Regionalgeld: Wära: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Die Wära war ein umlaufgesichertes Tauschmittel, das Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts im Rahmen eines freiwirtschaftlichen Geldexperiments an vielen Orten Deutschlands eingeführt wurde. Initiiert wurde dieses Experiment von den Gesell-Anhängern Hans Timm und Helmut Rödiger im Jahr 1926. Mit der Wära verwandt sind heutige Modelle des sogenannten Regiogeldes. | + | Die Wära war ein umlaufgesichertes Tauschmittel, das Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts im Rahmen eines freiwirtschaftlichen Geldexperiments an vielen Orten Deutschlands eingeführt wurde. Initiiert wurde dieses Experiment von den Gesell-Anhängern Hans Timm und Helmut Rödiger im Jahr 1926. Mit der Wära verwandt sind heutige Modelle des sogenannten Regiogeldes.<br> |
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+ | '''Schwundgeld aus der Deflationszeit'''<br> | ||
+ | Das sogenannte Schwundgeld war als Ersatzzahlungsmitel gedacht. das das normale Geld verdrängen sollte. Es wurde nach der Theorie von [http://de.wikipedia.org/wiki/Silvio_Gesell/ Silvio Gesell] (1862-1930) entwickelt. Gesell wanderte 1886 nach Argentinien aus, wo er die dort zu jener Zeit herrschende verwirrende Papiergeldwirtschaft beobachtete und studierte. Als er nach Europa zurückkehrte, wurde er Finanzminister in der bayrischen Räterepublik. Hier widmete er sich ganz seinen Gedanken zur Geldreform. Er wollte eine neue Wirtschaftsordnung schaffen. Die von ihm in zahlreichen Schriften entwickelte Freiwirtschaftslehre sollte den zu langsamen Umlauf des Geldes und die damit einhergehende Verlangsamung des Leistungstauschs zwischen den Menschen beheben. Nach Gesells Ansicht lag darin der Hauptgrund der Deflation nach dem ersten Weltkrieg. Zur Beschleunigung des Leistungstausches und um der Verknappung an Zahlungsmitteln vorzubeugen, empfahl Gesell die Einführung von Freigeld, das im Volksmund Schwundgeld genannt wurde. Dieses Geld verlor in bestimmten Zeitabständen einen Bruchteil seines Wertes. Der Besitzer konnte aber durch den Kauf von Zusatzmarken, die auf die Scheine aufgeklebt werden konnten, den Verlust ausgleichen. So konnte die Zirkulation des Geldes beschleunigt werden, da die Klebereifen schnell weitergegeben wurden. Alle Versuche, das Freigeld in den Zwanziger Jahren einzuführen, scheiterten. Erst in den Dreissiger Jahren, nach dem Tode Gesells, nahm man seine Anregungen auf. Es wurden einige Ausgaben in Deutschland bekannt (Ulm, Ulmer Tauschgesellschaft; Oppeln, Arma-Geld, Gera, Allgemeiner Deutscher Tauschverband). Aber auch jetzt setzte sich das Schwundgeld nicht durch, da es nur örtlich, in zu kleinem Rahmen ausgegeben und von den Nationalbanken verboten wurde. Weitere Ausgaben gab es in Österreich, Frankreich, Holland, Rumänien und Schweden. In den USA wurde Schwundgeld zur Zeit der Weltwirtschaftskrise populär und von zahlreichen amerikanischen Handelskammern ausgegeben. Doch die Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse bedeutete gleichzeitig das Ende des Schwundgeldes. Es erwies sich im täglichen Gebrauch als wenig praktikabel. Die ständige Markenkontrolle war umständlich. Häufig lösten sich die Marken bei längerem Gebrauch. Auch die kleinliche Rechnerei erschien lästig. Die Beeinträchtigung des Geldsparens und Schwierigkeiten im internationalen Zahlungsverkehr mögen ebenfalls dazu beigetragen haben, dass das Schwundgeld nicht zum Geld für die Zukunft wurde, wie Gesell es sich gewünscht hätte. | ||
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+ | [http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4ra Wära auf Wikipedia] | ||
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+ | [http://www.hengersberg.de/geschichte/waera.htm Das Wära Experiment von Schwanenkirchen] | ||
+ | [http://web.archive.org/web/20070416032710/http://hometown.aol.de/tmirabeau/Waera.html Das Wära Experiment von Ulm] | ||
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Aktuelle Version vom 26. August 2023, 20:42 Uhr
Die Wära war ein umlaufgesichertes Tauschmittel, das Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts im Rahmen eines freiwirtschaftlichen Geldexperiments an vielen Orten Deutschlands eingeführt wurde. Initiiert wurde dieses Experiment von den Gesell-Anhängern Hans Timm und Helmut Rödiger im Jahr 1926. Mit der Wära verwandt sind heutige Modelle des sogenannten Regiogeldes.
