Hawaii: Dollar: Unterschied zwischen den Versionen
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Mit dem Befehl ''Niitaka Yama Nobore!'', der soviel wie ''Ersteigt den Berg Niitaka!'' bedeutet, wurde der japanische Angriff auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor in Hawaï am 7.12.1941 eingeleitet. Durch die isolierte Lage war das Territorium, das man keine 50 Jahre zuvor annektiert hatte, in hohem Maße durch eine japanische Invasion gefährdet. Die daraus resultierenden Gedanken führten zu einer faszinierenden Notausgabe. Ihre Geschichte soll im folgenden Beitrag gedeutet und untersucht werden.<br> | Mit dem Befehl ''Niitaka Yama Nobore!'', der soviel wie ''Ersteigt den Berg Niitaka!'' bedeutet, wurde der japanische Angriff auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor in Hawaï am 7.12.1941 eingeleitet. Durch die isolierte Lage war das Territorium, das man keine 50 Jahre zuvor annektiert hatte, in hohem Maße durch eine japanische Invasion gefährdet. Die daraus resultierenden Gedanken führten zu einer faszinierenden Notausgabe. Ihre Geschichte soll im folgenden Beitrag gedeutet und untersucht werden.<br> | ||
− | Der Angriff auf Pearl Harbor hinterließ 2403 Tote und versetzte die USA in einen Schockzustand. Bis dahin hatte man sich dank der Isolationspolitik Roosevelts in trügerischer Sicherheit gewiegt. Der Krieg im fernen Europa war weit, weit weg. | + | Der Angriff auf Pearl Harbor hinterließ 2403 Tote und versetzte die [[USA]] in einen Schockzustand. Bis dahin hatte man sich dank der Isolationspolitik Roosevelts in trügerischer Sicherheit gewiegt. Der Krieg im fernen Europa war weit, weit weg. |
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− | [[Bild:USSArizone.jpg|thumb|none|300px|Das sinkende Schlachtschiff ''USS | + | [[Bild:USSArizone.jpg|thumb|none|300px|Das sinkende Schlachtschiff ''USS Arizona''. Von den 1500 Besatzungsmitgliedern überlebten nur 80. Heute ist das Wrack ein Nationaldenkmal. (Quelle: Roosevelt Library, Foto 8150(29))]] |
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− | Japan sah sich in seinen aggressiven Expansionsplänen im Pazifik durch die USA gestört. Unter der genialen Regie des Admirals Yamamoto wurde der Angriff geplant und ausgeführt. Japan war klar, dass es die USA niemals besiegen könnte – der Angriff sollte das mächtige Land nur für rund zwei Jahre lähmen, bis man die Eroberungen im Pazifik abgeschlossen hatte. Bis dahin wollte sich Japan durch starke befestigte Inselposten festsetzen und den USA einen Friedensvertrag aufnötigen. Die US-Regierung sah sich nach dem Angriff vor dem Problem gestellt, dass Japan auch noch eine Invasion auf den Hawaï-Inseln planen könnte. Durch ihre strategische Lage in der Mitte des Pazifiks waren sie für die Sicherheit der amerikanischen Westküste von eminenter Bedeutung. Gleichzeitig machte die abgelegene Lage nichts einfacher.<br> | + | [[Japan]] sah sich in seinen aggressiven Expansionsplänen im Pazifik durch die USA gestört. Unter der genialen Regie des Admirals Yamamoto wurde der Angriff geplant und ausgeführt. Japan war klar, dass es die USA niemals besiegen könnte – der Angriff sollte das mächtige Land nur für rund zwei Jahre lähmen, bis man die Eroberungen im Pazifik abgeschlossen hatte. Bis dahin wollte sich Japan durch starke befestigte Inselposten festsetzen und den USA einen Friedensvertrag aufnötigen. Die US-Regierung sah sich nach dem Angriff vor dem Problem gestellt, dass Japan auch noch eine Invasion auf den Hawaï-Inseln planen könnte. Durch ihre strategische Lage in der Mitte des Pazifiks waren sie für die Sicherheit der amerikanischen Westküste von eminenter Bedeutung. Gleichzeitig machte die abgelegene Lage nichts einfacher.<br> |
