nepals
- 5 König Birendras erste Banknotenserie
- 6 Die "Militärausgaben"
- 7 Die Unruhen beginnen
- 8 König Birendras zweite Banknotenserie
- 9 Die "Federkronen-Ausgaben"
- 10 Indien und der Fall der Monarchie
- 11 Neue Sicherheitsmerkmale bei 500er und 1000er Scheinen (ab 2000)
- 12 Die Banknoten der konstitutionellen Monarchie
- 13 Die Gedenkbanknoten zum 25. Jahrestag der Thronbesteigung von König Birendra (1997)
Die Touristen kommen
Das lange für Besucher verschlossene Himalayareich lockte jetzt Menschen aus aller Herren Länder an. Bergsteiger und Trekker, die das Gebiet des Everest und Annapurna bereisten und die höchsten Berggipfel der Erde bezwingen wollten, verbreiteten die Kunde von einem friedlichen, harmonischen Bergland mit freundlichen Menschen und atemberaubenden Natur- und Kulturschätzen. Die staubigen Straßen von Kathmandu füllten sich mit Rucksacktouristen und Hippies, die in Nepal ihren Traum von Shangri-La und einer besseren Welt leben wollten. Für sie war Nepal das Paradies auf Erden. Die Wirklichkeit sah anders aus.
Das Elend der 70er Jahre
Die 1970er Jahre verstärkten die Armut und Unterentwicklung Nepals. Dem Land mangelte es an Rohstoffen und Energie, die heimischen Produkte waren kaum wettbewerbsfähig gegenüber den billigen Importen vor allem aus Indien (97 Prozent) und China. Über 90 Prozent der Nepali arbeiteten Ende der Dekade in der Landwirtschaft, der Rest in kleinen Betrieben wie Fabriken, Ölpressen und Getreidemühlen mit höchstens 30 Mitarbeitern. Das Pro-Kopf-Einkommen pro Jahr lag bei knapp 100 Euro. 70 Prozent der in Land hergestellten Güter kamen aus der Landwirtschaft, wie Jute, Textilien, Zucker, Fette, Öle, Schuhe und Zigaretten, und nur 10 Prozent aus der Industrie. Der vom König geförderte Tourismus entwickelte sich, neben ausländischer Entwicklungshilfe, zur wichtigsten Einnahmequelle des Landes für ausländische Devisen. Viele strenggläubige Hindus und Buddhisten Nepals nahmen allerdings Anstoß an dem ausufernden Strom an Fremden und besonders an den Hasch und Opium rauchenden Hippies und ihrem lockeren Lebenswandel.
Zum existentiellen Problem für das Land wurde eine stark wachsende Bevölkerung, die sich innerhalb von 30 Jahren verdoppelte. In der Landwirtschaft führte der Bevölkerungsdruck zur Rodung des größten Teils der Wälder und in Folge dessen zu einer zunehmenden Umweltzerstörung. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser wurde immer schwieriger. Viele Menschen lebten in schlechtesten hygienischen Verhältnissen. Es gab kaum sauberes Trinkwasser, nur wenige ausgebildete Ärzte und gerade mal 2100 Krankenbetten für 12 Millionen Nepali. Einseitige Ernährung und ein sehr hoher Krankenstand waren die Ursachen dafür, das die durchschnittliche Lebenserwarten bei gerade mal 38 Jahren lag.
Ein weltoffener Gottkönig
König Birendra mit Uniform und Federkrone. Briefmarke von 1982
Nach dem überraschenden Tod seines Vaters Mahendra übernahm Birendra Bir Bikram Shah Dev am 31. Januar 1972 im Alter von 27 Jahren die Macht im Land. Fast 30 Jahre lang sollte er den Thron der Könige von Nepal innehaben, und sich schließlich zum beliebtesten Herrscher des Landes entwickeln. Doch bis dahin war es ein langer Weg.
Als erster Kronprinz von Nepal hatte Birendra eine gute Ausbildung im Ausland genossen. Einem Studienaufenthalt im indischen Darjeeling folgten solche an der britischen Eliteschule Eton, der Universität von Tokyo und in Harvard in den USA. In seiner Jugend reiste er durch Kanada, Lateinamerika, Afrika und in viele Länder Asiens. Er galt als weltaufgeschlossen, liebte aber ebenso sein Heimatland, welches er als Kronprinz und König oft bereiste und dabei viele Kontakte zur Landbevölkerung knüpfte.
