Italien: Faschismus: Unterschied zwischen den Versionen
Androl (Diskussion | Beiträge) K |
|||
Zeile 13: | Zeile 13: | ||
Im Faschismus sind eine Reihe von Ideen nebeneinander wirksam:<br> | Im Faschismus sind eine Reihe von Ideen nebeneinander wirksam:<br> | ||
* Idee des italienischen Nationalismus - aus diesem erklärt sich auch der Handstreich auf Fiume im Jahre 1924 und die darauf folgende Spannung gegenüber Jugoslawien. | * Idee des italienischen Nationalismus - aus diesem erklärt sich auch der Handstreich auf Fiume im Jahre 1924 und die darauf folgende Spannung gegenüber Jugoslawien. | ||
− | * Idee des italienischen Imperialismus - es war beabsichtigt, Italien zu einer | + | * Idee des italienischen Imperialismus - es war beabsichtigt, Italien zu einer Großmacht ersten Ranges zu erheben, ungeachtet der Tatsache, dass es an den natürlichen Grundlagen einer italienischen Weltpolitik völlig mangelte. |
* ausgesprochener Etatismus - entgegen der italienischen Überlieferung, die den Staat mehr als einen geistigen und sittlichen Wert auffasste, flossen im Faschismus Ideen Hegels und noch mehr Nietzsches ein.<br> | * ausgesprochener Etatismus - entgegen der italienischen Überlieferung, die den Staat mehr als einen geistigen und sittlichen Wert auffasste, flossen im Faschismus Ideen Hegels und noch mehr Nietzsches ein.<br> | ||
Der Faschismus bekannte sich getreu nach Nietzsche dazu, dass der ''Wille zur Macht'' das bestimmende Moment der menschlichen Entwicklung und die hierarchisch-autoritäre Führung der Massen durch eine politische Elite notwendig sei. Der rücksichtslose Kampf der Faschisten richtete sich in erster Linie gegen die Kommunisten, Sozialisten und die Freimaurerei. Die Annäherung an die katholische Kirche wurde jedoch zielbewusst durchgeführt.<br> | Der Faschismus bekannte sich getreu nach Nietzsche dazu, dass der ''Wille zur Macht'' das bestimmende Moment der menschlichen Entwicklung und die hierarchisch-autoritäre Führung der Massen durch eine politische Elite notwendig sei. Der rücksichtslose Kampf der Faschisten richtete sich in erster Linie gegen die Kommunisten, Sozialisten und die Freimaurerei. Die Annäherung an die katholische Kirche wurde jedoch zielbewusst durchgeführt.<br> | ||
Zeile 19: | Zeile 19: | ||
Um die Beunruhigung der demokratischen Staaten zu dämpfen, wiederholte Mussolini mit Nachdruck, der Faschismus sei kein ''Exportartikel''. Als sich der Faschismus dann mehr und mehr auszubreiten begann, fand man die Formel, dass nicht der Faschismus | Um die Beunruhigung der demokratischen Staaten zu dämpfen, wiederholte Mussolini mit Nachdruck, der Faschismus sei kein ''Exportartikel''. Als sich der Faschismus dann mehr und mehr auszubreiten begann, fand man die Formel, dass nicht der Faschismus | ||
zur Welt, sondern die Welt zum Faschismus gegangen sei.<br> | zur Welt, sondern die Welt zum Faschismus gegangen sei.<br> | ||
− | Die infolge der militärischen Niederlagen im Zweiten Weltkrieg zunehmende antifaschistische Stimmung der Bevölkerung verschärfte sich immer mehr. Am 24.07.1943 erklärte sich der ''Faschistische | + | Die infolge der militärischen Niederlagen im Zweiten Weltkrieg zunehmende antifaschistische Stimmung der Bevölkerung verschärfte sich immer mehr. Am 24.07.1943 erklärte sich der ''Faschistische Große Rat'' gegen Mussolini, der vom König [[Viktor Emanuel III]] verhaftet und gefangengesetzt wurde. Am 12.09.1943 wurde er zwar von einem deutschen Kommando befreit, doch mit dem Faschismus war es in Italien vorbei. |
Aktuelle Version vom 21. Mai 2008, 11:06 Uhr
Faschismus in Italien
Das Zeichen der italienischen Faschisten in Anlehnung an das Rutenbündel der Liktoren ist ein Adler, der den Fascio in seinen Fängen hält. Von Fascio (lateinisch Fascis) kommt auch das Wort Faschismus.
Die Liktoren waren Amtsdiener der höheren Beamtenränge im Alten Rom. Sie trugen ihren Vorgesetzten die Fasces, also die Rutenbündel,
voraus.