Das US-Schatzamt beschäftige währenddessen eine ganz andere Problematik. Bei einer erfolgreichen Invasion Hawaïs durch japanische Truppen würden dem Feind große Mengen an [[Dollar]] in die Hände fallen. Diese könnten gegen die USA eingesetzt werden. Ähnliche Überlegungen führten dazu, das Deutschland in den besetzten Gebieten mit den Reichskreditkassenscheinen spezielle Banknoten in Umlauf gab, die problemlos außer Kurs gesetzt werden konnten, sollte der Gegner größere Mengen erbeuten. In Washington kam man auf eine ähnliche Idee.<br> | Das US-Schatzamt beschäftige währenddessen eine ganz andere Problematik. Bei einer erfolgreichen Invasion Hawaïs durch japanische Truppen würden dem Feind große Mengen an [[Dollar]] in die Hände fallen. Diese könnten gegen die USA eingesetzt werden. Ähnliche Überlegungen führten dazu, das Deutschland in den besetzten Gebieten mit den Reichskreditkassenscheinen spezielle Banknoten in Umlauf gab, die problemlos außer Kurs gesetzt werden konnten, sollte der Gegner größere Mengen erbeuten. In Washington kam man auf eine ähnliche Idee.<br> | ||
− | Anstatt eine eigene Währung für Hawaï zu schaffen, wurden spezielle | + | Anstatt eine eigene Währung für Hawaï zu schaffen, wurden spezielle Dollar ausgaben in den Verkehr gebracht. Anfang 1942 begann man mit den Vorbereitungen, ab Juni 1942 war das Schatzamt soweit. Im ''Federal Bureau of Engraving and Printing'' hatte man sich etwas einfallen lassen. Das Siegel des Schatzamtes, bisher blau (bei den Silberzertifikaten) und rot (bei den Demand-Noten) sowie die Seriennummer der neuen Hawaï-Dollar waren in braun gedruckt. Daneben sind auf der Vorderseite der Noten zwei kleine Aufdrucke mit ''Hawaii'', auf der Rückseite ein großer Überdruck zu sehen. Kurzum, eine Verwechslung mit normalen Dollarnoten war ausgeschlossen. |
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− | Von Juli 1942 an waren die Hawaï-Ausgaben in der Stückelung zu 1, 5, 10 und 20 [[Dollar]] die einzig gültigen Banknoten auf Hawaï. Hawaï war 1942 noch kein Bundesstaat der USA, sondern hatte den Status eines Territoriums. Zuständig für die Versorgung mit Banknoten war die ''Federal Reserve Bank of San Francisco'' in Kalifornien. So wurden die Überdrucke auf Silberzertifikaten ( | + | Von Juli 1942 an waren die Hawaï-Ausgaben in der Stückelung zu 1, 5, 10 und 20 [[Dollar]] die einzig gültigen Banknoten auf Hawaï. Hawaï war 1942 noch kein Bundesstaat der USA, sondern hatte den Status eines Territoriums. Zuständig für die Versorgung mit Banknoten war die ''Federal Reserve Bank of San Francisco'' in Kalifornien. So wurden die Überdrucke auf Silberzertifikaten ($1) und Demand-Noten ($5, $10 und $20) der genannten Bank ausgeführt. Jeder Einwohner Hawaïs musste seine US-Dollar gegen Hawaï-Dollar wechseln. Das gleiche war bei Besuchern oder Soldaten der Fall. Bei der Ausreise mussten die Hawaï-Dollar wieder in US-Dollar gewechselt werden. Vermutlich war dies nur in einer zentralen Stelle möglich. Dies hatte den Vorteil eines einheitlichen Bestands an US-Dollar, die bei einer Invasion Hawaïs problemlos und schnell vernichtet werden hätten können. Die US-Dollar wurden zum großen Teil in der Aiea Zuckerfabrik verbrannt. Diese Fabrik zählt zu den ältesten Gebäuden auf Hawaii und genießt heute den Status eines nationalen Denkmals. Ob dies an der denkwürdigen Rolle bei der Sicherung der US-Währung liegt, sei dahingestellt.<br> |