Mit dem Thron erbte Birendra jedoch auch die vielfältigen Probleme seines Landes. Neben Armut und Unterentwicklung betraf dies vor allem das politische System Nepals. Das unter König Mahendra eingesetzte Panchayats-System aus lokalen und regionalen Volksvertretern führte immer öfter zu Unmut unter den Nepali, da es vermehrt zur Korruption und Vetternwirtschaft von königlichen Günstlingen kam. Parteien waren generell verboten. Ein Parlament wurde zwar gewählt, doch im Zweifelsfall besaß der König für alle Entscheidungen das Vetorecht und damit die absolute Macht im Land.
Das "neue Zeitalter" Nepals
Die Krönung des neuen Königs erfolgte nach dem Willen der Hofastrologen fast zwei Jahre später, am 4. Februar 1975. Dieses Datum wurde als besonders glückverheißend für die Regentschaft angesehen. Hunderte Staatsgäste und Politiker aus 60 Nationen säumten während der Krönungsfeierlichkeiten die Straßen Kathmandus mit ihren festlich beleuchteten Tempeln, Bäumen und Brunnen. Das gekrönte Paar ritt auf dem königlichen Elefanten, weitere 22 Dickhäuter trugen ausgewählte Gäste durch die Hauptstadt. Da nichts das schöne Bild der Krönung verschandeln sollte, hatten die verantwortlichen Beamten die sonst überall herumlungernden Hippies aus der Stadt gejagt.
In seiner Krönungsrede an sein Volk versprach der junge König, das Land zu modernisieren. Er rief für Nepal ein "neues Zeitalter" aus, in welchem Armut und Analphabetentum (85 Prozent aller Nepali konnten weder lesen noch schreiben) ein Ende hätten. Birendra führte damit das Recht auf eine kostenlose Grundschulerziehung für jedes nepalische Kind ein. Außenpolitisch setzte er ebenfalls ein Zeichen. Er erklärte Nepal zu einen politisch neutralen Staatsgebiet. Durch diesen Schritt versuchte er, Nepal aus den Rivalitäten zwischen seinen beiden riesigen Nachbarstaate, den Erzrivalen Indien und China, herauszuhalten. Und noch einen wichtigen Punkt machte König Birendra klar: Ihm, dem Gottkönig, verlieh die Monarchie die absolute Macht über das Land. Demokratie würde es mit und unter ihm nicht geben.
König Birendras erste Banknotenserie
Die ersten Banknoten mit dem Bildnis des neuen Herrschers wurden von der Nepal Rastra Bank ab April 1974 ausgegeben. Wie sein Vater Mahendra zeigte sich König Birendra darauf selbstbewußt in Uniform als absoluter Monarch seines Landes. Seine Uniformmütze war allerdings dunkel, nicht hell wie die Mahendras. Druckereien der neuen Banknoten waren wieder Thomas De La Rue und Bradbury, Wilkinson & Co, beide aus England. Die Sicherheitsmerkmale blieben gegenüber der Vorgängerreihe gleich. Die Auflagenzahlen aller Wertstufen stieg deutlich.
Eine Besonderheit stellte die 1000-Rupees-Banknote da, denn erstmals wurde auf ihrer Rückseite ein männlicher asiatischer Elephant abgebildet. Die Auflage wurde gegenüber dem letzten 1000er Schein deutlich auf 600 000 Exemplare erhöht, wobei je 100 000 Scheine auf jede Präfixnummer - Ka-1 bis Ka-6- entfielen.
Die hohen Auflagen der 1-Rupee-Scheine hingen nicht nur mit der geringen Kaufkraft der Nepali zusammen, die kleine Stückelungen von Banknoten notwenig machte, sondern auch mit der Tradition des Dashain (Opferfest zu Ehren der Göttin Durga) und Tihar (Fest des Lichts und Erntedanks zu Ehren der Göttin Laxmi) Festivals. Während dieser Feste werden den Göttern neue, unbenutzte Banknoten, Blumen und Tiere geopfert. Nach Ende der Feste sind circa 80 Prozent der Banknoten, die zur Nepal Rastra Bank zurückgebracht werden, durch Blut und Farbe unbrauchbar geworden!
Die "Militärausgaben"
NRB = Nummern der Ausgaben durch die Nepal Rastra Bank
SCWPM = Pick-Nummern nach dem Standard Catalog of World Paper Money
WS= Wasserzeichen,
MS= Metallischer Sicherheitsstreifen,
SNS= Seriennummer klein,
SNL= Seriennummer groß
Die Unruhen beginnen
Die Ambitionen des Königs, sein Land zu entwickeln und die Not der Bevölkerung zu lindern, erlitten bald herbe Rückschläge. Birendra war kein gewiefter Politiker und starker Landesvater, der seine Macht durchsetzen konnte. Er liebte den Pomp und die Zeremonien, die mit seinem Amt einhergingen, das Tagesgeschäft der Verwaltung überließ er lieber anderen. Schnell kamen Gerüchte auf, dass Mitglieder des Hofes und der königlichen Familie dank Korruption ihr persönliches Glück über das Wohl des Landes stellten.
