5-Francs-Schein „FEZZAN“: Unterschied zwischen den Versionen
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− | === | + | === Die Region Fezzan === |
− | + | Die subsaharische Region Fezzan in Libyen erstreckt sich von Tibesti im Süden bis fast an die Mittelmeerküste im Norden Libyens. Es ist eine Wüstenregion mit Oasen, die sich über 600.000 km² erstreckt und zur damaligen Zeit etwa 59.300 Einwohner hatte. Die Regionalhauptstadt ist Sehba. | |
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+ | Der Beginn der Offensive im Fezzan hängt stark mit der großen britischen Offensive in Richtung Tripoli zusammen. Ende 1941 drängten die Engländer die Italiener bis Bengasi, wurden dann aber durch General Rommel gestoppt. Erst die erfolgreiche Offensive von General Montgomery, dem Chef der 8. Armee, gegen die Achsenmächte bei El Alamein machte eine Verbindung zwischen den Engländern und Franzosen im Jahre 1942 möglich. Um seine Männer auf Trab zu halten, entschied sich General Leclerc den Feind hin und wieder zu attackieren, ohne sich jedoch in eine volle Schlacht zu begeben. Immer wieder griffen seine Männer italienische Stellungen entlang mehrerer Achsen an. | ||
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+ | Die erste richtige Fezzan-Kapagne startete am 17. Februar 1942 und endete am 14 März 1942. General Leclerc schickte über 500 Männer und 150 Fahrzeuge in einen motorisierten Guerilliakrieg in ein Gebiet so groß wie Frankreich. Die Oasen von Tedjeré und Ouaou el-Kébir fielen am 28. Februar, 1. März und 7. März 1942. | ||
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+ | Der weitere Vorstoß endete abrupt vor der Oase Oum el-Araneb. Grund dafür waren zwei italienische Divisionen sowie sehr agressive Fliegeroperationen der Deutschen und Italiener in der Region. Am 7. März, mit dem Einzug der Trockenzeit, befahl General Leclerc den generellen Rückzug. | ||
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+ | Die Kämpfe waren anstrengend und hatten logistisch viel abverlangt. General Leclerc nutzte diese Kampfpause, um Proviant und Material anzuschaffen und seine Männer besser auszubilden. Am 23. Dezember 1942 besetzte er die Oase Ouigh el-Kébir und machte diese zur Operationsbasis der Fezzan-Kampagnen. Damit war der Fezzan erobert. | ||
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− | Der | + | == Der Schein == |
+ | === Wie kam es zu dem Überdruck? === | ||
− | + | Nach der Einnahme des Fezzan durch General Leclerc sah dieser die Notwendigkeit, eine temporäre Währung einzuführen, denn von Beginn an verweigerten die Einheimischen die weitere Annahme der italienischen Lira. Die Idee der [http://de.wikipedia.org/wiki/Zentralafrikanische_Zentralbank Caisse Centrale de la France Libre (CCFL)], Banknoten der Banque d'Algérie zu benutzen, stieß auf wenig Zustimmung. So wurde von der CCFL entschieden, 5-Francs-Banknoten der Banque de l'Afrique Occidentale aus Lagerbeständen in die Region Fezzan zu versenden. Diese wurden dann mit einem Stempel RF/FEZZAN mit der [http://de.wikipedia.org/wiki/Linotype-Setzmaschine Linotypetechnik] überdruckt. Die Buchstaben RF stehen für ''République Française''. | |
− | Der | + | === Der Fezzan-Überdruck === |