Der Faschismus war eine national- und sozialrevolutionäre Bewegung mit totalitären Zielen, autoritärem und hierarchischem Aufbau, antiliberaler und antidemokratischer Tendenz.
Der Fascio steht als Zeichen für einen politischen Bund, und in der Tat nannten sich schon 1890 agrarrevolutionäre Vereinigungen der
sizilianischen Landarbeiter fasci rivoluzionari. Mussolini nahm 1915 den Ausdruck fascio für die Interventisten auf, die den Kriegseintritt Italiens an der Seite der Entente forderten. 1917 bildete sich in Kammer und Senat der Fascio der parlamentarischen Abwehr gegen die Defätisten. Aus Protest gegen die unzulängliche Erfüllung der italienischen Kriegsziele in den Pariser Friedensverträgen gründete Mussolini 1919 den ersten Fascio di Combattimento (Kampfbund). Bei den Kammerwahlen 1919 erhielten die Faschisten nur 4.000 Stimmen. Die starke Aktivität der Kommunisten gab aber dann dem Faschismus einen mächtigen Gegenantrieb. 1921 wurde die Partito Nazionale Fascista gegründet.
Der Faschismus organisierte sich zu einem Wehrverband ehemaliger Frontkämpfer (Schwarzhemden), der angesichts der Schwäche der demokratischen Regierung dem kommunistischen Terror mit Gegenterror entgegentrat. 1921 errang die faschistische Partei 38 Mandate in der Kammer. Versuche bürgerlicher Parteien, Mussolini zum Eintritt in Koalitionsregierungen zu bewegen, scheiterten.
Auf dem Parteikongress in Neapel entschied sich Mussolini 1922 zum Staatsstreich und am 28.10.1922 führte er mit 40.000 Schwarzhemden den Marsch auf Rom durch. Die Regierung trat zurück, und der König ernannte Mussolini zum Regierungschef. Eine volle Machtergreifung durch den Faschismus hatte dadurch aber noch nicht stattgefunden. Die faschistische Partei war auch jetzt noch eine Minderheit, der es jedoch durch Propaganda, Aktivismus, Terror und rücksichtslosem Machtgebrauch im Laufe der Zeit gelang, die Staatsgewalt vollständig an sich zu ziehen.
Im Faschismus sind eine Reihe von Ideen nebeneinander wirksam:
- Idee des italienischen Nationalismus - aus diesem erklärt sich auch der Handstreich auf Fiume im Jahre 1924 und die darauf folgende Spannung gegenüber Jugoslawien.
- Idee des italienischen Imperialismus - es war beabsichtigt, Italien zu einer Großmacht ersten Ranges zu erheben, ungeachtet der Tatsache, dass es an den natürlichen Grundlagen einer italienischen Weltpolitik völlig mangelte.
- ausgesprochener Etatismus - entgegen der italienischen Überlieferung, die den Staat mehr als einen geistigen und sittlichen Wert auffasste, flossen im Faschismus Ideen Hegels und noch mehr Nietzsches ein.
Der Faschismus bekannte sich getreu nach Nietzsche dazu, dass der Wille zur Macht das bestimmende Moment der menschlichen Entwicklung und die hierarchisch-autoritäre Führung der Massen durch eine politische Elite notwendig sei. Der rücksichtslose Kampf der Faschisten richtete sich in erster Linie gegen die Kommunisten, Sozialisten und die Freimaurerei. Die Annäherung an die katholische Kirche wurde jedoch zielbewusst durchgeführt.
Dem Rassegedanken stand der Faschismus ursprünglich ganz fern. Erst durch die engere Zusammenarbeit mit dem deutschen Nationalsozialismus floss dieses Element auch in den italienischen Faschismus ein.
Um die Beunruhigung der demokratischen Staaten zu dämpfen, wiederholte Mussolini mit Nachdruck, der Faschismus sei kein Exportartikel. Als sich der Faschismus dann mehr und mehr auszubreiten begann, fand man die Formel, dass nicht der Faschismus
zur Welt, sondern die Welt zum Faschismus gegangen sei.
Die infolge der militärischen Niederlagen im Zweiten Weltkrieg zunehmende antifaschistische Stimmung der Bevölkerung verschärfte sich immer mehr. Am 24.07.1943 erklärte sich der Faschistische Große Rat gegen Mussolini, der vom König Viktor Emanuel III verhaftet und gefangengesetzt wurde. Am 12.09.1943 wurde er zwar von einem deutschen Kommando befreit, doch mit dem Faschismus war es in Italien vorbei.