Immer öfter wurde Kritik am Panchayat-System laut und Forderungen nach mehr demokratischen Rechten kamen auf. Dem König blieb nichts anderes übrig, als sein Volk 1979 über die Existenz des Panchayat-Systems abstimmen zu lassen. Das alte System behauptete sich, mehr als die Hälfte der Nepali waren gegen einen Wechsel. Dennoch ließ der König 1981 allgemeine Wahlen des Nationalrates zu, zu denen verschiedene Organisationen ihre Vertreter entsandten. Parteien blieben verboten. Immer nachdrücklicher forderten in den Städten Studenten und Intellektuelle demokratische Reformen ein.
König Birendras Rückhalt in den ersten achtzehn Jahren seiner Regentschaft waren die Bauern auf dem Lande. Loyal hielten sie ihrem König und lebenden Gott, der Reinkarnation Vishnus, die Treue. Auch als es 1985 in Kathmandu zu blutigen Straßenschlachten und Bombenanschlägen vor dem Königspalast kam, blieben die Bauern von diesen Unruhen zunächst unbeeindruckt.
König Birendras zweite Banknotenserie
Es ist sicher kein Zufall, das die Ausgabe einer neu gestalteten Banknotenserie Birendras in die Zeit der beginnenden Unruhen in Nepal fällt. Ab dem 26. April 1981 zeigen die neuen Scheine ein wesentlich traditionelleres Portrait des Herrschers, als die der Vorgängerserie. Birendra trägt zwar eine Uniformjacke, aber auch das Zeichen seiner göttlichen und königlichen Macht, die Shri pech, die Federkrone der Shah-Könige. Er griff damit auf die Tradition seines Großvaters Tribuvhan zurück, der sich ebenfalls als unantastbarer Gottkönig auf seinen Mohru-Banknoten präsentierte. Ein geschickter Schachzug Birendras, denn die Macht der (Banknoten-) Bilder erreichte jeden Nepali, und konnte auch von Analphabeten mühelos verstanden werden.
Gleich bei der ersten Ausgabe des zwei-Rupee-Scheins kam es allerdings zu zwei Schnitzern: Die erste Ausgabe zeigt eine unschöne Linie von der Lippe zum Kinn des Königs (möglicherweise eine tiefe Falte oder Narbe, viele Aufnahmen Birendras zeigen an dieser Stelle im Gesicht eine Auffälligkeit) und die nepalische Wertangabe von zwei Rupees auf der linken Seite wurde auf die Brust des Königs gedruckt. Beide Makel wurden in der nächsten Ausgabe korrigiert : Die Linie verschwand und die nepalische "2" rückte nach links auf eine netzartige Struktur.
Der Druck der Seriennummer auf die Brust des Königs geschah nochmals bei NRB-38, NRB-41 und NRB-44 und mussten bei den Folgeauflagen NRB-39 bzw. NRB-42 und NRB-44 auf einen Untergrund geschoben werden. Der König war schließlich unantastbar - selbst für Banknoten-Seriennummern.
Die "Federkronen-Ausgaben"
NRB = Nummern der Ausgaben durch die Nepal Rastra Bank
SCWPM = Pick-Nummern nach dem Standard Catalog of World Paper Money
WS= Wasserzeichen,
MS= Metallischer Sicherheitsstreifen,
SNS= Seriennummer klein,
SNL= Seriennummer groß
Indien und der Fall der Monarchie
Vor allem die Bauern hielten dem lebenden Gott Birendra die Treue. Bis auch sie sich einer politisch-ökonomischen Krise nicht mehr entziehen konnten und aus purer Not gegen den König vorgingen.
Neue Sicherheitsmerkmale bei 500er und 1000er Scheinen (ab 2000)
Die Banknoten der konstitutionellen Monarchie
NRB = Nummern der Ausgaben durch die Nepal Rastra Bank
SCWPM = Pick-Nummern nach dem Standard Catalog of World Paper Money
WS= Wasserzeichen,
MS= Metallischer Sicherheitsstreifen,
WCT= 1,2 mm Windowed clear-text security thread (durchbrochener Sicherheitsstreifen),
WCT2= 2,5 mm Windowed clear-text security thread,
FI= Fluoreszierende Farbe,
RP= Rainbow Printing (Regenbogendruck, Mitte der Note, oben und unten),
SNS= Seriennummer klein,
SNL= Seriennummer groß
Die Gedenkbanknoten zum 25. Jahrestag der Thronbesteigung von König Birendra (1997)
Holo= Multicolor Hologramm