− | + | Aus offiziellen Dokumenten geht hervor, dass 200.000 Stück aus einer erlaubten Stückzahl von 480.350 5-Francs-Banknoten der Banque d'Afrique Occidentale vom Typ 1934 mit dem ''RF/FEZZAN''-Stempel überdruckt wurden. Ob diese Stückzahl wirklich der Wahrheit entspricht, weiß man heute nicht genau – es kann sein, dass weniger Banknoten überdruckt wurden, als zur Verfügung standen. Da es pro Alphabet (Serie) 25.000 Banknoten gibt und pro Serienbuchstabe 1000 Banknoten gedruckt wurden, muss es mindestens 8 Alphabete (Serien) geben. | |
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Echtheitsmerkmale : | Echtheitsmerkmale : | ||
− | 1. Das Datum muss der 10 | + | 1. Das Datum muss der 10. März 1938 sein. |
− | 2. Der Originalschein muss in bestimmte Alphabete (Serien) passen. Als echt bekannt sind : | + | 2. Der Originalschein muss in bestimmte Alphabete (Serien) passen. Als echt bekannt sind: |
- L.4718 (1 Schein), | - L.4718 (1 Schein), | ||
- J.4719 (2 Scheine), | - J.4719 (2 Scheine), | ||
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5. Die Buchstaben müssen zwischen 12 mm und 14 mm hoch sein. | 5. Die Buchstaben müssen zwischen 12 mm und 14 mm hoch sein. | ||
− | 6. Da die [http://de.wikipedia.org/wiki/Linotype-Setzmaschine | + | 6. Da die [http://de.wikipedia.org/wiki/Linotype-Setzmaschine Linotypetechnik] benutzt wurde, darf der Stempel nicht zu scharf sein (Abnutzung durch wiederholtes Stempeln mit dem Linotypestempel) |
− | === | + | === Beispiele von Fezzan-Scheinen mit Überdruck === |
− | [[Datei:Fezzan VS klein.jpg]] | + | <center>[[Datei:Fezzan VS klein.jpg|thumb|none|600px|Abbildung 2: 5-Francs-FEZZAN-Schein, Vorderseite, Alphabet (Serie) L.4718, Datum 10-3-38 Quelle: cebcollect ]]</center> |
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− | Der Schein in Abblidung | + | Der Schein in Abblidung 2 hat alle Echtheitsmerkmale, die bekannt sind, um einen Fezzan-Schein zu authentifizieren. Aber eine 100%-ige Sicherheit seiner Echtheit ist leider nie gegeben, solange keine offiziellen Dokumente mit den benutzten Alphabeten (Serien), die für den Überdruck von der CCFL zur Verfügung gestellt wurden, vorliegen. |
− | [[Datei:Fezzan Assemblage klein.jpg]] | + | <center>[[Datei:Fezzan Assemblage klein.jpg|thumb|none|600px|Abbildung 3: Vergrößerte Ausschnitte des ''FEZZAN''-Stempels Quelle: cebcollect ]]</center> |
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− | + | === Eventuell gefälschte Scheine === | |
+ | Dies sind vor allem die 25-Francs-, 100-Francs- und 5-Francs-Fezzan-Scheine mit einem falschen Datum, Unterschrift und außerhalb des bekannten Alphabets (Serie). Wobei es Vermutungen gibt, dass auch einige 25-Francs-Scheine offiziell überdruckt wurden. Einen Nachweis für einen 100-Francs-Fezzan-Schein konnte noch niemand erbringen. Auch könnte man in der heutigen Zeit diesen Stempel mit einem guten Laserdrucker nachträglich auf den Schein drucken, wie die folgenden Abbildungen zeigen. | ||
− | + | <center>[[Datei:645-luv 100 F klein.jpg|thumb|none|600px|Abbildung 4: Digitaler Druck in schwarz/weiß - man sieht die einzelnen Pixel Quelle: Joseph E. Boling ]]</center> | |
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− | + | <center>[[Datei:610-luv_R_klein.jpg|thumb|none|600px|Abbildung 5: Digitaler Druck - man sieht die rötliche Einfärbung Quelle: Joseph E. Boling ]]</center> | |
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− | Abbildung 5: Digitaler Druck - man sieht die rötliche Einfärbung | ||
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− | Quelle: Joseph E. Boling | ||