− | Am 15.08.1945, unter dem Eindruck der Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki, kapitulierte Japan. Die Hawaï- | + | Am 15.08.1945, unter dem Eindruck der Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki, kapitulierte Japan. Die Hawaï-Dollar waren überflüssig geworden. Sie konnten wieder gegen US-Dollar gewechselt werden und wurden anschließend vernichtet. Dadurch sind die Hawaï-Noten heute selten geworden. Nur die $1 kommen häufiger vor – in der Regel sogar als kassenfrische Noten. Vermutlich wurden sie als Souvenir aufgehoben. Anders dürfte es bei den $5, $10 und $20 im gebrauchten Zustand aussehen: sie dürften vergessen worden sein. Als man sie wieder fand, war der Sammlerwert bereits um ein Vielfaches höher als der Nennwert.<br> |
Zu einer Invasion Japans auf Hawaï ist es im zweiten Weltkrieg nie gekommen. Diese sollte erst 30 Jahre später erfolgen. Allerdings kamen keine Soldaten, sondern Touristen. Heute ist Hawaii das Ziel für japanische Flitterwochen. | Zu einer Invasion Japans auf Hawaï ist es im zweiten Weltkrieg nie gekommen. Diese sollte erst 30 Jahre später erfolgen. Allerdings kamen keine Soldaten, sondern Touristen. Heute ist Hawaii das Ziel für japanische Flitterwochen. | ||
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Aktuelle Version vom 31. Januar 2008, 19:35 Uhr
Die Hawaï-Notausgaben aus dem 2. Weltkrieg
Mit dem Befehl Niitaka Yama Nobore!, der soviel wie Ersteigt den Berg Niitaka! bedeutet, wurde der japanische Angriff auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor in Hawaï am 7.12.1941 eingeleitet. Durch die isolierte Lage war das Territorium, das man keine 50 Jahre zuvor annektiert hatte, in hohem Maße durch eine japanische Invasion gefährdet. Die daraus resultierenden Gedanken führten zu einer faszinierenden Notausgabe. Ihre Geschichte soll im folgenden Beitrag gedeutet und untersucht werden.
Der Angriff auf Pearl Harbor hinterließ 2403 Tote und versetzte die USA in einen Schockzustand. Bis dahin hatte man sich dank der Isolationspolitik Roosevelts in trügerischer Sicherheit gewiegt. Der Krieg im fernen Europa war weit, weit weg.
Japan sah sich in seinen aggressiven Expansionsplänen im Pazifik durch die USA gestört. Unter der genialen Regie des Admirals Yamamoto wurde der Angriff geplant und ausgeführt. Japan war klar, dass es die USA niemals besiegen könnte – der Angriff sollte das mächtige Land nur für rund zwei Jahre lähmen, bis man die Eroberungen im Pazifik abgeschlossen hatte. Bis dahin wollte sich Japan durch starke befestigte Inselposten festsetzen und den USA einen Friedensvertrag aufnötigen. Die US-Regierung sah sich nach dem Angriff vor dem Problem gestellt, dass Japan auch noch eine Invasion auf den Hawaï-Inseln planen könnte. Durch ihre strategische Lage in der Mitte des Pazifiks waren sie für die Sicherheit der amerikanischen Westküste von eminenter Bedeutung. Gleichzeitig machte die abgelegene Lage nichts einfacher.