Schwundgeld aus der Deflationszeit
Das sogenannte Schwundgeld war als Ersatzzahlungsmitel gedacht. das das normale Geld verdrängen sollte. Es wurde nach der Theorie von Silvio Gesell (1862-1930) entwickelt. Gesell wanderte 1886 nach Argentinien aus, wo er die dort zu jener Zeit herrschende verwirrende Papiergeldwirtschaft beobachtete und studierte. Als er nach Europa zurückkehrte, wurde er Finanzminister in der bayrischen Räterepublik. Hier widmete er sich ganz seinen Gedanken zur Geldreform. Er wollte eine neue Wirtschaftsordnung schaffen. Die von ihm in zahlreichen Schriften entwickelte Freiwirtschaftslehre sollte den zu langsamen Umlauf des Geldes und die damit einhergehende Verlangsamung des Leistungstauschs zwischen den Menschen beheben. Nach Gesells Ansicht lag darin der Hauptgrund der Deflation nach dem ersten Weltkrieg. Zur Beschleunigung des Leistungstausches und um der Verknappung an Zahlungsmitteln vorzubeugen, empfahl Gesell die Einführung von Freigeld, das im Volksmund Schwundgeld genannt wurde. Dieses Geld verlor in bestimmten Zeitabständen einen Bruchteil seines Wertes. Der Besitzer konnte aber durch den Kauf von Zusatzmarken, die auf die Scheine aufgeklebt werden konnten, den Verlust ausgleichen. So konnte die Zirkulation des Geldes beschleunigt werden, da die Klebereifen schnell weitergegeben wurden. Alle Versuche, das Freigeld in den Zwanziger Jahren einzuführen, scheiterten. Erst in den Dreissiger Jahren, nach dem Tode Gesells, nahm man seine Anregungen auf. Es wurden einige Ausgaben in Deutschland bekannt (Ulm, Ulmer Tauschgesellschaft; Oppeln, Arma-Geld, Gera, Allgemeiner Deutscher Tauschverband). Aber auch jetzt setzte sich das Schwundgeld nicht durch, da es nur örtlich, in zu kleinem Rahmen ausgegeben und von den Nationalbanken verboten wurde. Weitere Ausgaben gab es in Österreich, Frankreich, Holland, Rumänien und Schweden. In den USA wurde Schwundgeld zur Zeit der Weltwirtschaftskrise populär und von zahlreichen amerikanischen Handelskammern ausgegeben. Doch die Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse bedeutete gleichzeitig das Ende des Schwundgeldes. Es erwies sich im täglichen Gebrauch als wenig praktikabel. Die ständige Markenkontrolle war umständlich. Häufig lösten sich die Marken bei längerem Gebrauch. Auch die kleinliche Rechnerei erschien lästig. Die Beeinträchtigung des Geldsparens und Schwierigkeiten im internationalen Zahlungsverkehr mögen ebenfalls dazu beigetragen haben, dass das Schwundgeld nicht zum Geld für die Zukunft wurde, wie Gesell es sich gewünscht hätte.
Inhaltsverzeichnis
Berliner Wära
Erfurter Wära
Ulmer Wära