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− | Abbildung 6: Digitaler Druck auf einem 100 Francs Schein - man sieht die verschiedenen Farben vor allem die blauen Punkte | + | <center>[[Datei:100_frs_2_live-Z_klein.jpg|thumb|none|600px|Abbildung 6: Digitaler Druck auf einem 100-Francs-Schein - man sieht die verschiedenen Farben, vor allem die blauen Punkte Quelle: Joseph E. Boling ]]</center> |
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− | ==Ende des | + | == Ende des Fezzan-Scheins == |
− | Es sieht aber so aus als hätte sich der | + | Es sieht aber so aus, als hätte sich der Fezzan-Schein nicht sehr lange als Zahlungsmittel gehalten und bald von der algerischen Währung abgelöst. Das ergibt sich aus einem Bericht der Banque de Libye, in dem steht, dass der algerische Franc rasch durch den libyschen Franc ersetzt wurde. |
− | + | == Quellen == | |
− | - Le Bulletin Numismatique Nr. 53 Seite 24 und 25 | + | - Le Bulletin Numismatique Nr. 53, Seite 24 und 25 |
− | - Maurice | + | - Maurice Kolsky: ''Le Papier-Monnaie de Sièges et de Campagnes de l'Armée Française'', zweite Auflage 2007, Seiten 126 ff. |
− | - Wikipedia | + | - Wikipedia |
- Joseph E. Boling, IBNS für die Bilder der falschen Stempel | - Joseph E. Boling, IBNS für die Bilder der falschen Stempel |
Aktuelle Version vom 6. August 2020, 15:22 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Vor dem zweiten Weltkrieg wurde Libyen in der Kampagne von 1929-1930 von italienischen Truppen besetzt. Als Währung führten die Italiener zwangsweise die italienische Lira ein.
Die Region Fezzan
Die subsaharische Region Fezzan in Libyen erstreckt sich von Tibesti im Süden bis fast an die Mittelmeerküste im Norden Libyens. Es ist eine Wüstenregion mit Oasen, die sich über 600.000 km² erstreckt und zur damaligen Zeit etwa 59.300 Einwohner hatte. Die Regionalhauptstadt ist Sehba.
Kampagnen im Fezzan
Der Beginn der Offensive im Fezzan hängt stark mit der großen britischen Offensive in Richtung Tripoli zusammen. Ende 1941 drängten die Engländer die Italiener bis Bengasi, wurden dann aber durch General Rommel gestoppt. Erst die erfolgreiche Offensive von General Montgomery, dem Chef der 8. Armee, gegen die Achsenmächte bei El Alamein machte eine Verbindung zwischen den Engländern und Franzosen im Jahre 1942 möglich. Um seine Männer auf Trab zu halten, entschied sich General Leclerc den Feind hin und wieder zu attackieren, ohne sich jedoch in eine volle Schlacht zu begeben. Immer wieder griffen seine Männer italienische Stellungen entlang mehrerer Achsen an.
Die erste richtige Fezzan-Kapagne startete am 17. Februar 1942 und endete am 14 März 1942. General Leclerc schickte über 500 Männer und 150 Fahrzeuge in einen motorisierten Guerilliakrieg in ein Gebiet so groß wie Frankreich. Die Oasen von Tedjeré und Ouaou el-Kébir fielen am 28. Februar, 1. März und 7. März 1942.
Der weitere Vorstoß endete abrupt vor der Oase Oum el-Araneb. Grund dafür waren zwei italienische Divisionen sowie sehr agressive Fliegeroperationen der Deutschen und Italiener in der Region. Am 7. März, mit dem Einzug der Trockenzeit, befahl General Leclerc den generellen Rückzug.
Die Kämpfe waren anstrengend und hatten logistisch viel abverlangt. General Leclerc nutzte diese Kampfpause, um Proviant und Material anzuschaffen und seine Männer besser auszubilden. Am 23. Dezember 1942 besetzte er die Oase Ouigh el-Kébir und machte diese zur Operationsbasis der Fezzan-Kampagnen. Damit war der Fezzan erobert.
Der Schein
Wie kam es zu dem Überdruck?