Das US-Schatzamt beschäftige währenddessen eine ganz andere Problematik. Bei einer erfolgreichen Invasion Hawaïs durch japanische Truppen würden dem Feind große Mengen an Dollar in die Hände fallen. Diese könnten gegen die USA eingesetzt werden. Ähnliche Überlegungen führten dazu, das Deutschland in den besetzten Gebieten mit den Reichskreditkassenscheinen spezielle Banknoten in Umlauf gab, die problemlos außer Kurs gesetzt werden konnten, sollte der Gegner größere Mengen erbeuten. In Washington kam man auf eine ähnliche Idee.
Anstatt eine eigene Währung für Hawaï zu schaffen, wurden spezielle Dollar ausgaben in den Verkehr gebracht. Anfang 1942 begann man mit den Vorbereitungen, ab Juni 1942 war das Schatzamt soweit. Im Federal Bureau of Engraving and Printing hatte man sich etwas einfallen lassen. Das Siegel des Schatzamtes, bisher blau (bei den Silberzertifikaten) und rot (bei den Demand-Noten) sowie die Seriennummer der neuen Hawaï-Dollar waren in braun gedruckt. Daneben sind auf der Vorderseite der Noten zwei kleine Aufdrucke mit Hawaii, auf der Rückseite ein großer Überdruck zu sehen. Kurzum, eine Verwechslung mit normalen Dollarnoten war ausgeschlossen.
Von Juli 1942 an waren die Hawaï-Ausgaben in der Stückelung zu 1, 5, 10 und 20 Dollar die einzig gültigen Banknoten auf Hawaï. Hawaï war 1942 noch kein Bundesstaat der USA, sondern hatte den Status eines Territoriums. Zuständig für die Versorgung mit Banknoten war die Federal Reserve Bank of San Francisco in Kalifornien. So wurden die Überdrucke auf Silberzertifikaten ($1) und Demand-Noten ($5, $10 und $20) der genannten Bank ausgeführt. Jeder Einwohner Hawaïs musste seine US-Dollar gegen Hawaï-Dollar wechseln. Das gleiche war bei Besuchern oder Soldaten der Fall. Bei der Ausreise mussten die Hawaï-Dollar wieder in US-Dollar gewechselt werden. Vermutlich war dies nur in einer zentralen Stelle möglich. Dies hatte den Vorteil eines einheitlichen Bestands an US-Dollar, die bei einer Invasion Hawaïs problemlos und schnell vernichtet werden hätten können. Die US-Dollar wurden zum großen Teil in der Aiea Zuckerfabrik verbrannt. Diese Fabrik zählt zu den ältesten Gebäuden auf Hawaii und genießt heute den Status eines nationalen Denkmals. Ob dies an der denkwürdigen Rolle bei der Sicherung der US-Währung liegt, sei dahingestellt.
Am 15.08.1945, unter dem Eindruck der Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki, kapitulierte Japan. Die Hawaï-Dollar waren überflüssig geworden. Sie konnten wieder gegen US-Dollar gewechselt werden und wurden anschließend vernichtet. Dadurch sind die Hawaï-Noten heute selten geworden. Nur die $1 kommen häufiger vor – in der Regel sogar als kassenfrische Noten. Vermutlich wurden sie als Souvenir aufgehoben. Anders dürfte es bei den $5, $10 und $20 im gebrauchten Zustand aussehen: sie dürften vergessen worden sein. Als man sie wieder fand, war der Sammlerwert bereits um ein Vielfaches höher als der Nennwert.
Zu einer Invasion Japans auf Hawaï ist es im zweiten Weltkrieg nie gekommen. Diese sollte erst 30 Jahre später erfolgen. Allerdings kamen keine Soldaten, sondern Touristen. Heute ist Hawaii das Ziel für japanische Flitterwochen.
Übersicht über die Auflage der Hawaï-Dollar
Nennwert | Serie | Stückzahl (gesamt) | Ersatznoten |
$1 | 1935 A | 35.052.000 | nicht bekannt |
$5 | 1934 und 1934 A | 9.416.000 | nicht bekannt |
$10 | 1934 A | 10.424.000 | nicht bekannt |
$20 | 1934 | 11.426.000 | 52.000 |