Nach der Einnahme des Fezzan durch General Leclerc sah dieser die Notwendigkeit, eine temporäre Währung einzuführen, denn von Beginn an verweigerten die Einheimischen die weitere Annahme der italienischen Lira. Die Idee der Caisse Centrale de la France Libre (CCFL), Banknoten der Banque d'Algérie zu benutzen, stieß auf wenig Zustimmung. So wurde von der CCFL entschieden, 5-Francs-Banknoten der Banque de l'Afrique Occidentale aus Lagerbeständen in die Region Fezzan zu versenden. Diese wurden dann mit einem Stempel RF/FEZZAN mit der Linotypetechnik überdruckt. Die Buchstaben RF stehen für République Française.
Der Fezzan-Überdruck
Aus offiziellen Dokumenten geht hervor, dass 200.000 Stück aus einer erlaubten Stückzahl von 480.350 5-Francs-Banknoten der Banque d'Afrique Occidentale vom Typ 1934 mit dem RF/FEZZAN-Stempel überdruckt wurden. Ob diese Stückzahl wirklich der Wahrheit entspricht, weiß man heute nicht genau – es kann sein, dass weniger Banknoten überdruckt wurden, als zur Verfügung standen. Da es pro Alphabet (Serie) 25.000 Banknoten gibt und pro Serienbuchstabe 1000 Banknoten gedruckt wurden, muss es mindestens 8 Alphabete (Serien) geben.
Echtheitsmerkmale :
1. Das Datum muss der 10. März 1938 sein.
2. Der Originalschein muss in bestimmte Alphabete (Serien) passen. Als echt bekannt sind: - L.4718 (1 Schein), - J.4719 (2 Scheine), - G.4808 (2 Scheine), - D.4892 (3 Scheine).
3. Die Unterschriften müssen von „Le Président Georges Keller“ und „Le Directeur Général Edwin Poilay“ sein.
4. Der Stempel muss die Größe von 53 mm * 45 mm haben.
5. Die Buchstaben müssen zwischen 12 mm und 14 mm hoch sein.
6. Da die Linotypetechnik benutzt wurde, darf der Stempel nicht zu scharf sein (Abnutzung durch wiederholtes Stempeln mit dem Linotypestempel)
Beispiele von Fezzan-Scheinen mit Überdruck
Der Schein in Abblidung 2 hat alle Echtheitsmerkmale, die bekannt sind, um einen Fezzan-Schein zu authentifizieren. Aber eine 100%-ige Sicherheit seiner Echtheit ist leider nie gegeben, solange keine offiziellen Dokumente mit den benutzten Alphabeten (Serien), die für den Überdruck von der CCFL zur Verfügung gestellt wurden, vorliegen.
Eventuell gefälschte Scheine
Dies sind vor allem die 25-Francs-, 100-Francs- und 5-Francs-Fezzan-Scheine mit einem falschen Datum, Unterschrift und außerhalb des bekannten Alphabets (Serie). Wobei es Vermutungen gibt, dass auch einige 25-Francs-Scheine offiziell überdruckt wurden. Einen Nachweis für einen 100-Francs-Fezzan-Schein konnte noch niemand erbringen. Auch könnte man in der heutigen Zeit diesen Stempel mit einem guten Laserdrucker nachträglich auf den Schein drucken, wie die folgenden Abbildungen zeigen.
Ende des Fezzan-Scheins
Es sieht aber so aus, als hätte sich der Fezzan-Schein nicht sehr lange als Zahlungsmittel gehalten und bald von der algerischen Währung abgelöst. Das ergibt sich aus einem Bericht der Banque de Libye, in dem steht, dass der algerische Franc rasch durch den libyschen Franc ersetzt wurde.
Quellen
- Le Bulletin Numismatique Nr. 53, Seite 24 und 25
- Maurice Kolsky: Le Papier-Monnaie de Sièges et de Campagnes de l'Armée Française, zweite Auflage 2007, Seiten 126 ff.
- Wikipedia
- Joseph E. Boling, IBNS für die Bilder der falschen Stempel